Es gibt derzeit keinen Beweis fuer den Abbau
zerebraler Funktionen und Intelligenzleistungen
durch chronischen Cannabisgebrauch. Jedoch ist die
zur Intelligenzleistung notwendige Funktion des
Kurzzeitgedaechtnisses unter Einfluss von Cannabis
reduziert (vgl. Schoenhoefer, Die Pharmakologie der
Cannabis-Wirkstoffe, in Arzneimittelforschung 23,
1973, Seite 55).
Es gibt auch keinen medizinischen Hinweis, dass der
Cannabiskonsum originaer Psychosen hervorruft. Der
Sachverstaendige Dr. Barchewitz hat ausgefuehrt, dass
der Cannabiskonsum allenfalls eine bereits
vorhandene Psychose zum Ausbruch bringen kann.
Diese lediglich ausloesende Funktion koennen auch
andere Rauschmittel oder entsprechende Medikamente
hervorrufen. Die eigentliche Schaedigung in der
Psyche hat nach den Angaben des Sachverstaendigen
jedoch bereits vorher stattgefunden. Zu diesen
Angaben des Sachverstaendigen passt auch die bei
Quensel (vgl. Drogen und Drogenpolitik, a.a.O.,
Seite 387) getroffene Feststellung:
\"Zur Zeit gibt es keine zureichenden Gruende, die
dafuer sprechen, dass eine Cannabis-Psychose als
besonderer klinischer Befund existiert\". Der
Sachverstaendige Dr. Barchewitz hat auf entspre-
chenden Vorhalt diese Aussage bestaetigt.
Die Beweisaufnahme hat auch ergeben, dass das so-
genannte. aemotivationale Syndrom\" keine
spezifische Folge des Cannabis-Konsums ist. Bei
dem aemotivationalen Syndrom\" handelt es sich um
ein durch aepathie, Passivitaet und Euphorie
gekennzeichnetes Zustandsbild\". Der
Sachverstaendige hat in uebereinstimmung mit
Schoenhoefer (vgl. a.a.O., Seite 55) ausgefuehrt, dass
es nicht moeglich sei, eine kausale Beziehung
zwischen dem Cannabisgebrauch und dem aemotiva-
tionalen Syndrom\" herzustellen. Schoenhoefer
haelt hier vielmehr einen Umkehrschluss fuer zu-
laessig. Nach seiner Meinung machen die Elemente
des aemotivationalen Syndroms\" erst das
Rauscherlebnis des Cannabiskonsums interessant und
bedingen somit diesen Konsum (vgl. Schoenhoefer,
a.a.O., S. 55). Auf diese Zusammenhaenge hat auch
der Sachverstaendige Dr. Barchewitz auf
entsprechenden Vorhalt hingewiesen. Dies
entspricht auch den Untersuchungen, auf die
Quensel (Drogen und Drogenpolitik, a.a.O., Seite
388) verweist. In empirischen Untersuchungen ist
nachgewiesen worden, dass Cannabiskonsumenten
\"weniger sorgfaeltig, weniger diszipliniert und
nicht so strebsam\" sind wie eine Kontrollgruppe,
\"was sich auch darin zeigt, dass sie signifikant
weniger nach Erfolg strebt\". Jedoch seien auch
potentielle Konsumenten, die nicht strikt gegen
Cannabis eingestellt gewesen seien, aber noch kein
Cannabis konsumiert haetten, ssignifikant weniger
karriere-orientiert... als die Antikonsumenten\".
Ouensel kommt daher zu der Auffassung, dass
Cannabis eingebunden in einen groesseren Lebensstil
sei, der schon vor dem Konsum vorhanden gewesen
sei und deswegen allenfalls als Symptom, jedoch
nicht als dessen Ursache zu begreifen sei.
Zusammenfassend lassen sich deswegen die Befunde
zum psychischen Bereich wie folgt beschreiben:
Nach derzeitigem Wissensstand sind keine
gravierenden Stoerungen zu erwarten, wenn auch
Personen mit Neigungen zu psychischen Stoerungen
ebenso auf Cannabis verzichten sollten wie
diejenigen, die sich damit sozial unertraeglichen
Situationen entziehen wollen.
cc.) Koerperliche Abhaengigkeit
Koerperliche Entzugserscheinungen sind bei Cannabis
-anders als bei Alkohol und harten Drogen- prak-
tisch nicht zu beobachten. Der Sachverstaendige
Prof. Dr. Dominiak hat hierzu ausgefuehrt, dass
allenfalls -vergleichbar wie beim Absetzen der
taeglichen Kaffeedosis- leichte Schlafstoerungen,
Irritierbarkeit und innere Unruhe auftreten
koennen. Auch seien Dosissteigerungen aus physiolo-
gischen Gruenden nicht festzustellen. Vielfach ist
sogar beobachtet worden, dass erfahrene Konsumenten
weniger Cannabis brauchen, um \"high\" zu werden als
Anfaenger (vgl. Quensel, Drogen und Drogenpolitik,
a.a.O., Seite 389 m.w.N.).
Die Sachverstaendigen haben darueber hinaus ausge-
fuehrt, dass allenfalls eine leichte psychische Ab-
haengigkeit vorhanden sei. Diese sei aber nicht.
anders einzustufen, als die, die beim taeglichen
Kaffeetrinken entstehe. Quensel (Drogen und
Drogenpoltik, a.a.O., Seite 389) fuehrt hierzu
folgendes aus: \"Eine Vorstellung von diesen
Schwierigkeiten kann man gewinnen, wenn man an das
eigene abendliche Glas Bier denkt, an den ueblichen
Morgenkaffee oder an die Leere, die entsteht, wenn
man das Rauchen aufgibt -dieselbe Leere ueberfaellt
uns, wenn der Fernseher repariert werden muss, die
Tageszeitung wegen Streiks fehlt, die Pruefung
bestanden ist oder bei Arbeitslosigkeit oder
Verrentung der alltaegliche Arbeitstrott ausfaellt.\"
dd.) Toedliche Dosis
Bei dem Cannabiskonsum gibt es im Gegensatz ,zum
Alkohol, Nikotin und harten Drogenkonsum keine
wissenschaftlich ermittelte letale (= toedliche)
Dosis. Todesfaelle die auf exzessiven Konsum
zurueckzufuehren sind, sind bei Haschisch nicht
bekannt.
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