11. Jh. Die Kirche ist am Höhepunkt ihrer Macht; neue Sekten breiten sich in ihrem Gebiet aus und stellen ihren Alleinvertretungsanspruch in Frage.
Im Jahre 1126
wurde Pierre de Bruys verbrannt, weil er öffentlich verkündet hatte, daß \"Gott auf dem Marktplatz genau so gut wie in der Kirche zu finden ist; die Formen und Zeremonien, die so vielen Menschen den wahren Glauben ersetzen, sind völlig unnütz; das Kreuz sollte nicht angebetet werden. Die Priester lügen, wenn sie vorgegeben, sie hätten Christi Leib gemacht, und ihn den Menschen zu ihrer Erlösung überreichen.\" Er war ein Reformtheologe und gründete die häretische Sekte der Petrobrusianer.
1173
Petrus Waldus stellt die Kirchenautorität in Frage
1184
Geburtsjahr der Inquisition; Papst Lucius II. veröffentlicht mit Einverständnis des Kaisers Friedrich Barbarossa den Erlaß, in dem Bischöfe und Erzbischöfe beauftragt werden, jede Gemeinde ihrer Bistümer zweimal im Jahr persönlich zu besuchen, um zuverlässige Menschen ausfindig zu machen, die mithelfen sollten, Ketzer zu entlarven und diese einem kirchlichen Gericht zuzuführen.
12. Jh
Personengruppe: Kartharer
Vorwürfe:
Dualismus, dh. die Anerkennung zweier Prinzipien: des göttlichen, das Geist, Seele und Himmel schuf, und des teuflischen, das Körper und die Erde schuf. \"Kinder des Teufels\"
Motive hinter den Vorwürfen:
Furcht der katholischen Kirche vor berechtigter Kritik. Furcht vor Unterwanderung.
Reaktion:
Uneinheitliches Vorgehen der Kirche, teilweise Verbrennung. Später fallen sie der Inquisition zum Opfer.
ab 1209
Personengruppe: Albingenser
Vorwürfe: Abfall von der katholischen Kirche
Motive hinter den Vorwürfen:
persönlische Machtbestrebungen einiger Feudalherren (weltlich wie geistlich)
Reaktion:
Kein Prozeß, Papst Innozenz III befiehlt den Kreuzzug. Ausrottung nicht nur der Albigenser, sondern von Teilen der Bevölkerung der Provence.
nach 1215
als Folge davon:
Unter Innozenz III und Gregor IX wird die Inquisition unabhängig von den Bischöfen und direkt dem Papst unterstellt. Eine Art des Prozesses ist im Entstehen.
1227
Die Franziskaner und vor allem die Dominikaner werden durch Gregor IX. beauftragt, die Inquisition durchzuführen.
1234
Personengruppe: Stedinger Friesen (Bauern)
Vorwürfe: Teufel in Gestalt eines Bockes / Frosches Homagium, Unzucht
Motive hinter den Vorwürfen:
Dem Erzbischof von Bremen ging es um die Abgaben der Stedinger, die sie ihm aus politischen Gründen verweigerten.
Reaktion: Kein Prozeß, sondern Kreuzzug. Vernichtung der Aufständischen bei Altenesch, der Rest erkennt die Forderungen an.
1252
Papst Innozenz IV. läßt die Folter zur Wahrheitsfindung zu.
1264
Die erste Hexenverurteilung fand 1264 statt. Der zunächst gegen die Ketzer geführte Kampf, weitete sich zu einem Feldzug gegen die Hexerei aus. Anfangs waren die beiden Beschuldigten identisch, jede Ketzerei war teuflisch und die der Hexerei für schuldig befunden Personen waren Ketzer. Später unterschied man zwischen diesen beiden Verbrechen, und sie wurden wohl nur gemeinsam behandelt, um das Urteil des Gerichts zu beeinflußten.
