Frage: Wie sieht's mit dem Konsum von Drogen aus? Legal oder illegal?
Bevor ich Deine Fragen beantworte, möchte ich einiges vorab schicken.
Ich gehe zunächst davon aus, daß ihr den Begriff \"Cannabis\" nicht juristisch sondern umgangssprachlich meint.
Cannabis im Sinne des Betäubungsmittelgesetzes (BtmG) ist nämlich nur Marihuana.
Beim Thema gemeint sind wahrscheinlich aber sämtliche Drogen, die aus dem indischen Hanf (Cannabis sativa var. indica) hergestellt werden, also auch Haschisch, welches im Betäubungsmittelgesetz gesondert als Cannabisharz aufgeführt ist.
Ich möchte nicht einfach nur Deine Fragen beantworten. M.E. ist es für das Verständnis auch erforderlich, etwas mehr über Cannabis, die Erscheinungsformen und die Wirkung zu wissen.
Deshalb zunächst einiges an Allgemeinem über Cannabis.
Hauptwirkstoff der Cannabispflanze ist das Tetrahydrocannabinol (THC).
Haschisch (\"Shit\") besteht im Wesentlichen aus dem Harz der Blütenstände der weiblichen Hanfpflanze. Die dunkle, meist braunschwarze und zu Platten oder Klumpen gepreßte Substanz ist von fester, teils eher harziger, teils eher bröckeliger Konsistenz. Bei handelsüblichem Haschisch liegt der Wirkstoffgehalt je nach Qualität zwischen 5 und 12%.
Bei Marihuana (\"Gras\") handelt es sich überwiegend um getrocknete und zerkleinerte Pflanzenteile der weiblichen Cannabispflanze, vor allem der Stängel, Spitzen, Blätter und Blüten. Es ist meist von grünlicher, teeähnlicher Beschaffenheit und erweckt beim ersten Hinsehen den Eindruck eines groben Gewürzes, allerdings mit einem ganz spezifischen Geruch. Der THC-Gehalt von Marihuana schwankt zwischen 1-7%.
Marihuana wird regelmäßig in sog. Joints oder in Wasserpfeifen geraucht. Möglich ist auch das Verdampfen und einatmen der Dämpfe. Haschisch kann ebenfalls so konsumiert werden. Haschisch kann aber auch bei der Zubereitung von Speisen benutzt werden, z. B. kleingehackt in Joghurt oder beim Backen von Kuchen.
Die Wirkung beim Rauchen oder Einatmen ist schneller als beim Essen. Sie soll aber etwas weniger intensiv sein.
Der Cannabisrausch tritt meist relativ schnell ein und besteht vor allem aus psychischen Wirkungen, die erheblich von der jeweiligen Grundstimmung des Konsumenten beeinflußt werden. Grundsätzlich werden die bereits vorhandenen Gefühle und Stimmungen - ob positiv oder negativ - durch den Wirkstoff verstärkt.
Die Veränderung der visuellen Wahrnehmung nimmt zu, die Farben werden als leuchtend empfunden und Gegenstände fangen an sich zu bewegen/zu atmen. Beim Schließen der Augen tauchen zweidimensionale Muster im geistigen Auge auf. Die Gedanken werden konfuser und man kann sich an längst vergessene Ereignisse erinnern. Die Beeinflussung des Kurzzeitgedächtnisses führt zu Gedankenmustern, die ständig die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Die Steigerung der Kreativität nimmt zu, weil die natürlichen Realitätsfilter im Gehirn umgangen werden.
Zu den akuten psychischen Wirkung gehört eine deutliche Anhebung der Stimmungslage. Je nach Gefühlslage des Konsumenten tritt ein Gefühl der Entspannung, der inneren Ruhe und Ausgeglichenheit ein. Wohlbefinden und Wohlgestimmtheit gehen häufig einher mit einem verminderten Antrieb und einer Tendenz zur Passivität. Möglich sind auch ein ausgesprochen heiteres Gefühl, verbunden mit einer gesteigerten Kommunikationsfähigkeit. Gelegentlich werden auch akustische und visuelle Sinneswahrnehmungen intensiviert und das sexuelle Erleben verstärkt.
