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Der in München geborene Freund Bertolt Brechts konnte sich mit seinen dramatischen Arbeiten nicht durchsetzen. Sein Genre war der historische Roman. In "Jud Süß" (1940) schildert er Aufstieg und Fall Joseph Süß Oppenheimers (1692 - 1738), der als Finanzberater des württembergischen Herzogs Karl Alexander zu Reichtum und höchstem Ansehen gekommen war. Als sich nach dem Tod des Herzogs eine antisemitische Stimmung im Volk breit machte, wurde Oppe ... mehr
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Roth stellt in seinen Romanen häufig das alte Österreich und seine Heimat Galizien in den Mittelpunkt: So in "Radetzkymarsch" (1932), "Hotel Savoy" (1924) und "Hiob" (1930). In der "Legende vom heiligen Trinker" (1930) schildert er die Ereignisse um den Trinker Andreas, der in Paris in den Armen eines Mädchens stirbt. Roth selbst war im Exil zum Trinker geworden und starb 1939 in einem Pariser Krankenhaus.
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Zweig ist vor allem als Autor der "Schachnovelle" (1941) und des Erzählbandes "Stern- stunden der Menschheit" (1927) bekannt. Doch er war auch ein Meister der historischen Biographie. Die Lebensbeschreibungen von "Marie Antoinette" (1932), "Erasmus von Rotterdam" (1935) und "Marie Stuart" (1935) zeugen davon.
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Wie Thomas Mann in seinem "Zauberberg", so beschäftigt sich auch Musil in seinem unvollendeten essayistischen Roman "Der Mann ohne Eigenschaften", dessen erster Band 1930 erschien, mit dem Zeitgeist vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor dem historisch realen Hintergrund der sich auflösenden Donaumonarchie.
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Die beiden großen Romane Heinrich Manns, die bis heute in keinem Lektürekanon fehlen dürfen, beschreiben die gesellschaftlichen Zustände im Kaiserreich: "Professor Unrat" (1905) thematisiert die bislang verborgenen und nun hervorbrechenden erotischen Leidenschaften des Gymnasialprofessors Raat, der zwar auf die Sittsamkeit seiner Schüler achtet, sich dabei aber in die Tänzerin Rosa Fröhlich verliebt. Als er sie heiratet, bedeutet dies das Ende ... mehr
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Er trat schon in den 30er Jahren mit dem Roman "Die Blendung" (1935) in den Kreis der angesehenen Literaten ein; eine breite Öffentlichkeit begann sich aber erst in den 60er und 70er Jahren für sein Werk, vor allem für die Gesellschaftsanalyse "Masse und Macht" (1960/73), aber auch für die autobiographischen Romane "Die gerettete Zunge" (1977), "Die Fackel im Ohr" (1980) und das "Augenspiel" (1985) zu interessieren. Den Höhepunkt der öffentlich ... mehr
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Die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Schriftsteller während des Dritten Reiches waren in der Geschichte der deutschen Literatur einzigartig. Zwar waren Zensur und politische Verfolgung seit dem Mittelalter feste Bestandteile der Geschichte von Intellektuellen, noch nie aber waren sie in diesem Ausmaß einer Verfemung im rassischen oder politischen Sinn ausgesetzt wie in dieser Zeit. Es blieben ihnen, wollten sie sich der nationalsozialistische ... mehr
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Künstlerische Zeitkritik manifestierte sich in den Nachkriegsjahren auf unterschiedliche Weise: einmal als bissige politische Satire z.B. in der Berliner "Weltbühne", eine vor dem Krieg von Siegfried Jacobsohn gegründete und bis 1918 primär dem Theater verpflichtete Zeitschrift, und einmal als politisches Chanson, das sich in dieser Zeit als bedeutende Waffe der Gesellschaftskritik in Deutschland durchsetzte. Als Forum diente dieser neuen Kunst ... mehr
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Spätestens seit 1930 nahmen die staatlichen Eingriffe in den Bereich der Kunst und Publizistik neben den Angriffen von seiten der Nationalsozialisten immer mehr zu. Die Nationalsozialisten versuchten gezielt, jede literarische Äußerung, die nicht der Partei-ideologie entsprach, zu unterdrücken.
