Auch wenn aus politischen Gründen (z.B. infant- industry Argument) eine Branche vor der internationalen Konkurrenz geschützt wird, werden die Konsumenten, die für die betreffenden Güter höhere Preise zu zahlen haben, geschädigt. Auch ist nicht gesichert, ob die Unternehmen die ihnen vom Staat verschaffte Gelegenheit nutzen, um ihre Produktionsstruktur wettbewerbsfähiger zu machen, wenn aufgrund geringerem Wettbewerbsdruck die unternehmerische Initiative leidet. Auf dieses Spektrum von Wirkungen wird anhand eines Fallbeispiels eingegangen.
Der Automobilsektor
Seit Mitte der 70er Jahre sind Automobilexporte in OECD Länder Quoten und VER\'s unterworfen. Im folgenden werden die Ziele und Wirkungen von VER\'s mit Japan analysiert, da Japan das am häufigsten mit VER belegte Land ist.
Bilaterale VER\'s mit Japan wurden Anfang der 80iger Jahre durch Frankreich, Schweden, Deutschland, Italien, England, die Niederlande und die USA abgeschlossen. Ziel dieser Maßnahmen war die Zurückdrängung der japanischen Präsenz auf den inländischen Automobilmärkten. Dieses Ziel konnte nur zum Teil verwirklicht werden. So wird der italienische Markt, in den nur 2300 Autos aus Japan eingeführt werden dürfen, indirekt über andere europäische Länder beliefert. Wie Tabelle 1. anhand von Marktanteilszahlen zeigt, konnten durch die VER\'s die Ausweitung der Marktanteile in Deutschland, Schweden und den USA nicht verhindert werden.
Tabelle 1.: Marktanteilsentwicklungen auf dem Automobilsektor (1980-1986)
Jahr D USA Schweden F GB N
1980 10,4 21,3 12,1 2,9 11,9 25,7
1981 10,0 21,8 13,7 2,6 11,0 24,4
1982 9,8 22,6 15,2 2,9 11,0 22,4
1983 10,6 20,9 15,2 2,7 10,7 23,5
1984 12,0 18,3 15,0 3,0 11,1 22,0
1985 13,3 20,1 16,1 3,1 10,9 22,3
1986 15,0 24,0 20,9 3,0 11,1 24,3
Quelle: Auszug aus OECD (1093), S. 60
Eine Vielzahl von Kosten- Nutzen- Studien belegten übereinstimmend, daß der Schutz der Automobilindustrie extrem teuer war. Weiterhin herrscht Konsens, daß das Argument \"the short term relief provided by VER\'s would enable the domestic industry to make the transition towards higher levels of efficiency and product development... is now broadly discredited.\"
Im folgenden wird kurz auf die Wirkungen von VER\'s auf das Preissetzungsverhalten, Produktqualität, Wohlfahrt und Wettbewerb für den Automobilmarkt in den USA eingegangen.
Es wurde für den Zeitraum 1981-85 gezeigt, daß sich trotz einer Yen- Abwertung, die Automobilpreise für japanische Importe verteuerten. In allen anderen Sektoren kam es, konform zur Yen- Abwertung, zu einer Preissenkung japanischer Importe. Amerikanische Automobilproduzenten haben die durch die VER\'s ausgelöste Preissteigerung genutzt, um ebenfalls ihre Preise zu erhöhen. Dieses erhöhte Preisniveau auf dem US Markt veranlaßte auch europäische Produzenten ihre Preise (nur) auf dem US Markt zu erhöhen.
Weiterhin kam es durch das NTH zu einem quality upgrading (Qualitätserhöhung). Die Analyse zeigt, daß quality upgrading besonders im ersten Jahr des VER evident wurde, daß die Konsumenten ihre Präferenzen zu besser ausgestatteten Modellen verlagerten und daß quality upgrading sich nicht bei Zöllen im Fall von LKWs einstellte.
Übereinstimmend wurden negative gesamtwirtschaftliche Wohlfahrtseffekte ermittelt. Der Nutzen für den US Automobilsektor war sichtbar, aber nur von kurzfristiger Dauer, es kann daher nicht von einer Revitalisierung gesprochen werden. Die Kosten der Protektion trug der Konsument in den USA, wobei die Rentenumlenkung zugunsten der europäischen Firmen hoch, zugunsten japanischer Unternehmen mittel und zugunsten US Produzenten relativ niedrig war. Jeder Arbeitsplatz, der in der Automobilbranche erhalten wurde, kostete den Verbraucher fünf Mal soviel wie das jährliche Gehalt der dort beschäftigten Arbeiter.
Der Wegfall von VER\'s wurde simuliert mit dem Ergebnis, daß die Wettbewerbsintensität sich erhöhen würde, und es verstärkt zu einem Verdrängungswettbewerb bzw. zu Unternehmenszusammenschlüssen und Übernahmen kommen würde.
|