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Der Altenpfleger Kuno führt ein behagliches Leben: tagein, tagaus, und dies seit 25 Jahren, betreut er die "Gäste" des Altersheims von Fluntern, sein Leben plätschert gemächlich dahin. Auf den ersten Seiten finden wir ihn auf den Knien, er schabt Kaugummis vom Zimmerboden der Frau Schroth, die am Vorabend neunundneunzigjährig gestorben ist.
So lebt er denn gemächlich vor sich hin - bis er eines Tages einen Neuzugang erhält: seinen eigenen Vate ... mehr
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Schon von der ersten Seite an war ich fasziniert und gefangen von der farbigen, lebhaften und greifbaren Sprache Urs Widmers. Er beginnt mit einer Beschreibung des Waldes hinter seinem Zuhause, er erzählt von seiner Familie, malt prächtige Bilder von der Landschaft, in der er seine Jugend zugebracht hat. Dann kommt ein plötzlicher Bruch. Man befindet sich wieder in der Gegenwart, doch wo, das weiss der Leser anfänglich noch nicht so genau, man ... mehr
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Alles beginnt mit einem Traum des Erzählers, zugegebenermassen einem eher diffusen Traum, denn der Erzähler träumt von einer Siphonflasche. Meine Generation weiss wohl kaum mehr, was das überhaupt sein soll, doch es gibt noch wenige Menschen, die sich mit Siphonflaschen auskennen. Mit einer Siphonflasche kann man nämlich Soda produzieren -- eins, zwei, drei eine Kapsel und schon wandelt sich das flache, fade Hahnenwasser mittels einer sogenannt ... mehr
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"Jetzt! Jetzt schreibe ich und bin gleichzeitig. Tatsächlich, ich stosse einen Jubelschrei aus, und während ich juble, notiere ich, dass ich es tue. Ahh! (...) Vorbei. Was ich von nun an schreibe, wird sein. Falls es so sein wird."
Sowohl "Kongo" als auch im "Siphon" finden wir zwei verschieden Zeit-, respektive
Raumebenen. Kuno schreibt seine Vergangenheit, seine Geschichte vor dem Kongo, auf seinem Laptop nieder, als er schon im Kongo weil ... mehr
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3.1.1 Das Reisemotiv
In Widmers Werken spielt das Reisen eine grosse Rolle. Sowohl Kuno als auch der Erzähler im "Siphon" unternehmen eine Reise, sowohl zeitlich und geographisch, als auch in sich selbst. Kuno findet sich und seine dunkle Seite - im wahrsten Sinne des Wortes - in den Tiefen des Dschungels, wo er sich schliesslich glücklich niederlässt mit seiner geliebten Schwester Anne; beide schwarz, beide zufrieden. Der Erzähler im "Sipho ... mehr
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Ich möchte mich, bevor ich auf konkrete Beispiele aus der Literatur eingehe, zuerst mit den globaleren Zusammenhängen im Bezug auf Utopien beschäftigen:
Utopien und das utopische Denken ist der menschlichen Kulturgeschichte bis hinein in die Zeiten Platons schriftlich belegt, hat aber mit Sicherheit schon immer existiert. Platons Utopie (ich gehe später noch genauer auf sie ein) ist als Beispiel für die klassische Utopie sehr gut geeignet. ... mehr
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Obwohl vorher schon angesprochen, sollte man sich klarwerden, was die literarische Utopie ist und sich um eine Definition bemühen:
Grundsätzlich ist ein utopisches Werk eine "zusammenhängende und in sich geschlossene, schriftlich fixierte Darstellung einer Wunschwelt (oder Alptraumwelt)". Utopien sind also immer fiktionale Texte. Mit einigen anderen literarischen Gattungen berühren sie sich zum Teil sehr eng: Ihr hoher Fiktionalitätsgrad r ... mehr
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Die erste Utopie ist zweifelsohne Platons "Politeia", weil diese als erstes solches Werk eine klare rationale Argumentationsstruktur aufweist.
Platon, der griechische Philosoph (427-347 v. Chr.) hat mit seiner Ideenlehre die Philosophie des Abendlandes stark beeinflußt. Theologie und Philosophie des christlichen Ostens fußen fast ausschließlich auf Platon. Auch in der modernen Philosophie ist der Einfluß Platons stark zu spüren ... mehr
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Das erste Werk, das tatsächlich den Namen "Utopie" trug und damit auch Namensgeber für eine ganze Literaturgattung wurde, ist Thomas Morus' "Utopia". Das Wort selbst leitet sich her aus dem griechischen "u-topia", das soviel wie "Nirgendland" oder "Nichtland" bedeutet, aber nicht in der klassischen Literatur belegt ist, sondern eine humanistische Neubildung zu sein scheint.
Sir Thomas Morus (lateinisierte Form von More) lebte von 1478 - ... mehr
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Das Werk "Robinson Crusoe" ("The Life and Strange Surprizing Adventures of Robinson Crusoe, of York, Mariner"), das 1719 erschien, hat sich schnell ein äußerst weites Publikum erschlossen und ist in seiner Bedeutung für die utopische Literatur nie unterschätzt worden.