Als unerwünschte Nebeneffekte treten häufig Denkstörungen auf, die sich vor allem in einem bruchstückhaften, nach assoziativen Gesichtspunkten geordneten, ideenflüchtigen Denken äußern. Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit können vermindert werden, ebenso die Leistung des Kurzzeitgedächtnisses.
Grundsätzlich hält der Cannabisrausch nur eine überschaubare Zeit an. Beim Rauchen ist dieser nach spätestens 4 Stunden verflogen. Die o.g. Nebeneffekte verschwinden dann auch. Auch ist mittlerweile medizinisch geklärt, daß Cannabis keine körperliche Abhängigkeit verursacht (im Gegensatz zu Heroin, Kokain, aber auch Alkohol).
Von daher könnte man die Meinung vertreten, daß der \"Genuß\" von Cannabis viel kontrollierter und unkomplizierter als der Konsum von Alkohol ist.
Dies ist aber nicht der Fall.
Denn Cannabis wirkt aber nicht bei allen Menschen gleich. So kann es bei Menschen, die ängstlich sind oder unter Angstzuständen leiden oder gelitten haben, zu einer erheblichen Verstärkung dieser Ängste führen, die, auch wenn diese Zustände länger zurückliegen, langfristig zurückkehren.
Auch gibt es immer wieder Fälle, in denen Cannabiskonsum -zumindest in größeren Mengen- zu einer organischen Psychose, z.B. einer Schizophrenie führt oder aber den Ausbruch dieser Erkrankung fördert. So gibt es in der Medizin die Begriffe der \"drogeninduzierten Psychose\" oder der \"Cannabis-Psychose\".
Zum anderen ist die körperliche Abhängigkeit nicht alles. Bei Cannabis sieht die psychologischen Seite nämlich anders aus. Das Gewöhnungspotential von THC ist groß. Da dieser Stoff so angenehm wirkt, ist der die Gefahr, daß der Konsument schnell meint, nicht mehr auf Cannabis nicht mehr verzichten zu können.
Diese Gefahr ist gerade bei Jüngeren gegeben. Untersuchungen haben gezeigt, daß gerade der regelmäßige Konsum in jungen Jahren dazu führen kann, daß die Konsumenten ihr Leben nicht mehr in den Griff bekommen, weil sie Cannabis eingesetzt haben bzw. einsetzen, weil sie damit aus der Realität flüchten und vor ihren eigentlichen Problemen davonrennen wollen. Unter dem Eindruck der Droge verlieren sie den Blick dafür, daß das normale Leben auch Arbeit, Leistung und Belastung erfordert, und es nicht ausreichend ist, alles durch die \"roserne Brille\" zu sehen.
Dies führt auch dazu, daß dieser Personenkreis eher geneigt ist, auf härtere Drogen umzusteigen. Von daher wird Cannabis auch als \"Einsteigerdroge\" oder \"Schrittmacherdroge\" angesehen.
Wissenschaftliche Untersuchungen sind zu dem Ergebnis gekommen, daß ein Cannabiskonsum in geregeltem Umfang (etwa einmal wöchentlich) bei erwachsenen Personen weniger schädliche Folgen hat, als ein regelmäßiger Alkoholkonsum
Gelegentlich ein Joint ist dann nicht gefährlicher, als ab und zu ein guter Rotwein zum Essen.
Die Gefahren nehmen jedoch mit frühzeitigem Gebrauch und der Höhe der regelmäßigen Dosierung zu.
Bei der Beurteilung des Cannabisproblems darf man auch nicht außer Acht lassen, daß Cannabis mittlerweile auch medizinisch wieder an Bedeutung gewinnt.
Cannabis ist vor allem deshalb ein weitverbreitetes Rauschmittel, weil die Konsumenten die positiven Effekte des Cannabisrausches, das \"High\" genießen. Diese Effekte können dem einen oder anderen auch im Zusammenhang mit schweren Krankheitszuständen hilfreich sein. Der Cannabisrausch kann zu einer vorübergehenden Entlastung von psychischem und physischem Leiden führen. Zudem kann ein veränderter Bewußtseinszustand zu neuen Einsichten hinsichtlich Sinnfragen beitragen, die sich bei schwerer Krankheit ergeben. Es ist bekannt, daß Lebensfreude und Lebensmut sich günstig auf den Verlauf vieler Krankheiten auswirken.
