Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde die Börse zunächst geschlossen. Erst 1916 wurde im Wertpapierbörsensaal ein sogenannter Privatverkehr zugelassen, um dem blühenden außerbörslichen Handel den Boden zu entziehen. Die Wiedereröffnung des amtlichen Börseverkehrs fand erst Anfang 1920 statt. In der nun folgenden Inflationszeit erlebte die Börse wieder starken Zulauf und eine inflationsbedingte Hausse. Die sich stark entwertenden österreichischen Kronen flossen in den Aktien- und Devisenmarkt. Die Nachkriegshausse endete im März 192~ mit dem Ende der Francspekulation. Die Hoffnung auf eine Abwertung des französischen Franc erfüllte sich dank amerikanischer Finanzhilfe nicht. Die Verluste auf dem Devisenmarkt zogen auch den Aktienmarkt in Mitleidenschaft. Die Aktienkurse erholten sich in Wien auch in den folgenden Jahren nur wenig. Der Kurssturz in New York vom Oktober 1929 hatte für Wien keine erheblichen Auswirkungen. Nach Einführung der Schillingwährung im Jahre 1925 wurde ein Schlußstrich unter die Nachkriegsinflation gezogen. Die Weltwirtschaftskrise und die Bankenzusammenbrüche beeinträchtigten den Börsenhandel in den folgenden Jahren schwer und ließen nicht nur die Aktienkurse, sondern auch die Zahl der Börsenbesucher stark zurückgehen.
Durch den Zerfall der Monarchie war die Stellung der Wiener Börse als Finanzplatz stark geschmälert worden. Dennoch behielt sie für Südosteuropa Bedeutung und viele Wertpapiere aus den Nachfolgestaaten der Monarchie, wie Ungarn, Tschechoslowakei etc., wurden weiterhin in Wien gehandelt. Unter den 205 Aktien, die 1937 an der Wiener Börse gehandelt wurden, befanden sich noch 75 ausländische aus den Nachfolgestaaten.
|