"Seit wann ist es Frauen gestattet, ihrem Geschlecht abzuschwören und sich zu Männern zu machen? [...] Aufgaben zu übernehmen, welche die Natur allein dem Mann zugeteilt hat? Die Natur hat zum Mann gesagt: Sei Mann! [...] Sie hat zum Weib gesagt: Sei Weib! [...] Unkluge Frauen, warum wollt ihr Männer werden? Sind die Menschen nicht genug geteilt? Was braucht ihr mehr? Im Namen der Natur, bleibt, was ihr seid; und weit entfernt, uns in Gedanken um die Gefahren eines so stürmischen Lebens zu beneiden, begnügt euch damit, sie uns im Schoße der Familie vergessen zu machen, indem ihr unsere Augen auf dem entzückenden Schauspiel unserer durch eure zärtliche Fürsorge glücklichen Kinder ruhen laßt."
Daß dieser Text immer noch eine gewisse Gültigkeit hat, ist bekannt. Jeder spricht heute über Sexismus, Feminismus, Antisexismus. Aber weniger bekannt ist, daß es nicht nur Studien über die unterschiedliche Erziehung von Mädchen und Burschen - die wir auch erwähnen werden- , sondern auch bedeutende Männer gibt, die sich gegen Sexismus und für das Anliegen vieler Frauen - Gleichberechtigung- aussprechen, oder zumindest dieses Thema aufarbeiten.
Deshalb ist es interessant die Thematik so zu sehen, daß Antisexismus nicht als Kampf der Geschlechter gegeneinander, sondern als ein gemeinsames Einsetzen für Gleichberechtigung.
Eine kurze Begriffserklärung:
1. Sexismus: Diskriminierung und Abwertung einer Person aufgrund ihres
Geschlechts.
Dem Wort Rassismus nachempfunden
Basis: Männer denken aufgrund ihrer biologischen Unterschiede anders als Frauen und diese sind deshalb ungeeignet für bestimmte Tätigkeiten.
2. Antisexismus: Geht davon aus, daß Männer und Frauen von Natur aus gleich handeln. Sämtliche Unterschiede entstehen nur aus Erziehung und Erfahrungen. Das Ziel besteht darin, daß Frauen und Männer gleich behandelt werden.
Wie oben bereits erwähnt, beschäftigen sich auch männliche Philosophen mit dieser Problematik. Ich möchte zwei Beispiele anführen:
1. Platon:
. Er glaubte schon vor zweieinhalbtausend Jahren an die Gleichstellung.
. Keine öffentliche Beschäftigung ist speziell Frauen oder Männern zugeordnet, da die natürlichen Eigenschaften gleich verteilt wurden.
. Er fordert gleiche Erziehung da die Natur der Kinder die gleiche ist.
. Frauen sollten auch zum Heer gehen dürfen, da er darin absolut nichts unweibliches fand.
2. John Stuart Mill:
. Geschlechtliche Unterschiede beeinflussen nicht den Intellekt.
. Frauen sind keine untergeordnete Spezies, aber eine eigene Klasse oder Kaste, gemacht und kontrolliert von Männern.
. Die Unterwerfung ist eine universelle Sitte. Verstöße dagegen werden als unnatürlich empfunden. Wahrscheinlich auch ein Grund, warum sich viele Frauen nicht wehren.
. Männer verlangen nicht nur Gehorsam, sondern auch noch Zuneigung. Im Unterschied zu einem "herkömmlichen" Angestellten.
. Die Erziehung lehrt den Mädchen, daß sich ihr idealer Charakter gänzlich von dem der Burschen unterscheidet. Sie hat sich völlig aufzugeben zum Wohle der Gemeinschaft.
. Der halben menschlichen Rasse ist aufgrund des Zufalls weiblich geboren worden zu sein Zugang zu höheren Funktionen verwehrt.
Die Ansichten von Stuart Mill klingen etwas überzogen, wenn man aber eine Studie, die bei Kindern durchgeführt wurde, betrachtet, rettet sich die oben angeprangerte Erziehung in moderaterer Form bis zum heutigen Tag.
. Bereits im Kindergarten unterschätzen die Mädchen ihre Fähigkeiten, während die Burschen eine gesunde, bis etwas überschätzte Einstellung zu sich selbst haben.
