1.
In den USA warten etwa 3000 Häftlinge, darunter viele Farbige, in den sogenannten \"death rows\" der Bundes- und Staatsgefängnisse auf ihre Hinrichtung. Die Anzahl der inhaftierten Frauen beträgt ca. 50. Die Todeskandidaten warten im Durchschnitt 7 Jahre auf ihre Exekution.
Pro Jahr werden in den USA ca. 200 Hinrichtungen durchgeführt, davon die meisten durch eine tödliche Injektion oder den elektrischen Stuhl. Nur 5 der US-Bundessstaaten praktizieren die Hinrichtung durch Erschiessen oder Erhängen.
39 US-Bundesstaaten haben seit 1976 die Todesstrafe wieder eingeführt.
Die überwiegende Mehrheit der Amerikaner befürwortet die Todesstrafe bei Mord. Eine Jury von 12 Geschworenen befindet über Schuld oder Unschuld des/der Angeklagten, häufig auch über das Strafmass. Diese Jury wird nach Zufallsprinzip aus Wählerlisten ausgesucht und durch ausführliche Befragung über Voreingenommenheit, Kenntnisse über das Verbrechen etc. ausgewählt. Der Wahl kann sich ein Geschworener nur wegen persönlicher Krankheit oder Pflege eines Angehörigen entziehen.
Während des Prozesses wird die Jury häufig isoliert in Hotels untergebracht, vor allem dann, wenn ein öffentliches Interesse an dem Prozess besteht (z.B. im O.J.Simpson-Prozess). Der Richter in einem amerikanischen Strafprozess hat die Aufgabe, den Prozessverlauf auf seine Rechtmässigkeit zu überprüfen: Beweismittel, Zeugenbefragung usw.. Das Urteil muss bei Kapitalverbrechen einstimmig erfolgen. Die ausgesprochene Todesstrafe kann nur ein Begnadigungsausschuss und/oder der jeweilige Gouverneur, bzw. der Oberste Gerichtshof der USA aufschieben oder in lebenslängliche Haftstrafe umwandeln.
2.
In Florida kostet jede Hinrichtung ca. 3,18 Mio. $ (Mehraufwand an Expertengutachten, Ermittlern, längere Verfahren, Unterbringung der Jury, zwei getrennte Verhandlungen, Berufungsverfahren, Isolierung der Verurteilten in Hochsicherheits-Todestrakten, zusätzliches Wachpersonal, keine Möglichkeit zu arbeiten), während die Kosten für eine lebenslängliche Haft (40 Jahre) ca.516 000 $ betragen.
Die Häftlinge in den \"death rows\" halten sich normalerweise 23 Stunden am Tag in einer 1,80 mal 2,50m. grossen Zelle auf. Es darf nur ein persönliches Telephonat von 5 Minuten pro Monat durchgeführt werden. Beheizung und Belüftung sind häufig unzureichend.
3.
Gandhi sagte einmal: \"Wenn jeder ein Auge für ein Auge nimmt, wäre die ganze Welt blind\". Die Abschaffung der Todesstrafe sollte damit begründet werden, dass das Töten durch die Regierung viel zu teuer ist, finanziell und moralisch. Die Todesstrafe kostet zuviel und sie ist die einzige Form von Strafe, die die Straftat quasi imitiert. Wenn dem Staat erlaubt wird, Straftäter zu töten, werden damit auch Werte einer Verfassung in Frage gestellt:
die unantastbare Würde des Menschen!
Trotz der Wiedereinführung der Todesstrafe stieg in den USA die Mordquote zwischen 1988 und 1992 um 14 % an, für farbige junge Männer in Grossstadtvierteln ist Ermordung die zweithäufigste Todesursache.
Die Todesstrafe ist tatsächlich nichts anderes als eine Verschwendung von Mitteln, die für Programme zur Verbrechensbekämpfung und Gewaltprävention zur Verfügung stehen sollten. In New York City z.B. sank 1992 die Mordquote um 12 % durch den verstärkten Mehreinsatz von Polizeikräften.
Zum Nachdenken:
\"Eine Gesellschaft sollte nicht danach beurteilt werden, wie sie mit ihren besten Mitgliedern umgeht, sondern wie sie ihre schlechtesten Mitglieder behandelt.\" Lew Tolstoi
\"Unsere Aufgabe besteht darin Leben zu bewahren, auch das Leben von Menschen, die das Leben anderer nicht geschützt haben und zum Verbrecher geworden sind. Die Todesstrafe schreckt nicht ab.\" J.Kusch, Gefängnispfarrer
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