Die mit dem New Yorker Börsenkrach im Oktober 1929 manifest werdende Weltwirtschaftskrise traf die vom US-amerikanischen Kapital abhängige deutsche Politik besonders schwer und leitete den Zerfall der Weimarer Republik ein.
Unter maßgeblichen Einfluß der Reichswehr wurde im März 1930 die Regierung
Heinrich Brünings (Zentrum) gebildet. Sie sollte sich primär auf das Vertrauen des Reichspräsidenten gründen, was eine grundsätzliche Abkehr vom parlamentarischen System signalisierte. Die Regierung verlor in den Wahlen vom 14.09.1930 auch tatsächlich die Mehrheit. In diesen Wahlen konnte die NSDAP ihre Mandatszahl von 12 auf 107 erhöhen und etablierte sich damit als Massenbewegung. Brüning stützte sich fortan vornehmlich auf das Notverordnungsrecht des Reichspräsidenten und die Drohung mit der Reichstagsauflösung.
Damit begann die Serie der Präsidialkabinette. In dieser Zeit formierte sich eine breite "nationale Rechte" .
Mit ihrem Kandidaten Hitler unterlag sie bei der Reichspräsidentenwahl im April 1932 nur knapp Hindenburg, der nunmehr als Repräsentant der Mitte einschließlich der SPD figurierte, was seinem Selbstbild stark widersprach.
Die zunehmende Wirtschaftskrise wurde von Brüning durch Deflationsmaßnahmen bekämpft und damit sozialpolitisch verschärft. Das Schrumpfen der bürgerlichen Parteien in den beiden Reichstagswahlen von 1932 ließ einen Ausweg aus der Krise nur noch in Form eines Staatsumbaus "weg von Weimar" erreichbar scheinen.
Außenpolitische Revisionserfolge, die Brüning vorbereitete hatte, die aber erst von seinen Nachfolgern realisiert wurden, waren der multilaterale Beschluß über das Ende der Reparationen und die Zuerkennung der formalen Gleichberechtigung in Rüstungsfragen.
Der Plan einer deutsch-österreichischen Zollunion war 1931 an internationalem Einspruch gescheitert. Brüning, dessen Regierung sich nur dank der Tolerierung durch die SPD halten konnte, verlor im Mai 1932 das Vertrauen Hindenburgs und wurde durch Franz von Papen mit einem "Kabinett der Barone" ersetzt. Es gelang Papen nicht, die NSDAP zur Mitarbeit heranzuziehen und zu seiner Massenbasis zu machen.
Er stürzte durch Staatsstreich die als republikanisches Bollwerk bereits geschwächte preußische Regierung der Weimarer Koalition unter Otto Braun.
Die innenpolitische Auseinandersetzung verschärfte sich. Die stark angewachsene KPD bekämpfte primär die SPD als "Sozialfaschisten". Blutige Zusammenstöße zwischen rechten und linken Kräften ließen einen Bürgerkrieg befürchten. In dieser Situation übernahm Schleicher am 02.12.1932 das Reichskanzleramt. Sein Versuch, durch Spaltung der NSDAP und Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften eine breite gesellschaftliche Unterstützung zu finden ("Querfront"), scheiterte.
Angesichts der gewollten Lahmlegung des parlamentarischen Systems sahen wichtige Interessengruppen eine Rettung vor dem Bürgerkrieg nur noch in der direkten Beteiligung Hitlers an der Macht. Beraten von führenden Persönlichkeiten aus Großgrundbesitz, Industrie und Militär, ernannte Hindenburg am 30.01.1933 Hitler zum Reichskanzler.
Der Führer der NSDAP sollte durch Papen als Vizekanzler und zahlreiche konservative Minister "eingerahmt" werden. Tatsächlich gelang es jedoch den Nationalsozialisten sehr rasch, die Konservativen auszuschalten und einen Staatsumbau im eigenen Sinne einzuleiten.
Die Weimarer Republik war für die meisten Deutschen ein ungeliebter Staat. Sie konnte sich in der kurzen Zeit ihres Bestehens nicht konsolidieren. Die meisten führenden Politiker waren noch durch das Kaiserreich geprägt; ein Generationswechsel fand nicht statt.
Die Weimarer Republik wurde unter schweren Belastungen gegründet. Die militärische Niederlage im 1. Weltkrieg wurde im Bewußtsein der Bevölkerung nicht akzeptiert, da bis zum Schluß Siegesnachrichten verbreitet worden waren und deutsche Truppen noch weite Teile Osteuropas besetzt hielten. So konnte die These, daß die Niederlage durch die Revolution herbeigeführt worden sei (Dolchstoßlegende), in weiten Kreisen Eingang finden. Der Friedensvertrag schien die Schwäche der neuen Republik zu demonstrieren. Während die Linken mit Enttäuschung konstatierten, daß die soziale und wirtschaftliche Umgestaltung in Ansätzen steckengeblieben war, sah man auf der Rechten den revolutionären Beginn und gerade diese Reformansätze als grundlegend verfehlt an. Die politische Mitte wurde zwischen den beiden Extremen zerrieben.
Die politischen Parteien waren aufgrund der Traditionen des Kaiserreiches nicht hinreichend befähigt, im Interesse der Bildung einer regierungsfähigen Mehrheit Sachkompromisse einzugehen; sie stellten im Zweifel ihren eigenen programmatischen Zusammenhalt vor politisch notwendige Sachprogramme. Hierzu trug die Zersplitterung des Parteiwesens aufgrund des Verhältniswahlrechts bei.
Als von außen die Weltwirtschaftskrise zu den vorhandenen Belastungen hinzutrat, war die Weimarer Republik bereits weitgehend gescheitert. Es entstand ein Machtvakuum, das zur Radikalisierung weiter Teile der sozial und politisch unzufriedenen Wählerschaft führte.
Eine nationalsozialistische Diktatur wollte nur ein kleiner Teil der Bevölkerung.
Die Erwartung der bisher dominierenden Eliten, daß sie die nationalsozialistische Bewegung für ihre eigenen Zielvorstellungen in Dienst nehmen könnten, erwies sich jedoch schnell als eine verhängnisvolle Illusion.
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