Beginnen möchte ich mit einem Beispiel aus dem Bereich der Eigentumskriminalität.\"Der Ein-
brecher von heute entspricht nicht mehr dem Bild von Meister Ede, der nachts mit Dietrich, Geißfuß und Kohlesack auf Beutesuche geht. Nahezu ein Drittel aller Fälle (1995 73.201 bundesweit,in Hessen 8.015) geschieht als organisierter Tageswohnungseinbruch...211.221 vollendete Wohnungseinbrüche (Hessen 21.400) sind...eine erschreckend hohe Zahl\":(Butzba-
cher Zeitung vom 21.10.96, S.6)
Die Zahlen der Wohnungseinbrücke von
1980 - 99.133
über 1988 -169.011 (vgl.Peters,Butz,Die Absahner,Organisierte Kriminalität
in der Bundesrepublik,Reinbek 1990, S.69)
auf 1995 -211.221
belegen einen deutlichen Anstieg.Dieser steht in engem Zusammenhang mit der Ablösung des Einzeltäters durch Täter, die als Mitglieder organisierter Gruppen Straftaten begehen.
Derartige Gruppen haben genaue Merkmale hinsichtlich ihres Aufbaues und ihrer Organisation.Es gibt verschiedene Ebenen mit genau festgelegten Bereichen, in denen sich die Mitglieder auf ihre Aufgabengebiete arbeitsteilig spezialisiert haben. Sie kooperieren nach einem genau geplanten, festgelegten System. Dabei ist seitens der Führung gewährleistet, daß sich sowenig einzelne Mitglieder wie möglich kennen und daß diese auch keine Kenntnisse über die gesamte Organisation und insbesondere deren Führung haben.
Umso mehr Kenntnisse haben sie hinsichtlich des polizeilichen Vorgehens. Oft haben sie Mitarbeiter des Polizeiapparates zur Zusammenarbeit gewonnen. Ihre Ausrüstung entspricht modernster Technik, mit der die Polizei nicht mithalten kann. Als Beispiel sei eine Gruppe genannt, die mit ihrem Weltempfänger nicht nur den gesamten Polizeifunk, sondern auch sämtliche Gespräche, die die Polizei bei Fahrten des Mobilen Einsatzkommandes per Autotelefon führte, abhören konnte. (vgl. Peters, a.a.O., S.12 ff)
Organisiert sind nicht nur das Ausspähen, der Bruch, der Abtransport, sondern auch der Absatz.Hehler, oft Großhehler, nehmen die gestohlene Ware ab. Oft verfügen sie über gleichzeitig über legale Unternehmen, wie Antiquitäten-, Teppich- und Textilgeschäfte, über die sie die Hehlerware gut in den normalen Wirtschaftskreislauf einschleusen können.
Wird ein Einzeltäter gefaßt, so sorgt die Gruppe für einen guten Anwalt und unterstützt dessen Angehörige finanziell. Gleichzeitig weiß der Täter, daß man im Falle seiner Kooperation mit der Polizei vor Gewalt gegenüber seiner Familie sowie der eigenen Person nicht zurückschreckt.
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\"Auf diese Weise ist ein Tätertyp herangewachsen, der sich nur noch durch Anwälte vertreten läßt, eine hohe Mobilität entwickelt und sich durch Erkennen kriminalpolizeilicher Strategien
und Entwickeln von Gegenstrategien unseren Ermittlungen entzieht. Er findet sich in Kriminal-
akten wieder, die kaum eine Verurteilung aufweisen.\"(Tabarelli, W.:Organisierte Kriminalität,
Informationen der Polizei Schleswig-Holstein, 1987, S.7)
In der Bundesrepublik sind zwei verschiedene Gruppierungsarten der OK tätig. Die eine ist eine Zweckgemeinschaft, in der die Organisation sich je nach Art des Verbrechens die speziali-
sierten Mitarbeiter sucht. Eine wichtige Grundlage für Informationsfluß, Planung, Ausführung, Absatz, Finanzierung sind die guten \"connections\", d.h. Verbindungen. Der kleine Einzeltäter hingegen, der ohne diese \"connections\" versucht, auf eigene Rechnung zu arbeiten, wird in der
Regel nicht nur seine Diebesware kaum los, sondern häufig durch einen Tip an die Polizei ver-
raten.
Die zweite Gruppierung - vorwiegend ausländische Täterkreise - arbeitet mit einem festen Stamm von Mitarbeitern und zieht fast nie andere Täter hinzu. (vgl.Rebscher, E., Vahlenkamp,W.:Organisierte Kriminalität in der Bundesrepublik Deutschland, Wiesbaden 1988, S.25 ff)
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