Für Jo Pohl aus der Redaktion "Gesellschafts- und Bildungspolitik" beim "ZDF" war es "die Vorstellung von (einer) interessanten Materie, die im Gegensatz zu Naturwissenschaften oder Medizin zunächst keine spezifische Neigung erfordert", die ihn zu der Aufnahme des Studiums bewog. Hinzugekommen sei die Erwartung, "als Jurist viele Berufsmöglichkeiten zu haben und zu einem späteren Zeitpunkt noch Weichen stellen zu können."
Die vermeintlich guten Berufsperspektiven als Jurist schienen auch für die Eltern von Peter Schiwy, dem späteren Intendanten des "Norddeutschen Rundfunks" und des "Rias", der Entscheidungsgrund gewesen zu sein, denn sie entschieden - ähnlich wie bei Bodo H. Hauser ("ZDF") , wo es der Vater war - über die Wahl der Fachrichtung. Demnach sei der Journalismus nichts Seriöses, Jura allerdings schon.
Jost-Müller-Neuhof, Redakteur im Politik-Ressort des "Tagesspiegels", begründet seine Entscheidung, sich nach Abitur und Zivildienst, der Juristerei zu widmen so: "Recht ist die Schlüsselsprache demokratischer Herrschaftsformen. Die wollte ich lernen." Außerdem habe ihn "der Zwang zu (sprachlicher und logischer) Exaktheit gereizt und die Faszination daran, dass es jeweils auch für die Gegenseite eine Menge guter Argumente geben kann."
Das Interesse von Jörn Kabisch, 32-jähriger Journalist der "tageszeitung" ("taz"), nach dem Abitur an der Rechtswissenschaft war allerdings eher pragmatisch, und damit ähnlich gelagert wie bei dem Gerichtsreporter des "Hamburger Abendblattes" Ralf Nehmzow. Zunächst bewarb Kabisch sich für mehrere Journalismus-Studiengänge. Erst nachdem er überall Absagen erhielt, sollte ein "klassische Studium" folgen. Kabisch wollte bereits damals ein "Universalstudium" nur mit dem Hintergedanken einer späteren journalistischen Karriere beginnen. Er habe sich wenig über die Ausbildung informiert, wie er selbst sagt, und gerade deshalb sei er von ihrem Schwierigkeitsgrad, aber auch von der Vielfältigkeit dieses "Gesellschaftsfaches" überrascht worden.
Jörn Kabisch´ Kollegin bei der "tageszeitung", Ulrike Winkelmann, traf ihre Entscheidung zum Jura-Studium weniger aus pragmatischen, als aus idealistischen Erwägungen. So habe sie damals "die Welt retten wollen", zum Beispiel, "indem ich entweder amnesty-international- Juristin werde oder direkt zur UN gehe oder aber als Richterin neu definiere, was Schuld und was Sühne zu sein hat."
Idealistisch geprägt war auch die Wahl von Christian Semler. "Ich wollte berühmten Vorbildern nacheifern und als Anwalt den ArbeiterInnen zur Seite stehen", sagt der "taz"- Redakteur.
Wolfgang Metzner, Wirtschaftsredakteur beim Hamburger Nachrichtenmagazin "Stern", entschied sich hingegen nach einem Besuch in einer Jura- Vorlesung spontan, denn das was er hörte sei ihm "sehr konkret und lebensnah" vorgekommen. Die Tatsache, dass er ursprünglich im "Kulturteil einer Zeitung" arbeiten wollte, brachte ihn nicht ab von der Entscheidung, Rechtswissenschaften (in Berlin und München) zu studieren.
Ein Journalist, dessen juristischer Hintergrund weitreichend bekannt ist, ist Bernhard Töpper, der Leiter der Redaktion "Recht und Justiz" beim "ZDF". Töpper wollte sich mit seiner Studienwahl alles offen halten. Ihm sei klar gewesen, dass ihm nach einem erfolgreichen Abschluss "quasi zwei Standbeine" für die spätere Berufswahl zu Verfügung stehen würden: "Der Weg in die klassischen juristischen Berufe (Rechtsanwalt, Verwaltung, etc.) und der Weg in den Journalismus." Die sei auch der Grund gewesen warum er im Nebenfach Publizistik studierte.
