Yucatán ist eine große Halbinsel die fast genau in Süd-Nord-Richtung aus der mittelamerikanischen Landbrücke herausragt und somit einen Teil der Grenze zwischen dem Golf von Mexiko und dem Karibischen Meer bildet. Es handelt sich um ein tropisches Tiefland mit überwiegend feucht-heißem Klima und im Jahresrhythmus schwankender Niederschlagsverteilung.
Die Bevölkerung der Halbinsel gehörte zur Zeit der Konquista (und gehört noch heute überwiegend) der Maya-Sprachgruppe an. Die Maya waren Träger einer alten mesonamerikanischen Kultur, die ökonomisch auf einer intensiven Landwirtschaft (v.a. Mais, Baumwolle, Kakao) und ausgedehntem Fernhandel beruhte und die eine komplexe Kosmologie, ein auf genauen astronomischen Beobachtungen beruhendes Kalendersystem, die entwickelste altamerikanische Schrift sowie - zumindest in ihrer klassischen Periode - eine imposante Architektur hervorgebracht hatte. Als die Spanier nach Yucatán kamen, lebte die Maya-Bevölkerung in ca. 20 voneinander unabhängigen und teilweise miteinander verfeindeten Staatsgebilden (Provinzen), z.t. in städtischen Siedlungen.
Die Eroberung Yucatans war, im Gegensatz zur raschen Niederwerfung des Aztekenreiches in Zentralmexiko, ein relativ langfristiger Prozess. Die Spanier benötigten etwa 20 Jahre und mehrere militärische Expeditionen, um die Kontrolle über die Halbinsel zu erlangen, und diese wurde durch einen großen Aufstand von 1546/47 noch einmal nachdrücklich in Frage gestellt. Erst danach kann man von der Etablierung der spanischen Kolonialherrschaft sprechen, wobei zu beachten ist, dass es während der gesamten Kolonialzeit große Gebiete tropischen Urwaldes gab, die sich der spanischen Kontrolle entzogen und als Rückzugsterritorien für einen erheblichen Teil der Maya-Bevölkerung dienten, in die immer wieder Fluchtbewegungen vor allzu großen Belastungen durch die spanische Herrschaft erfolgten.
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