Ein Vierteljahrhundert Frauen in der Bundeswehr Frauen in der Bundeswehr sind mittlerweile schon zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Und das nicht nur in der Wehrverwaltung, wo Frauen schon seit Gründung der Bundeswehr als Zivilangestellte, Beamtinnen und Arbeiterinnen tätig sind. Ihr Anteil beträgt hier immerhin rund 35 Prozent. Seit einem Vierteljahrhundert gibt es auch schon weibliche Soldaten in der Bundeswehr. Zunächst konnten sich jedoch nur fertig ausgebildete Ärztinnen freiwillig zum waffenlosen Dienst als Sanitätsoffiziere verpflichten. Denn als Reaktion auf den Einsatz von Frauen zu militärischen Zwecken während des 2.
Weltkrieges-, wurde für die Bundesrepublik der Dienst von Frauen mit der Waffe im Grundgesetz untersagt. Nur Sanitätssoldaten haben nach dem Völkerrecht als "Nichtkombattanten" einen besonderen Status: Sie dürfen einerseits nicht angegriffen werden, sich auf der anderen Seite aber auch nicht an Feindseligkeiten beteiligen. Auch die Öffnung der Laufbahn für Sanitätsoffiziere im Jahre 1989 und dann 1991 für alle Bereiche des Sanitäts- und des Militärmusikdienstes - also auch für Unteroffiziere und Mannschaften - für den freiwilligen Dienst von Frauen- , war somit durch das Grundgesetz gedeckt. Im Januar 2000 gab der Europäische Gerichtshof einer Bewerberin Recht, die auf Einstellung in der Bundeswehr geklagt hatte. Danach verstieß die damalige deutsche Regelung gegen das Gebot des gleichen Zugangs zum Beruf des Soldaten. Die Bundesregierung änderte daraufhin die einschlägigen nationalen Rechtsvorschriften und öffnete alle Laufbahnen und Tätigkeitsgruppen in der Bundeswehr für den freiwilligen Dienst von Frauen.
Zeittafel 1975 Ärztinnen können sich erstmalig freiwillig zum waffenlosen Dienst als Sanitätsoffiziere verpflichten 1989 Die ersten weiblichen Sanitätsoffizier-Anwärter werden eingestellt 1991 Öffnung aller Bereiche des Sanitäts- und des Militärmusikdienstes, also auch der Laufbahngruppen der Unteroffizier und Mannschaften, für den freiwilligen Dienst von Frauen 1992 Die Bundeswehr fördert auch weibliche Spitzensportler 1994 Eine Frau wird erstmals in den Generalsrang befördert 1995 Einrichtung der "Ansprechstelle für spezifische Probleme weiblicher Soldaten" 1996 Urteil des Europäischen Gerichtshofes zur Öffnung der Bundeswehr für Frauen 1997 Erstmalig treten Frauen für die Laufbahn der Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere des Truppendienstes in die Bundeswehr ein Gleiche Rechte und Pflichten Für männliche und weibliche Bewerber gelten in der Bundeswehr dieselben Einstellungsvoraussetzungen. Grundsätzlich haben Soldatinnen die gleichen Rechte und Pflichten wie ihre männlichen Kameraden und müssen damit auch die gleichen Belastungen ertragen. Vergünstigungen für Frauen werden von Soldatinnen auch gewollt und wären dem gemeinsamen Leben und Arbeiten nur abträglich. Erfahrungen Die bisherigen Erfahrungen mit Frauen in der Bundeswehr sind äußerst positiv. Geringere körperliche Leistungsfähigkeit gleichen Frauen häufig durch größeren persönlichen Einsatz und Teamgeist aus. An Engagement, Zielstrebigkeit und Durchsetzungsvermögen stehen sie ihren männlichen Kameraden nicht nach.
Die hohe Leistungsbereitschaft der weiblichen Soldaten kann darüber hinaus einen stark motivierenden Einfluss auf die männlich Kameraden ausüben. Auch in den Auslandseinsätzen der Bundeswehr haben sich die weiblichen Soldatinnen bewährt. Frauen in Streitkräften anderer Staaten In den meisten NATO- und EU-Staaten sind weibliche Soldaten schon lange selbstverständlich, ebenfalls ausschließlich auf freiwilliger Basis. Ihr Anteil reicht von unter einem Prozent (Polen, Österreich) bis zu fast 15 Prozent (USA). Bis auf wenige Ausnahmen, wie Norwegen, Spanien und Ungarn, gibt es allerdings Einschränkungen bei den Tätigkeitsmöglichkeiten, insbesondere in den Kampftruppen. Die Teilnahme von Frauen an unmittelbaren Kampfhandlungen soll damit vermieden werden.
In vielen anderen Staaten sind auch spezielle Verwendungen, z.B. auf U-Booten oder als Kampfpilotin, ausgeschlossen. Israel ist weltweit das einzige Land, in dem es eine Wehrpflicht auch für Frauen gibt. Diese sind in einem speziellen Frauenkorps zusammengefasst, das seine eigene Hierarchie, Versorgung und eigene gesetzliche Regelungen kennt. Frauen beim Militär im Meinungsbild Die Einstellung zu Frauen bei der Bundeswehr hat sich in den letzten Jahren in Deutschland grundsätzlich geändert.
Frauen, die sich für den freiwilligen Dienst in Streitkräften bewerben, werden überwiegend positiv beurteilt (siehe Grafik). Und auch die Mehrheit der jungen Menschen in Deutschland (16 bis 20 Jahre) findet es richtig, dass die Bundeswehr in allen Laufbahnen und Tätigkeitsbereichen für Frauen geöffnet ist - auch für den Dienst an Waffen (Jugendumfrage 2000 SINUS CLASSIC). Frauen in der NVA In der DDR gab es keine verfassungsmäßigen Beschränkungen für den Einsatz von Frauen als Soldaten. Sie konnten in der Nationalen Volksarmee (NVA) auf freiwilliger Basis als Zeit- oder Berufssoldat Dienst tun. Überwiegend waren Frauen bei der Fernmelde- und Sanitätstruppe eingesetzt. Ihre Zahl war allerdings gering.
Meist taten nie mehr als 2.000 Frauen gleichzeitig Dienst in der NVA. Wissenswertes am Rande § Es gibt keine Quoten für die Einstellung von Frauen in die Bundeswehr § Zur guten Integration der Frauen in die Bundeswehr wurden die verantwortlichen Vorgesetzten in Seminaren vorbereitet § Es ist nicht beabsichtigt, weibliche Dienstgradbezeichnungen ("Feldwebelin", "Majorin") einzuführen § Der "Mutterschutz" gilt auch in der Bundeswehr
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