Es handelt von dem Seefahrer Robinson Crusoe (nach dem historischen Vorbild von A. Selkirk geschaffen), der auf einer einsamen Insel strandet und sich bald mit seinem "pragmat ... mehr
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Orwells "Nineteen Eighty-Four" gilt wohl neben Alois Huxleys "Brave New World" als das beste Beispiel für die klassische Dystopie unseres Jahrhunderts. Sein Werk zeigt den Menschen einem staatlichen Machtapparat ausgeliefert, dessen allgegenwärtiger Repräsentant der "Big Brother" ist. Der Protagonist, Winston Smith, ist selber Parteimitglied und wechselt vom systemkonformen Bürger langsam zum "subversiven Element". Er sucht verzweifelt nach e ... mehr
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Jules Verne wurde am 8. Februar 1828 in Nantes, Frankreich, geboren.
Mit Victor Hugo als einziger Ausnahme, ist Jules Verne der bekannteste und erfolgreichste Autor der jüngeren französichen Literaturgeschichte, seine bekanntesten Arbeiten sind nach der Bibel und den Werken von Tolstoi und Lenin die meistübersetzten Bücher der Welt.
Nach seiner Jugend in Nantes begann Verne in Paris Jura zu studieren, erkannte aber nach dem Studium bald, d ... mehr
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Das Auffälligste an "Paris im 20. Jahrhundert" ist sicherlich das späte Erscheinungsdatum: Das Buch erschien in der Erstauflage erst im Jahr 1994 bei Hachtette unter dem Namen "Paris au Xxe siècle".
Das Buch war zwar schon lange in Publikationen über Jules Verne aufgeführt worden, aber wo das Manuskript verschollen war und warum es nie zur Veröffentlichung gelang, konnte man nur vermuten.
Daß überhaupt die Existenz bekannt war, verdankte ... mehr
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Nachdem im Kapitel "Utopien in der Literatur" verschiedene utopische oder dystopische Werke kurz zusammengefaßt und bewertet wurden, möchte ich mich mit dem Werk von Jules Verne nun etwas ausführlicher beschäftigen und hervorheben, wie er unsere Zeit vorausgesehen hat, was er daran kritisierte und in wie sich das Bild der Zukunft, das er hier formuliert von dem damaligen Zeitgeist abhebt.
Verne hat dem Text wohlweislich noch ein Gedicht vo ... mehr
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"Paris im 20. Jahrhundert" ist sicherlich nicht Vernes bester Roman, die Charaktere sind teilweise flach gezeichnet, die Handlung ist voraussehbar, und das Ende ist für heutige Maßstäbe furchtbar pathetisch. Betrachtet man das Werk jedoch im Kontext zu Vernes restlichen Werken und der damaligen Zeit auf der einen Seite und im Verhältnis zu unserer Zeit auf der anderen Seite, wird es umso interessanter.
Die Ablehnung auf die das Buch damals ... mehr
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Immer, wenn eine solche Arbeit angefertigt wird, stellt sich beim Leser die Frage, warum der Verfasser gerade dieses Thema und kein Anderes gewählt hat...
Was mich an Utopien besonders fasziniert, ist daß sie zwar fiktiv sind, aber im selben Moment auch eine Auseinandersetzung mit der Zukunft darstellen, die, trotz des fiktionalen Charakters, mit der zukünftigen Realität auf besondere Weise verknüpft ist.
Gerade diese Auseinandersetzung ... mehr
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Der Roman ist in vier etwa gleich lange Kapitel und ein fünftes, kurzes Schlußkapitel gegliedert.
I. Der Roman beginnt mit dem zentralen Satz, "Aber Jakob ist immer quer über die Gleise
gegangen", und aus Sicht mehrerer Personen wird über den unklaren Unfalltod Jakobs gerätselt. So wird von Beginn des Romans an gleich das Ende vorweggenommen.
Die Handlung des Romans beginnt im Oktober 1956, wo der Stasi-Hauptmann Rohlfs während militärisch ... mehr
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Bei seinen Schilderungen über die Landschaft läßt Johnson die sozialen und politischen Veränderungen der dortigen Bevölkerung nicht aus, er erzählt außerdem von der Denkweise und Mentalität der Landbevölkerung.
Er läßt seine Personen in ihrem Originalzustand bestehen, d.h. ihr Dialekt bleibt erhalten um möglichst viel von den mecklenburgischen Gegebenheiten zu vermitteln.
Im Gegensatz zu den exakten Schilderungen von Küste und Landschaft der Id ... mehr
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Jakob hat sich dem System völlig untergeordnet und angepaßt. Er lebt als Musterbeispiel der Arbeiterklasse, weshalb er in seiner Arbeit völlig aufgeht. Er ist gewissenhaft, absolut pflichtbewußt und ein überaus kollegialer Mitarbeiter (er übernimmt z.Bsp. an einem Feiertag die Nachtschicht eines verheirateten Kollegen). Zudem überlegt er ständig über eine noch schnellere Abfertigung der Züge nach.
Die Möglichkeit im Westen zu bleiben lehnt er a ... mehr
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Die Aufgabe des Lesers ist es in diesem Roman die Handlungen Jakobs vor dessen Todesfall zusammen zu stückeln. Das Problem hierbei ist die schwierige Erzählform: in inneren Monologen werden Tatsachen zurechtgebogen, Zeugenberichte geben Aufschluß über Geschehenes und zudem dienen Gespräche unter Freunden, Verwandten und dritter als Quellen auf der Suche nach der Handlung.
Die Zuweisung der Passagen zur Handlung wird zusätzlich erschwert, da Joh ... mehr
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