1309 - 1311
Personengruppe:
Templer (vorwiegend Söhne französischer Adliger; die durch die Kreuzzüge enorme Reichtümer angehäuft hatten)
Vorwürfe:
Anbetung eines Dämonen names Baphomet, Homagium, sexuelle Vermischung
Motive hinter den Vorwürfen:
Finanzielle Sorgen des Königs (Phillip der Schöne)
Reaktion:
Verhaftung und Einziehung des Vermögens. Keine Verteidigung gestattet, Papst löst den Orden auf; Widerruf der Templer; Verbrennung
1325
erließ Papst Johannes die Bulle \"Cum inter nonnullos\". In dieser wurde erklärt, die Behauptung, Jesus und seine Jünger hätten keinerlei Besitz gehabt, sei Häresie. Damit erging an die Inquisitoren die Anordnung, all diejenigen zu verfolgen, die daran festhielten, daß Jesus ein armer Mann gewesen sei. 114 \"spirituelle Franziskaner\" wurden aus diesem Grund verbrannt.
1335 - 1353
Prozeß von Toulouse
Vorwürfe:
Anbetung des Teufels, Sabbat, Reigentanz
Motive hinter den Vorwürfen:
Religiöser Fanatismus des Inquisitoren
Reaktion:
Ketzerprozeß. Da die Verurteilten geständig waren. 8 Todesurteile, 11 lebenlängliche Haftstrafen,44 mal 20-Jahre
1435
Person: Jeanne d\'Arc
Vorwürfe:
Bezweiflung der Autorität der Kirche
Motive hinter den Vorwürfen:
politische Gründe der Engländer
Reaktion:
politischer Justizmord, als Ketzerprozeß geführt, Verbrennung
1459
Personengruppe:
\"Vauderie\" von Arras
Vorwürfe:
Teufel in Gestalt eines Bockes, Homagium, Ritt auf gesalbten Stöcken zum Sabbat, Verunglimpfung der katholischen Kirche, sexuelle Vermischung
Motive hinter den Vorwürfen:
religiöser Fanatismus des Inquisitoren
Reaktion:
Übergang vom Ketzer- zum Hexenprozeß Es wird dem Prozeß das Denunziationsprinzip hinzugefügt.
um 1450
Der Buchdruck wird erfunden. Die Verbreitung von Schriften gegen Ketzer und Hexen verschärft die Verfolgungen
1458
\"Ketzergeißel\"
Flagellorum haereticorum fascinariorum des Dominikaners Jacquier - setzt die Existenz einer satanischen Sekte voraus, die den katholischen Glauben unterhöhlt, und deren Taten, einschließlich des Fluges, auf Realität beruhen. Er fügt den Merkmalen des Teufelsbundes das \"Stigma diabolicum\" hinzu.
1459
\"Fortalicium fidei\"
in Grundlagenwerk von Alphonso de Spina gegen Ketzer, Juden und andere Nichtchristen. Die Luftfahrt \"zauberischer Frauen\" (ein abgrenzender Begriff wie Hexe wird noch nicht verwendet) wird noch als Vorgaukelung von Dämonen gesehen, was jedoch die Schuld der Frauen nicht mindert.
1484
\"Summis desiderantes\"
Ketzer/Hexenbulle des Papstes Innozenz VIII richtet sich gegen den Abfall vom katholischen Glauben bei Männer und Frauen gleichermaßen. Der Vorwurf der Schadenszauberei konzentiert sich auf die Verhinderung der Fruchtbarkeit bei Mensch, Tier und Pflanze.
1478
Inquisitionsgerichte werden, zunächst mit Billigung des Papstes, in Spanien eingeführt.
1542
errichtet Papst Paul III. im Zuge der Gegenreformation als oberste Instanz für alle Glaubensgerichte, die \"Congregatio Romanae et universalis inquisitionis\" (Kongregation für römisches und weltweite Inquisition; kurz Sanctum Officium (Hl. Officium)). Die Inquisition
wird daraufhin in fast allen Staaten eingerichtet.
1600
Der Humanist Giordano Bruno wird öffentlich verbrannt.
1633
Galileo Galilei muß öffentlich seinen Erkenntnissen abschwören.
Im 18. Jahrhundert kommt die Aufklärung, die Macht der Inquisitoren wird schlie_A__ brochen.
1992
Papst Johannes P!_l II. rehabilitiert Galilei posthum.
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