In der Konsoliedierungsphase einer kulturellen Szene, also der Entstehung eines Netzes von Plattenläden, Clubs, an Prominenz gewinnende DJs, verstärkt sich die Tendenz zur professionalisierten Arbeitsweise. Verbunden ist dies mit dem einem verstehbareren und zugänglicheren Stil der ästhetischen Produkte. Exemplarisch für diese Entwicklung dürfte Jürgen Laarmanns interessantes Technomagazin Frontpage sein. Produziert in Berlin und beginnend mit einem umsonst in Plattenläden des Vertauens ausliegenden schwarzweißen 30-Seiter, stand Frontpage für Information über alles, was für Technoland von Interesse sein könnte, also: Techno/ elektronische Musik/ Tanztempel/ Ansichten stadtbekannter Plattenverkäufer. Mit der Explosion von Techno zu woodstockhaftem Ausmaß mit Berlin als Nabelstadt, bildete sich auch für Frontpage eine neue Ausgangslage. Die Erreichbarkeit der zum Millionenpublikum angewachsenen potentiellen Leser war über einige verstreute Plattenläden nicht mehr zu gewährleisten.
Mit der Erscheinungsweise am Kiosk verband sich ein farbiges Layout, Kaufanreiz schaffende Titelbilder im Stile des Sterns und eine vermehrt um Stars kreisende Berichterstattung. Eine Entwicklung im übrigen, die der Underground nicht ungeteilt mitträgt, Ausverkauf und Verrat witternd. \"Mit Sascha Kösch (DJ und vormals Autor bei Spex, dem immer noch im Außen halbwegs akzeptierten Mittelding aus Fanzine und regulärer, professioneller Form) rede ich kein Wort mehr, der schreibt jetzt für Frontpage\", sagte eine Bekannte und brachte das Hereinbrechen von Corporate Culture in den Underground als Moment des Verrates auf den Punkt. Trotzdem hat Frontpage immer noch eher den Status eines Fanzines, als das eines sich mit professionellen Mitteln des Journalismus aus einer nichtbeteiligten Position sich nähernden Mediums der Hauptkultur. Die \"Professionalisierung\" in Auflage und Form war nur über die Vermassung der Bewegung möglich doch bleibt die Bewegung weiterhin Hauptansprechpartner für Frontpage, nicht die Elterngeneration.
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