9.2.1. Der Arme im sozio-ökonomischen Sinne
Alle jene, die bedürftig oder der zum Unterhalt notwendigen Mittel beraubt sind (Nahrung, Kleidung, Wohnung, Gesundheit, Elementarunterricht und Arbeit).
Unverschuldete Armut: unabhängig vom konkreten Willen der Betroffenen (unfruchtbare Böden, chronische Trockenheiten,...)
=> das kapitalistische System hält diese Art von Armut dadurch aufrecht, indem sie billige Arbeitskraft aus ihr bezieht.
Ungerechte sozio-ökonomische Armut: hervorgerufen aus dem Prozeß der Ausbeutung der Arbeit. Der Arbeiter wird nicht nach Recht und Gerechtigkeit bezahlt, der Preis für die Rohstoffe wird gedrückt, die Zinsen für die Darlehen, die die Genossenschaften brauchen, sind verheerend. In diesem Fall bedeutet Armut Verarmung und stellt eine soziale Ungerechtigkeit von internationaler Reichweite dar.
Diskriminierte jeder Art:
aus rassischen Gründen
aus kulturellen Gründen
aus Gründen des Geschlechts
aus gesundheitlichen Gründen,...
=> Diesen Armen müssen wir verkünden, daß Gott sie bevorzugt liebt, ganz gleich, wie ihre moralische oder persönliche Situation aussehen mag.
9.2.2. Der Arme im Sinn des Evangeliums
Im Sinne des Evangeliums arm ist jener, der sich Gott für die Verwirklichung seines Plans mit dieser Welt zur Verfügung stellt und dadurch zum Werkzeug und Zeichen des Gottesreiches wird. Darum zeigt sich der im Sinne des Evangeliums Arme solidarisch mit den Armen, ja, er identifiziert sich mit ihnen, wie es der historische Jesus getan hat.
Der Theologie der Befreiung geht es darum, daß alle Christen, auch die sozio-historisch Armen, zu Armen im Sinne des Evangeliums werden.
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