Auch kann Cannabis Schmerzen unterdrücken.
Von daher trat eine sehr wichtige Frage auf, betreffend den therapeutischen Einsatz von Cannabis-Bestandteilen, den sog. Cannabidoiden.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist der Einsatz von Cannabis als Rauschmittel und für medizinische Zwecke in den meisten europäischen Ländern und in den USA illegal. Es gibt aber viele Hinweise auf positive Effekte wie Schmerzlinderung, die Reduktion von Muskelspasmen bei Multipler Sklerose und Fällen von Rückenmarksverletzungen, die Unterdrückung von Brechreiz bei Krebsbehandlungen und Migräneanfällen oder auch eine appetitanregende Wirkung bei Magersucht und AIDS-Patienten.
Genauere Erkenntnisse gibt es für folgende Krankheiten:
Krebs
Ideal geeignet für Patienten, die sich einer Chemotherapie unterziehen, an Übelkeit und Erbrechen leiden. THC vermindert diese Effekte und regt den Appetit wieder an, was in vielen Studien bewiesen worden ist. Bei bestimmten Krebserkrankungen hilft Cannabis auch gegen Muskelverspannungen.
AIDS
AIDS-Patienten verlieren wegen Appetitlosigkeit und Unwohlsein oft in kurzer Zeit stark an Gewicht. Patienten, die Cannabis konsumieren, berichten, daß sie nach dem Konsum zum ersten Mal wieder richtig Appetit verspüren. Cannabis hellt zudem die Stimmung auf und wirkt Durchfällen entgegen. Diese Effekte können positiv auf das Immunsystem wirken.
MS
Unter Multipler Sklerose leidende Menschen, die Cannabis konsumieren, können wieder ihr Hände stillhalten und ihre Bewegungen besser koordinieren.
Schmerzzustände
THC besitzt einen schmerzhemmenden Effekt, der bisher nur an Tieren und nicht am Menschen erforscht wurde.
Glaukom
Cannabis senkt den Augeninnendruck, der Wasserabfluß aus dem Auge wird um das zwei bis dreifache vergrößert. Auch die Produktion des Kammerwassers soll vermindert werden. Cannabis gilt als ideale Ergänzungen zu herkömmlichen Medikamenten zur Behandlung von Glaukompatienten.
Migräne
Cannabis wurde in der früheren Geschichte oft zur Migränebehandlung benutzt
Geburtsunterstützung
Bei der Geburtsunterstützung dient Cannabis als Schmerzmittel und es verstärkt die Gebärmutterkontramination, die den Geburtsvorgang erleichtert.
Menstruationsbeschwerden
In historischen Berichten wird immer wieder auf den Nutzen bei Beschwerden im Rahmen der monatlichen Regelblutung hingewiesen.
Depressionen
Viele Menschen könnten Cannabis auch bei alltäglichen Depressionen und Traurigkeiten zur Aufhellung der Stimmung nutzen.
Asthma
Cannabis führt zu einer Erweiterung der Bronchien.
Magen- und Darmbeschwerden
In einem Tierversuch mit Ratten wirkte THC gegen Magengeschwüre. Historische Berichte weisen auf gute Wirkungen bei Magen-Darm-Beschwerden hin.
Epilepsie
Verschiedene psychoaktive und nicht psychoaktive Cannabinoide setzen die Krampfschwelle herab. Zudem kann man die Anfälle mit Cannabis kontrollieren.
Und das sind noch nicht alle Möglichkeiten. Man kann Cannabis wahrscheinlich noch gegen viele weitere Krankheiten und Beschwerden einsetzen, die aber noch nicht alle erforscht worden sind.
Dies alles sind Umstände, die bei der Beurteilung von Cannabis bedeutsam sind.
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