Die moderne Gesellschaft ist plural, es bestehen also mehrere weltanschauliche Überzeugungen gleichberechtigt nebeneinander.
Das bedeutet aber, daß christliche Wertvorstellungen nicht mehr allgemein verbindlich anerkannt werden.
Staat, Wirtschaft und Bildungswesen haben an Bedeutung gewonnen und entwickeln sich weitgehend außerhalb des kirchlichen Einflusses.
Zugehörigkeit zur Kirche ist verfassungsrechtlich der freien Entscheidung des Einzelnen überlassen.
Die Säkularisierungstendenzen stehen in einer gewissen Spannung zu volkskirchlichen Traditionen, die weiterhin wirksam bleiben:
- die Mehrzahl der Kinder wird getauft
- der Staat erhebt oder läßt Kirchensteuer erheben
- trotz nachlassender innerer Bindung gehört die Mehrzahl der Erwachsenen einer Kirche an
- auch viele kirchendistanzierte Christen akzeptieren die Kirchen, weil sie Element der abendländischen Kultur sind, caritative Leistungen erbringen und man ihre Mitwirkung bei Hochzeiten und Beerdigungen wünscht
- Dementsprechend haben Kirchen verfassungsmäßig und gesetzlich gesicherte Ansprüche und Mitwirkungsrechte
Angesichts dieser Spannung und Situation der Volkskirche hängt die Einstellung zur Kirche stärker als früher von der persönlichen Entscheidung ab.
Vermutlich wird sich an der Situation der Volkskirche wenig ändern und nur ein geringer Teil der Mitglieder wird am kirchlichen Leben aktiv teilnehmen. Diese Gruppe wird dies aber enschiedener und bewußter tun.
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