Der Altenpfleger Kuno führt ein behagliches Leben: tagein, tagaus, und dies seit 25 Jahren, betreut er die "Gäste" des Altersheims von Fluntern, sein Leben plätschert gemächlich dahin. Auf den ersten Seiten finden wir ihn auf den Knien, er schabt Kaugummis vom Zimmerboden der Frau Schroth, die am Vorabend neunundneunzigjährig gestorben ist.
So lebt er denn gemächlich vor sich hin - bis er eines Tages einen Neuzugang erhält: seinen eigenen Vater. Und eben dieser Besuch stellt Kunos ganzes Leben komplett auf den Kopf. Im Verlaufe des Zusammenseins erfährt der Altenpfleger Dinge von seinem Vater, die er nie für möglich gehalten hätte - muss er doch entdecken, dass dieser während des Zweiten Weltkriegs bei weitem kein langweiliges Leben als Elektriker geführt hat, sondern als Spion die Machenschaften der Zentralmächte zu verhindern suchte. Kuno ist bestürzt; er scheint der einzige Mensch dieses ausgehenden Jahrhunderts zu sein, der kein Schicksal hat «In diesem Jahrhundert ist noch der letzte Depp bei der Landung in der Normandie mitgerannt oder in Hiroshima umgekommen», ruft Kuno. «Einzig ich habe kein Schicksal.» Tatsächlich hat er nichts gewonnen und alles verloren: die Mutter, auf rätselhafte Weise erschossen, schon im Krieg, die Jugendliebe lief ihm mit seinem besten Freund Willy in den Kongo davon, und seine Vorgesetzte, die dreissigjährige Schwester Anna, beschied ihm auf seinen Heiratsantrag: «Da können Sie warten, bis Sie schwarz sind.» Doch das alles soll sich bald ändern. Im Verlaufe der Geschichte erinnert sich Kuno gern an vergangene Zeiten: Er träumt von der besagten grossen Liebe Sophie, die er einst an seinen ehemals besten Freund Willy verlor, der sie mit in den Kongo genommen hat, um dort die Filiale einer Schweizer Brauerei zu führen; er träumt von seiner verstorbenen Mutter, die, wie er nun durch seinen Vater erfährt, gemeinsam mit dem Gärtner (welcher eigentlich der familieneigene Leibwächter war) von der Gestapo ermordet wurde.
Und auf einmal bietet Anselm Schmirhahn -- der Besitzer der Brauerei Anselm und ein Nachbar Kunos -- dem Altenpfleger die Möglichkeit, in den Kongo zu reisen, um den angeblich verschollenen Willy samt Ehefrau Sophie zu suchen und gegebenenfalls zurückzubringen. Auf dieser abenteuerlichen Reise sowohl ins ferne Afrika wie auch tief in seine eigene Seele hinein lernt Kuno sich selbst kennen, er ist fasziniert vom geheimnisvollen und betörenden Dschungel Afrikas und den Abgründen seines Herzens, und er muss feststellen, als er zurückreist, dass er sich wahrhaftig grundlegend verändert hat.
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