Schon im Jahr 1933 inszenierten sie Bücherverbrennungen, wo die Werke von jüdischen und linken Autoren ein Opfer der Flammen wurden: betroffen waren He ... mehr
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Europa am Vorabend des Ersten Weltkrieges: Thomas Manns Roman "Der Zauberberg"
Kurzbiographie
1875 geboren in Lübeck
ab 1893 wohnhaft in München
1895 - 1896 Studium an der Technischen Hochschule
ab 1896 Italienaufenthalt
1901 "Die Buddenbrooks" (Roman)
1905 Heirat mit Katja Pringsheim
1905 Geburt der Tochter Erika
1906 Geburt des Sohns Klaus
1909 Geburt des Sohns Golo
1924 "Der Zauberberg" (Roman)
1930 "Mario ... mehr
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Franz Biberkopf - der Antiheld: Alfred Döblins Roman "Berlin Alexanderplatz"
Kurzbiographie
1878 geboren in Stettin als Sohn eines Kaufmanns
ab 1888 aufgewachsen in Berlin
1900 - 1905 Studium der Medizin in Berlin und Freiburg i. Breisgau
1910 "Die Ermordung einer Butterblume" (Erzählungen)
1911 - 1931 eigene Praxis für Neurologie und Psychiatrie in Berlin
1914 - 1918 Militärarzt im Ersten Weltkrieg
1929 "Berlin Alexanderp ... mehr
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Das epische Theater Brechts: "Der gute Mensch von Sezuan"
Schon der junge Bert Brecht kritisiert die Gesellschaft auf dem Theater; seine frühen Stücke "Baal", "Trommeln in der Nacht" und "Im Dickicht der Städte", aber auch "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" (1930) zeigen dies. Als Brecht sich ab 1934 dem Studium der Werke von Karl Marx zuwandte, beeinflußten ihn diese nachhaltig. Brecht erkannte das traditionelle Theater als eine in die ... mehr
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Eine "unerhörte Begebenheit": Stefan Zweigs "Schachnovelle"
Kurzbiographie
1881 geboren in Wien als Sohn eines wohlhabenden Industriellen
ab 1890 Studium der Philosophie, Germanistik und Romanistik in Berlin und Wien
1914 - 1918 Aufenthalt in der Schweiz bei Romain Rolland
1919 - 1935 Aufenthalt in Salzburg
1920 Heirat mit Friderike Maria Burger
1927 "Sternstunden der Menschheit" (Erzählungen)
1932 "Marie Antoinette" ( ... mehr
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Die Zentralfigur dieser Erzählung ist eine junge Haushälterin. Diese Frau verliebt sich in einem Mann, der ein von der Polizei gesuchter Rechtsbrecher ist. Sie verhilft ihm zur Flucht. Daraufhin erscheinen in der "ZEITUNG" Berichte, in denen Katharina als Mörderbraut denunziert wird. Sie ist der andauernden Hetze nicht gewachsen und erschießt in unerwarteter Gegenwehr den für diese Berichte verantwortlichen Journalisten. Die Erzählung konstru ... mehr
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Die Erzählung der Marquise von O... beginnt mit folgenden Sätzen: \"In M..., einer bedeutenden Stadt im oberen Italien, liess die verwitwete Marquise von O..., eine Dame von vortrefflichem Ruf, und Mutter von mehreren wohlerzogenen Kindern, durch die Zeitungen bekannt machen: dass sie, ohne ihr Wissen in andre Umstände gekommen sei, dass der Vater zu dem Kinde, das sie gebären würde, sich melden solle; und dass sie, aus Familienrücksichten, entsc ... mehr
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Die Geschichte, die sich schlussendlich doch noch zum Guten gewendet hat, endet mit folgenden Sätzen: \"Er fing, da sein Gefühl ihm sagte, dass ihm von allen Seiten, um der gebrechlichen Einrichtung der Welt willen, verziehen sei, seine Bewerbung um die Gräfin, seine Gemahlin, von neuem an, erhielt, nach Verlauf eines Jahres, ein zweites Jawort von ihr, und auch eine zweite Hochzeit ward gefeiert, froher, als die erste, nach deren Abschluss die g ... mehr
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Nach der Vertreibung der Marquise aus dem Elternhaus, dies durch die rasende Wut ihres Vaters, vollzieht sich eine wundersame Verwandlung in ihr. Anstatt in ein tiefes Loch zu fallen, in Selbstmitleid zu versinken, reisst sie sich zusammen und bringt sich selbst aus der Misere. Dies ist gut erkennbar dargestellt durch den Satz: \"Durch diese schöne Anstrengung mit sich selbst bekannt gemacht, hob sie sich plötzlich, wie an ihrer eigenen Hand, aus ... mehr
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Ein sehr interessanter Abschnitt der Geschichte ist die Erzählung des Schwanes Thinka, eine Schilderung des Fiebertraumes, den der Graf F. während seiner schweren Verwundung erlebt hatte. Sie lautet wie folgt: \"Hierauf erzählte er mehrere, durch seine Leidenschaft zur Marquise interessanten, Züge: wie sie beständig, während seiner Krankheit, an seinem Bette gesessen hätte; wie er die Vorstellung von ihr, in der Hitze des Wundfiebers, immer mit d ... mehr
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Die Versöhnungsszene erscheint ziemlich bizarr und war zu der Zeit von Kleist wohl noch weitaus schockierender als sie es heute ist. Ich ziehe zur Interpretation einen Satz dieser Szene heran, der mir besonders markant erscheint: \"Die Tochter sprach nicht, er sprach nicht; mit über sie gebeugtem Antlitz sass er, wie über das Mädchen seiner ersten Liebe, und legte ihr den Mund zurecht, und küsste sie.\"(S.44, Z.10-13).
Die Art der Liebe, die der ... mehr
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3.1 Interpretation der ersten Sätze
Auf den ersten Blick sind die eröffnenden Sätze der Erzählung \"Das Erdbeben in Chili\" nicht sonderlich aufschlussreich. \"In St.Jago, der Hauptstadt des Königreichs Chili, stand gerade in dem Augenblicke der grossen Erderschütterung vom Jahre 1647, bei welcher viele tausend Menschen ihren Untergang fanden, ein junger, auf ein Verbrechen angeklagter Spanier, namens Jeronimo Rugera, an einem Pfeiler des Gefä ... mehr
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