In den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens entwickelte sich an der Wiener Börse eine lebhafte Geschäftstätigkeit und diese konnte die ihr zugedachte Aufgabe, zentraler Kapitalmarkt der großen Monarchie zu sein erfüllen. Die Kriegslasten der Napoleonischen Kriege brachten die österreichischen Staatsfinanzen jedoch erneut in Unordnung. Die Ausgabe ungedeckten Papiergeldes (Bankozettel) führte letztlich zum Staatsbankrott des Jahres 1811. Nachrichten und Gerüchte von den Kriegsschauplätzen gaben damals einer lebhaften Spekulation an der Wiener Börse Nahrung. Dieser Markt war damals noch allgemein zugänglich und zählte an manchen Tagen bis zu 2000 Besucher. Die Möglichkeit, hier die sich rasch entwertenden Bankozettel gegen Münzgeld tauschen zu können (Agiotage), verstärkte den Zuzug gewaltig.
Im Zuge des Staatsbankrottes 1811 wurde der Wert der Bankozettel auf ein Fünftel, die Verzinsung der Staatsanleihen auf die Hälfte herabgesetzt. Deren Kurse fielen daraufhin binnen weniger Tage auf rund ein Viertel. Eine vorübergehend ins Leben gerufene Börsehofkommission versuchte mit verschiedenen polizeilichen Maßnahmen, wie z.B. Beschränkung des Zutrittes, im Börsenhandel Ordnung zu schaffen. Dadurch lebten jedoch nur die Winkelbörsen auf.
Die Krise konnte erst nach dem endgültigen Sieg über Napoleon überwunden werden.
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