Im März 1919, im Anschluß an die Russische Revolution, organisierte der Bolschewikenführer der neuen Sowjetregierung, Lenin, eine neue Internationale, die allgemein als die Kommunistische Internationale oder Komintern bekannt ist. Erklärtes Ziel war die Weltrevolution nach russischem Vorbild. Der Gründungskongreß wählte Grigorij Sinowjew, einen Lenin treu ergebenen Militär, zum Präsidenten und setzte ein Exekutivkomitee zur Wahrung der Kontinuität zwischen den Kongressen ein. Auf dem zweiten Kongreß (1920) wurden 21 Mitgliedschaftsklauseln angenommen, die Lenins Beharren auf unbedingtem Gehorsam und seine Geringschätzung für die Sozialdemokraten der Zweiten Internationale deutlich machten.
Für Lenins Nachfolger, Jossif Stalin, war die Komintern kaum mehr als ein Mittel zum Schutz seiner absoluten Macht im Inland und zur Stärkung des sowjetischen Einflusses im Ausland. Radikale und scheinbar unerklärliche Stimmungswechsel in der Politik der Komintern, insbesondere in Hinsicht auf die Frage der Zusammenarbeit mit Nichtkommunisten, wurden von Stalins Intrigen im Inland und seinen politischen Strategien im Ausland bestimmt. Um seinen Alliierten, den USA und Großbritannien, im 2. Weltkrieg ein Zugeständnis zu machen, zögerte er nicht, die Komintern im Mai 1943 aufzulösen. An ihre Stelle trat das Kommunistische Informationsbüro (Kominform), das bis 1956 fortbestand.
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