Seit Beginn der 90er Jahre erleben wir in erheblichen Umfang rechtsextremistische Gewalt in Deutschland.
Nach der Wiedervereinigung stieg die Zahl der rechtsextremistischen Gewalttaten explosionsartig.
Deren Höhepunkt lag im Jahr 1992. Damals verzeichneten die Behörden 1.485 Gewalttaten mit erwiesenem oder zu vermutendem rechtsextremistischen Hintergrund.
Beunruhig ist zudem, daß 1997 auch die Zahl der sonstige rechtsextremistisch motivierten Straftaten gegenüber dem Vorjahr von 8.730 (1996) auf 11.719, um mehr als 30 % angestiegen ist.
Fast zwei Drittel der Straftaten sind sogenannte Propagandadelikte gemäß §§ 86, 86a StGB, also etwa das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen wie z. B. der "Hitler-Gruß" oder das "Hakenkreuz" und andere.
Fremdenhass und Antisemitismus richten sich vor allem gegen Menschen, die als Minderheiten unter uns leben.
Die Ereignisse seiner Zeit in Hoyerswerda, Mölln und Solingen, aber auch zahlreiche Fälle aus jüngster Zeit haben auch gezeigt, welche brutale Weise sich der fremdenfeindliche Gewalt entladen kann.
Die rechtsextremistischen Skinheads stellen mit rund 6.000 Personen die größte Gruppe unter den gewaltbereiten Rechtsextremisten und erfahren seit Jahren einen starken Zulauf durch die Jugendlichen, die über Skinhead-Musik Kontakt zu diesem Bereich finden.
Der Schwerpunkt dieser Skinheads liegt vor allem in den neuen Bundesländern.
Vor allem bei den Neonazis steht die politische Umsetzung der Ideologie nicht im Vordergrund. Eine auffällige Gruppe gewaltbereiter Jugendlicher, die - vor allem wegen ihrer Frisur (Glatze, kahlgeschorene Haare) aber auch aufgrund ihrer Kleidung (Bomberjacke, Doc-Martens-Stiefel) und ihres Auftretens pauschal als Skinheads bezeichnet werden.
Diese Gruppen der gewaltbereiten rechtsextremistischen Jugendlichen sind überwiegend kaum strukturiert und nur lokal (in ihrer Stadt, oder Dorf) aktiv.
Die meist 16- bis 22-jährigen drücken ihr Zugehörigkeitsgefühl sowohl durch Outfit und Auftreten als auch durch den Besuch von Skinhead-Konzerten sowie den Konsum szenetypischer Musik- und Publikationen aus.
Die Ursachen der Gewaltbereitschaft Jugendlicher sind außerordentlich komplex.
Forschungsergebnissen zufolge spielen bei rechtsextremistischen Gewalttätern die Erfahrungen in der Familie eine wichtige Rolle. Ein großer Teil von ihnen erlebt starke Konflikte und mangelnde Zuwendung in ihrem Elternhaus.
Die Täter weisen vor allem einen niedrigen Bildungsgrad auf, sind aber oft in Schule- und Berufsleben eingebunden.
Skinhead-Musik und -Konzerte sind weiterhin die entscheidenden Elemente für den Zusammenhalt der Szene.
Ansonsten besitzen sie keine Organisationsstruktur.
Sie dienen als Forum für Kontakte und den Austausch von Informationen.
Die Zahl der Konzerte hat sich in den letzten Jahren verdreifacht. Trotz zahlreicher Veranstaltungsverbote fanden 1997 über 100 Konzerte statt. Allerdings ging die Zahl der Besucher zurück.
Normalerweise wird durch Mundpropaganda innerhalb der Szene auf diese Konzert aufmerksam gemacht.
Als besonders zugkräftig gelten bekannte ausländische rechtsextremistische Bands, zumeist aus Großbritannien und Skandinavien, ebenso Gruppen mit eindeutig neonazistischem, rassistischen Repertoire.
1997 traten rechtsextremistische Skinhead-Bands wie "Fortress" (Australien) oder "Blute Eyed Devils" (USA) im Rahmen ihrer Europa-Tourneen in Deutschland auf.
Bei vielen Konzerten wurden Straftaten, vor allem Propagandadelikte, begangen.
Die Teilnehmer benutzen den "Hitler-Gruß" oder den sogenannten "Kühnen-Gruß". Außerdem werden bei diesen Konzerten Tonträger, Fanzines und weiteres Material verkauft.
In Deutschland existieren rund 70 Bands. Zahlreiche Texte drücken unverblümt eine gewaltverherrlichende Einstellung aus:
... ) Macht und Ehre, arische Musik Gegen Juden führen wir Krieg ( ... ) Wir spielen wirklichguten Sound Über uns wird immer wieder gestaunt Wir spielen Musik für den weißen Mann Und wir sind stolz aufs Vaterland ( ... ) Macht und Ehre sind gegen Juden, Macht und Ehre sind gegen Nigger Macht und Ehre sind gegen Türken ( ... ) Macht und Ehre sind gegen alles, gegen alles, was nicht arisch ist\"
(aus: CD \"Herrenrasse\" der Gruppe \"Macht und Ehre\")
Rechtsextremistische Parteien stehen den Skinheads trotz deren nationalistischer und rassistischer Grundeinstellung in der Regel ablehnend gegenüber. Offene Sympathiebekundungen bilden bislang die Ausnahme. Die überwiegende Mehrheit missbilligt das Auftreten der Skins und äußert erhebliche Vorbehalte angesichts deren Disziplinlosigkeit. Diese Eigenschaften passen nicht zum klassischen rechtsextremistischen Weltbild, in dem Tugenden wie Fleiß, Disziplin und Ordnung das eigene elitäre Politikverständnis bestimmen.
So erklärte der ehemalige Bundesvorsitzende der Partei \"Die Republikaner\" (REP)
Franz SCHÖNHUBER bereits im März 1991 auf einer Delegiertenversammlung, ihm seien \"national orientierte einfache Arbeiter in Springerstiefeln lieber als korrupte deutsche Spitzenpolitiker in Lackschuhen\".
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