Natürlich konnten die eingangs genannten Problemstellungen hier nicht erschöpfend behandelt (geschweige denn endgültig geklärt) werden. Dennoch scheint sich aus dem Dargelegten -insbesondere den Forschungen Greenleafs u.a. über die Provisoratos - die Erkenntnis zu ergeben, dass der soziale Kontroll- und Disziplinierungsmechanismus Inquisition im Rahmen der spanischen Kolonialherrschaft eine bedeutende Rolle gespielt hat. Zu diesem Zweck wurde er in seiner organisatorischen Form den im Vergleich zu Spanien deutlich anderen kulturellen Bedingungen in der Neuen Welt angepasst, ohne dadurch größere Veränderungen seines Inhaltes zu erfahren. In diesem Sinne ist die in 2.3. erwähnte These Klor de Alvas über das Scheitern der Inquisition in der Neuen Welt wahrscheinlich zu absolut, was nicht bedeutet, dass seine Auffassungen über die Bedeutung der Beichte für die Disziplinierung der indianischen Bevölkerung hinfällig wären.
Für den zweiten Komplex - die Frage nach der Wirkung, die die Inquisition unter der indianischen Bevölkerung hatte - konnten nur indirekte Belege (insbesondere in 3.3.) erbracht werden. Dieser Bereich bleibt schwierig zu erforschen, weil praktisch keine Quellen aus der Sicht der Betroffenen existieren, Schlussfolgerungen daher nur aus den von der Inquisition selbst produzierten Dokumenten sowie aus Berichten von Zeugen, die i.d.R. selbst der Kolonialelite angehörten, gezogen werden können.
Abschließend sei bemerkt, dass die Beschäftigung mit der Geschichte der Inquisition in den spanischen Kolonien nicht zuletzt eine gute Möglichkeit ist, der oftmals Euro-zentristischen Sicht hiesiger Geschichtswissenschaft zu entgehen.
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