Wenn man die beiden sehr unterschiedlichen Beispiele Therese und Carol einmal genauer betrachtet und in die Realität überträgt, wird man wohl zu dem Entschluss kommen, dass es sicherlich mehr Menschen auf der Welt gibt, die wie Carol sind. Es ist für die Meisten schwer, sich dem bewusst zu werden und sich dann ihren Gefühlen hinzugeben. Menschen wie Therese, denen es nichts ausmacht homosexuell zu sein und die von Anfang an sehr gut mit ihren Gefühlen zurecht kommen, gibt es bestimmt seltener. Ich kann das nur soweit beurteilen, wie ich es aus den Medien kenne oder aus meinem Bekanntenkreis sagen kann. Nach meinen Erfahrungen zu urteilen, versuchen sich viele Homosexuelle erst in einer oder mehreren Beziehungen der "normalen" Art, als mit einer andersgeschlechtlichen Person. Erst wenn sie dann spüren, dass es einfach nicht funktioniert und sie sich in den intimen Momenten während der Beziehung jedes Mal eine Person ihres Geschlechts wünschen, versuchen sie mit dem Gedanken klarzukommen, dass sie homosexuell sind. Heutzutage hat sich aber schon viel geändert. Natürlich ist ein "Coming-out"[12] für die Meisten immer noch sehr schwierig, aber ich denke die Menschen sind in Bezug auf Homosexualität sehr viel toleranter geworden. Für mich unverständlich ist, dass Therese sich keinem Freund anvertraut. Im Gegenteil, sie wendet sich von allen Freunden ab. Es ist doch viel hilfreicher, wenn einem jemand beisteht und hilft, wenn man ihn braucht.
Ich möchte hier noch ein Zitat anbringen: "In unserer heutigen, liberalen Zeit mag es vielleicht weniger Frauen wie Therese geben, aber sicherlich leben in Tausenden von Städten noch viele Carols, mit einem ähnlichen Schicksal wie sie."[13] Genau dieser Meinung bin ich auch.
Historischer Hintergrund:
Zum historischen Hintergrund möchte ich noch einmal ganz klar betonen, dass es zu dieser Zeit als "unanständig" angesehen wurde, homosexuell zu sein. In manchen Gebieten wurden homosexuelle Menschen sogar bestraft. Als Anlage habe ich aus dem Internet eine Art Chronik zu diesem Thema herausgesucht. So war es also zu dieser Zeit in Deutschland und auch in dem "Land der Freiheit", Amerika, wurde Homosexualität nicht anders gehandhabt. In den Schriften, die um diese Zeit verfasst und veröffentlicht wurden, geht es meistens nur um "Schwule". Dass es auch Liebe unter Frauen gibt, empfand man damals als unmöglich. Im Juni 1969 erheben sich Homosexuelle erstmals gegen die Diskriminierung und Unterdrückung. Dieser Tag ist mittlerweile legendär, wird auch bei uns von zahlreichen Schwulen und Lesben gefeiert und ist als Christopher Street Day bekannt.
Schlusswort:
Abschließend möchte ich noch einmal meinen Standpunkt zu diesem Buch verdeutlichen. Ich finde, es ist ein sehr spannender und schöner Roman, welcher leicht zu verstehen ist. Wenn man erst einmal angefangen hat, möchte man gar nicht mehr aufhören zu lesen. Patricia Highsmith "setzt immer wieder einen drauf". Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen.
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