Das Auffälligste an "Paris im 20. Jahrhundert" ist sicherlich das späte Erscheinungsdatum: Das Buch erschien in der Erstauflage erst im Jahr 1994 bei Hachtette unter dem Namen "Paris au Xxe siècle".
Das Buch war zwar schon lange in Publikationen über Jules Verne aufgeführt worden, aber wo das Manuskript verschollen war und warum es nie zur Veröffentlichung gelang, konnte man nur vermuten.
Daß überhaupt die Existenz bekannt war, verdankte man Michel Verne, der sofort nach dem Tod seines Vaters ein Verzeichnis der noch unveröffentlichten Werke angelegt hatte, um nicht in Verdacht zu geraten, er hätte die posthum erscheinenden Werke des berühmten Jules selbst geschrieben. Trotzdem tauchte das fragliche Werk auch in dem Nachlaß, den Familie Verne Nantes, der Geburtsstadt von Jules Verne, 1980 vermachte, nicht auf. Das Manuskript lag zu dem Zeitpunkt noch in einem Safe, der für leer gehalten wurde.
Daß der Roman ein solches Schicksal genommen hatte, war jedoch kein Zufall: Jules Verne hatte ihn 1863, also sehr kurz nach dem sensationellen Erfolg von "Fünf Wochen im Ballon", seinem Verleger Pierre-Jules Hetzel vorgelegt. Diesmal ist Hetzel jedoch, im Gegensatz zu Vernes vorherigem Werk, recht wenig begeistert.
Ihm mißfällt der pessimistische Ton, er wirft Verne allerlei stilistische Mängel vor und der tragische Protagonist, Michel, erscheint Ihm schlicht "unerträglich".
Er schreibt in einem Brief an Verne: "Mein Lieber Verne...Ihr Michel plustert sich mit seinen Versen wie ein Truthahn auf...sogar wenn sie ein Prophet wären, würde keiner Ihre Prophezeiungen glauben, es würde die Leute einfach nicht interessieren...eine Veröffentlichung wäre eine Katastrophe für ihren Ruf..."
Verne folgt dem Ratschlag seines Verlegers, schließt das Manuskript (zu späterer Veröffentlichung?) in dem erwähntem Safe ein und besinnt sich in den folgenden Jahren wieder auf seine finanzielle Stärke, den "optimistischen Fortschritts-Abenteuerroman", erst in den 1880er Jahren veränderte sich der Ton von Vernes Werken, wahrscheinlich im Zusammenhang mit persönlichen Ereignissen, wieder in eine eher kritische Richtung.
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