Franz Biberkopf - der Antiheld: Alfred Döblins Roman "Berlin Alexanderplatz"
Kurzbiographie
1878 geboren in Stettin als Sohn eines Kaufmanns
ab 1888 aufgewachsen in Berlin
1900 - 1905 Studium der Medizin in Berlin und Freiburg i. Breisgau
1910 "Die Ermordung einer Butterblume" (Erzählungen)
1911 - 1931 eigene Praxis für Neurologie und Psychiatrie in Berlin
1914 - 1918 Militärarzt im Ersten Weltkrieg
1929 "Berlin Alexanderplatz" (Roman)
ab 1933 im Exil in Paris
1940 - 1945 im Exil in den USA
1945 Rückkehr nach Deutschland (als Mitarbeiter der französischen Militärregierung)
1953 - 1956 Aufenthalt in Paris
1956 "Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende" (Roman)
1957 gestorben in Berlin
Der Roman "Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf" (1929) hat, wie der Titel schon besagt, zwei "Helden": die Stadt Berlin und Franz Biberkopf. Beide sind keine Helden im traditionellen Sinne: Indem Döblin das Leben in Berlin in den Mittelpunkt rückt, schuf er den ersten deutschen Großstadtroman, ein Genre, das vor ihm John Dos Passos (1896 - 1970) mit dem Roman "Manhattan Transfer" (1925) populär gemacht hatte. Auch Franz Biberkopf unterscheidet viel vom klassischen Typus des Helden: Statt durch seine Taten die Handlung voranzutreiben, treibt Biberkopf selbst durch Berlin, wird von unsichtbarer Hand getrieben und erleidet mehr, als er bewegt.
"Berlin Alexanderplatz" ist in vielfacher Hinsicht ein "moderner Roman": Nicht nur die Abkehr von traditionellen Helden und der chronologisch erzählten Fabel machen ihn dazu, sondern auch die Verwendung neuartiger Mittel des Erzählens (innerer Monolog, erlebte Rede und Bewußtseinsstrom) und die häufig eingesetzte Montagetechnik (Einführung von Songtexten, Überschriften von Tageszeitungen etc.)
Zu Beginn des Romans verläßt Biberkopf, ein ehemaliger Transportarbeiter, die Strafanstalt Tegel, in der er einsitzen mußte, da er im Affekt seine Freundin Ida erschlagen hatte. Döblin schildert nun in neun Büchern den Weg Biberkopfs durch Berlin, der dabei ist, sich Arbeit und Wohnung zu suchen und "ein neuer Mensch" zu werden. Das fällt ihm jedoch gar nicht so leicht: Zum einen steht er sich selbst mit seiner Gutgläubigkeit im Weg, zum anderen wird er, der nicht in der Lage ist, seine Mitmenschen zu übervorteilen, immer wieder Opfer egoistischer und ihn mißbrauchender Zeitgenossen.
Als sein "Freund" Reinhold ihn überredet, bei einer Diebestour mitzumachen und ihn auf der Flucht aus dem fahrenden Wagen wirft, überlebt er zwar den Sturz, doch er verliert den rechten Arm. Nun erkennt Biberkopf, daß sein Leben nur mehr an einem dünnen Faden hängt. Als dann Biberkopf auch noch seine Freundin, die Prostituierte Mieze tötet, bricht Biberkopf zusammen. Erst nach seinem Aufenthalt in der Irrenanstalt ist er in der Lage, sein Leben grundlegend zu ändern: Er findet eine Anstellung als Hilfsportier.
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