Die beiden großen Romane Heinrich Manns, die bis heute in keinem Lektürekanon fehlen dürfen, beschreiben die gesellschaftlichen Zustände im Kaiserreich: "Professor Unrat" (1905) thematisiert die bislang verborgenen und nun hervorbrechenden erotischen Leidenschaften des Gymnasialprofessors Raat, der zwar auf die Sittsamkeit seiner Schüler achtet, sich dabei aber in die Tänzerin Rosa Fröhlich verliebt. Als er sie heiratet, bedeutet dies das Ende seiner Karriere im Schuldienst. Mann decouvriert hier wie auch in seinem noch bekannteren Roman "Der Untertan" die Autoritätsgläubigkeit und die untergründige Neigung zur Anarchie, wie er sie in der wilhelminischen Gesellschaft vorfand.
Die Anfänge Heinrich Manns als Schriftsteller liegen im Expressionismus; Thematik und manche Stilelemente des "Professor Unrat", aber auch des "Untertan" weisen noch darauf hin. Trotzdem ist es gerechtfertigt, Mann als Autor der Weimarer Republik vorzustellen, fällt doch die Zeit zwischen 1918 und 1950 mit seiner größten öffentlichen Wirksamkeit zusammen. So sollte er, der durch die Nationalsozialisten 1933 aus der "Preußischen Akademie der Künste" ausgeschlossen wurde, nach seinem Exil im Jahr 1950 die Präsidentschaft der neugegründeten "Akademie der Künste" in Ostberlin übernehmen.
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