Der New Yorker Anwalt William G. Thompson, der bisher nur in zivilrechtlichen Prozessen tätig war erklärte: \"Ich nehme mich dieses Falles als guter Amerikaner an, um zeri armen, ungerecht behandelten Ausländern zu helfen. Ich kenne Richter Thayer ein Leben lang. Ich halte ihn für beschränkt, dumm, voller Vorurteile, brutal, aufgeblasen und egoistisch. Er zittert vor den Roten, und er hält neunzig Prozent aller Amerikaner für rot. Einen solchen Mann lehne ich als Richter unter allen Umständen ab!\". Thompson kannte die Angeklagten nicht persönlich, er stand ihnen politisch nicht nahe er war nur Rechtsfanatiker. Er kämpfte weniger für die Sache Sacco Vanzetti als für die Idee der Gerechtigkeit.
Der erste Appell der Verteidigung erfolgt direkt nach Verkündigung des Beschlusses der Geschworenen. Dieser Einspruch wird am 24. Dezember. 1921 - fünf Monate nach Beendigung des eigentlichen Prozesses - von Richter Thayer zurückgewiesen. Als nächster Schritt wurde das Oberste Gericht von Massachusetts angerufen, das allerdings keinen Grund sah sich einzuschalten.
Es traten laufend neue Zeugen auf, einer behauptete er kenne einen Mann namens Pelser, der genauso aussähe wie Sacco, und der es auch gewesen sein könnte, ein anderer meinte er besäße einen Revolver aus dem die Kugel gestammt haben könnte. Schlußendlich meldete sich dann auch noch ein in bereits einer anderen Sache zum Tode verurteilter portugiesischer Berufsverbrecher, Celestino Medeiros, zu Worte, der den South Braintree-Mord eingestand, wurde dann aber von der Staatsanwaltschaft überredet, dieses Geständnis zu widerrufen, was er auch tat, da man ihm in diesem Fall Milde versprochen hat. Doch die Milde wurde dann freilich nicht ausgeübt, alle drei mußten schlußendlich sterben. Er, Madeiros, für Verbrechen deren er schuldig war, der Fischhändler und der Schuhmacher für Verbrechen deren sie unschuldig waren...
Inzwischen wurde auch längst Gouverneur Fuller des Staates Massachusetts eingeschaltet. Dieser ernannte ein Komitee, das den Fall noch einmal examinieren und Bericht erstatten sollte. Das Komitee kommt schließlich auf den Schluß der Prozeß sei fair geführt worden und das Urteil sei in Ordnung.
Alles in allem zogen sich die Versuche, das Urteil anzufechten und ein neues zu erwirken, über 6 Jahre lang. Mittlerweile waren seit dem Mord in South Braintreemehr als 7 Jahre vergangen, und die New York Times veröffentlichte einen bald berühmt gewordenen Artikel von Louis Starkes in dem es hieß: \"Die Tragödie des Sacco- und Vanzetti-Falles ist die Tragödie dreier Männer - Richter Thayer, Gouverneur Fuller und Präsident Lowell - und ihrer Unfähigkeit, über dem haßerfüllten, unanständigen Kampf zu stehen, der sieben Jahre lang um die Köpfe des Schuhmachers und Fischhändlers tobte.\"
|