Nach der Unabhängigkeit Mexikos von Spanien kauften die Reichen (Großgrundbesitzer) Ländereien der Kirche oder der Indios. Man versuchte ihre Kultur zu verbieten, ihre Mythen zu zerstören, ihre Identität und Würde zu rauben.
Militarisierung durch paramilitärische Banden und durch die Regierung:
In den Zonen, in denen paramilitärische Banden operieren, ist die Präsenz der mexikanischen Streitkräfte dabei deutlich geringer. Das läßt eine gewisse Arbeitsteilung vermuten. Diese paramilitärischen Banden setzen sich aus Soldaten, Polizisten und Kleinbauern zusammen und werden von Großgrundbesitzern und PRI-Mitgliedern (Regierungspartei) finanziert und von den staatlichen Sicherheitskräften mit Waffen versorgt und trainiert. Sie genießen weitgehende Straffreiheit. Die Banden sollen den teilweise auch rechtlich umstrittenen Landbesitz der Großgrundbesitzer und die Machtverteilung in Chiapas mit Waffengewalt sichern. Sie erpressen Ernten und Schutzgelder, plündern und zerstören die Hütten der Oppositionellen und verursachen enorme Flüchtlingsströme.
Mehr als zwanzigtausend interne Flüchtlinge sind das Ergebnis dieser Gewalttaten und einer gezielten Vertreibungspolitik. Die Vertriebenen verschanzen sich in den Bergen oder leben unter äußerst prekären Bedingungen in improvisierten Camps oder in Dörfern. In den Flüchtlingslagern gibt es keine sanitären Einrichtungen. Alle Flüchtlinge leiden an Unterernährung, die wiederum das Krankheitsbild der Bevölkerung bestimmt. Die Indianer inszenierten Aufstände, um gegen die menschenwürdigen Lebensbedingungen und die Mißachtung der Menschenrechte aufmerksam zu machen. Anfang 1994 begannen im Bundesstaat Chiapas die Indios eine soziale Rebellion. Die Ureinwohner forderten ein Ende der jahrhundertelangen Diskriminierung. Die Rebellion kam dem Regime äußerst ungelegen: Just zu der Zeit, wo sich die Regierung ihrer Wirtschaftserfolge brüstete und gerade auf dem Sprung von der dritten in die erste Welt war, machten die Ureinwohner des Landes gewaltsam auf ihre Misere aufmerksam.
Heute: immer wieder Friedensgespräche zwischen der EZLN (= Guerilla-Armee Zapatistische Nationale Befreiungsarmee; rekrutiert sich aus Angehörigen verschiedener indianischer Völker; Subcommandante Marcos ist der Anführer; werden von der Opposition PRD unterstützt) und der mexikanischen Regierung. Einig ist man sich darüber, daß die Rechte der Indios festgeschrieben werden müssen. In Chiapas haben die mexikanischen Streitkräfte nach Schätzungen zwischen 40.000 und 70.000 Soldaten stationiert, die meisten auf dem Aufstandsgebiet der EZLN. Die Forderungen der Indianer bestehen darin, daß sie unabhängige landwirtschaftliche Kooperativen gründen und alternative Netzwerke für die Vermarktung ihrer Produkte errichten wollen.
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