Das Feindbild ,,Hexe\" lieferte für die Bevölkerung ein Ventil um ihre Spannungen auszugleichen. Es stillte die verschiedensten Bedürfnisse, die sich aus gesellschaftlichen Missständen, Naturkatastrophen und Epidemien ergaben und ermöglichte das Ausleben zurückgedrängter sexueller und sadistischer Begierden.
Auch die Buchdruckerkunst half bei der Verbreitung des Hexenwahns durch das Drucken von Flugblättern und Broschüren. Mittels ,,Hexenzeitungen\" wurde sogar die Sensationsgier der Menschen gestillt.
Hexen wurden verbrannt, also musste es sie geben, denn sonst hätte sich die Gesellschaft tausender Morde schuldig gemacht. Hexen wurden daher weiter verbrannt, denn nur so konnte das Aufkommen von Schuldgefühlen verhindert werden.
Aber die Inquisition war nicht nur in den Europäischen Staaten verbreitet sondern auch in Spanien. Darauf möchte ich allerdings in getrennter weise eingehen weil diese Themen nicht in Direkter Verbindung stehen.
Die Beschäftigung mit dem Verhältnis zwischen der Inquisition und der indianischen Bevölkerung in den spanischen Kolonien ist aus zwei Gründen von Interesse: Zum einen, um zu zeigen, wie versucht wurde, einen frühneuzeitlichen bürokratischen Mechanismus sozialer Kontrolle und Disziplinierung, der sich in seinem Herkunftsland im Sinne seiner Aufgabenstellung durchaus bewährt hatte, unter den völlig andersartigen kulturellen Verhältnissen in der Neuen Welt zu installieren, ob diese Übertragung gelang und welche Modifikationen eventuell im Verlaufe dieses Prozesses vorgenommen wurden, um die Funktion des Apparates zu gewährleisten. Gleichermaßen interessant ist es zu untersuchen, welche Wirkungen die ,,spanische\" Inquisition auf die Betroffenen, also die indianische Bevölkerung hatte, nicht zuletzt, um ein größeres Verständnis der heutigen gesellschaftlichen Interaktion ihrer Nachkommen zu erlangen, die immer noch wesentlich von der Geschichte 500jähriger europäischer Kolonialherrschaft bzw. Dominanz (einschließlich der Inquisitionsgeschichte) geprägt ist.
Die Auswahl der verwendeten Literatur entsprang nicht in jedem Fall systematischen Gesichtspunkten, wobei allerdings die Bedeutung der Arbeiten Richard E. Greenleafs zum Thema, insbesondere über die Quellenlage und methodologische Aspekte der Quellenauswertung, unstrittig sein dürfte. Gleiches gilt für den Text von Diego de Landa, der für das 3. Kapitel verwendet wurde - eine Beschäftigung mit ihm ist für jede Arbeit über die frühe Kolonialgeschichte Yucatans nahezu unvermeidlich. Zurückgegriffen wurde auch auf das Nachwort des Herausgebers der deutschen Übersetzung dieses Textes, Carlos Rincón, das sich mit dem Problem kultureller Fremdheit beschäftigt. Bei Perry/Cruz (1991) handelt es sich um eine Sammlung von z.T. kontroversen Aufsätzen, in denen die Rolle der Inquisition im Prozess des Aufeinandertreffens verschiedener Kulturen behandelt wird; aus diesem Band fanden neben der Einleitung der Herausgeberinnen, die ersten beiden (Klor de Alva, Moreno de los Arcos) und der letzte Beitrag (dieser wiederum von Greenleaf) Verwendung, die sich speziell mit der Situation in Mexiko beschäftigen. Clendinnen (1987) ist eine Untersuchung über die Eroberungsgeschichte Yucatans, an der insbesondere die neue Interpretation der Inquisitionsprozesse von 1562 interessant für den Gegenstand dieser Arbeit ist.
Um mögliche Ungenauigkeiten bei der Übersetzung zu kompensieren, werden die verwendeten Zitate aus den englischen Texten jeweils in Fußnoten vollständig im Original wiedergegeben.
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