Vom Studienfach Publizistik wurde Fatina Keilani vom "Tagesspiegel" allerdings gleich abgeraten. Vor dem Abitur 1988 hörte sich die heute 35-Jährige bei Journalisten um, "wie man das wird", denn bereits mit 14 Jahren sei für sie klar gewesen, dass sie in die Medien wollte. Eigentlich habe ihr damaliges Interesse eher der Literatur gegolten; studieren habe sie das jedoch nicht mögen. "Ich hörte mich an der Uni um und gewann den Eindruck, dass Jura grässlich, aber nützlich ist. Und nahm entsprechend die Maso-Route."
Fatina Keilani absolvierte ebenso wie ihre Kollegin Elke Bohl von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ("F.A.Z.") eine Ausbildung. Elke Bohl lernte zunächst bei einer Bank und nahm dann das juristische Studium auf ("Damals habe ich noch erwogen, nach dem Studium in die Bank zurückzukehren."). "Juristische Fragen aller Art" habe sie bereits "sehr spannend" gefunden". Und auch die juristische Denkweise - "alles so schön logisch" - habe sie damals fasziniert und zu der Entscheidung gebracht.
Reinhard Müller ("F.A.Z".) hat das eigene "Interesse an politischen und rechtlichen Fragen, das in der Oberstufe und im Rechtsunterricht der Bundeswehr geweckt wurde" zum Jura-Studium bewogen.
Dietmar Hipp, Korrespondent des Nachrichtenmagazins "Spiegel" in Karlsruhe, zuständig für das dortige Bundesfassungsgericht sowie rechtspolitische Themen, startete seiner Karriere 1990 zunächst mit einem Diplom-Studium an der Deutschen Journalistenschule in München, bevor er ab 1992 sich für Jura immatrikulierte. Nach seinem ersten Staatsexamen 1998/1999 - und einem Journalistik-Diplom 1996 (Abschlussarbeit Politik) - wechselte Hipp im März 1999 zum "Spiegel" nach Hamburg, ehe er am 1. Juni 2000 seine heutige Position in Karlsruhe besetzte. "Seit jeher" habe ihn "ein starkes Interesse an Fragen von Recht und Gerechtigkeit, genährt von einem starken Gerechtigkeitsdenken (ein prägender Text: Böll, ´Die Waage des Baleks`)" getrieben. Trotz "gewisser Vorbehalte gegenüber juristischen Berufen" entschied sich Hipp, der sich schon auf der Journalistenschule mit Vorliebe Themen wie Rundfunkrecht, Berufsethik und (in der Diplom-Arbeit) dem Wahlrecht widmete.
"Die wohl entscheidende Erfahrung" sei allerdings ein Praktikum beim "Hamburger Abendblatt" im Jahre 1992 gewesen: "Dort merkte ich, dass die meisten meiner Themen mehr oder weniger starke rechtliche Aspekte hatten; ich merkte, dass diese Fragen, soweit sie die Besonderheiten des jeweiligen Falles oder Themas betrafen, zwar im Rahmen der journalistischen Recherche geklärt werden konnten, stets aber ein gewisses Grundverständnis voraussetzten, das allein durch die jeweils aktuelle Recherche nicht oder nur schwer zu erlangen war. Zudem hatte ich das Gefühl, zumeist von Erklärungen, Einschätzungen und Bewertungen anderer abhängig und relativ ratlos widersprüchlichen Standpunkten ausgesetzt zu sein; ich wollte aber solche Streitfragen selbst bewerten und mir ein eigenes Urteil bilden können." Weiterhin habe auch das Bedürfnis, sich bei der Berufswahl abzusichern, eine große Rolle gespielt: "Zum einen, durch die Spezialisierung mit Jura eine gewisse berufliche Sicherheit im Journalismus zu erreichen (wie ein erfahrener HA-Redakteur mir nahelegte: Fachleute könne man nicht so leicht entlassen wie Generalisten), zum anderen ein zweites Standbein neben dem Journalismus zu haben," erklärt Dietmar Hipp.
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