. Das Selbstbewußtsein steigt bei Burschen besonders zwischen 7,5 und 13 Jahren. Das von Mädchen bleibt in der gleichen Zeitspanne gleich, oder es sinkt sogar. Der Grund dafür liegt auf der Hand: für Mädchen ist Erfolg Glückssache, Versagen aber ein Mangel an Können. Für die Burschen ist es genau das Gegenteil.
. Die fünf Hauptgründe kein Mädchen sein zu wollen lauten wie folgt (es wurden Mädchen und Burschen befragt:
1. Anforderungen an Aussehen und Kleidung
2. Weniger Freiheiten
3. Hausarbeit und Kinderkriegen
4. Schlechtere Berufschancen und Verdienstmöglichkeiten
5. Gewalttätigkeiten und Belästigung von Männern ausgesetzt sein (es wurden 4 -10jährige befragt!)
Wenn man sich in seiner Umgebung umhört, fallen diese Argumente wirklich immer öfter. Doch diese Probleme kann man doch nicht lösen, indem man sich wünscht, keine Mädchen in die Welt zu setzen, oder sie dann regelrecht zu bewachen.
Es gibt natürlich Lösungsansätze - besonders in der Politik, und da sie hauptsächlich von Männern gemacht wird, gibt es auch hier Männer, die sich für Gleichberechtigung aussprechen müssen.
Als Beispiel erörtere ich kurz die EU-Politik mit Schwerpunkt auf die Lohngleichheit:
. Die Bedeutung dieses Rechts wurde mehrmals durch Urteile des Europäischen Gerichtshofs bestätigt, aber nicht alle Mitgliedstaaten bestätigen dies.
. Aus diesem Grund legt die Kommission einen Verhaltenskodex vor.
. 1976 Begann die Erweiterung der Aktionsfelder auf besseren Zugang zum Beruf, der beruflichen Weiterbildung und besseren Arbeitsbedingungen.
. Ab 1982 - 1996 schreiten diese Verbesserungen fort. Insbesondere jene für schwangere Frauen und im Kinderbetreuungssektor.
. Wegen der wirtschaftlichen Krise werden die Programme verstärkt, um die besonders hohe Frauenarbeitslosigkeit zu senken. Als wichtigstes Strategische Ziel wird angegeben die Erfahrungen und Fähigkeiten von Frauen für die Gesellschaft nutzbar zu machen und zwar aus einer Gleichberechtigung eine Gleichbehandlung zu machen.
. Diese Gleichbehandlung wurde nicht geschafft, da immer noch Frauen ein Drittel weniger verdienen als Männer.
. Um zu dieser Gleichbehandlung zu kommen, darf auch mit positiver Diskriminierung gehandelt werden (Maastrichter Vertrag). Diese wirft allerdings ein Problem auf: alle anderen positiven Aktionsprogramme könnten dadurch in ein schlechtes Licht geraten.
. Die Kommission versucht trotzdem mit positivem Beispiel voranzugehen: Sie fördert Frauenkandidaturen, da die Frauenquote hier besonders gering ist.
Diese Absichten sind zwar lobenswert, doch die Politik für Chancengleichheit ist keine Priorität der EU, was sich mit dem niedrigen zur Verfügung stehenden Geldmitteln am besten verdeutlichen läßt.
Bevor ich eine literarische Aufarbeitung mit diesem Thema beginne, möchte ich noch ein paar Aussagen in den Raum stellen:
. "Die Frauen sind so mächtig geworden, daß unsere Unabhängigkeit im eigenen Haus verlorenging und jetzt in der Öffentlichkeit mit Füßen getreten wird. (Cato 195 v. Chr. Weil Frauen ein Gesetz verabschieden wollten, das ihnen verbieten einen Wagen zu fahren und bunte Kleidung zu tragen)
. Frauen verrichten zwei Drittel aller Arbeit der Welt und erhalten dafür nur ein Zehntel des Geldes und besitzen nur 1% der Produktionsmittel.
. In Frankreich sind sexistische Aussagen nicht strafbar im Gegensatz zu rassistischen.
. In einer amerikanischen Studie haben 58% der befragten Studenten zugegeben, "eine Frau zu Sex zu zwingen", wenn sie keine Strafe fürchten müßten.
. In 82% der Erde ist es den Männern gestattet, mehrere Frauen zu haben, Frauen nicht.
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