NTH\'s, die in der einen oder anderen Weise zu einer mengenmäßigen Reduktion der Inlandnachfrage führen, haben, wie im Folgenden gezeigt wird, analoge Wirkungen wie Importzölle. Deshalb wird anhand der Partialanalyse, in Anlehnung an die Zolltheorie, die wichtigsten Wirkungen von Zöllen und damit auch von NTH\'s erläutert. Es wird im folgenden vom \"kleinen Land Fall\" ausgegangen, d.h. Maßnahmen, die den Binnenmarkt des Gutes betreffen (Errichtung eines NTH mit zollähnlicher Wirkung) verändern nicht den Weltmarktpreis. Auch wird von Interdependenzen zwischen Importgut und anderen Gütermärkten abstrahiert.
Abb.3 Partialanalyse
Quelle: ROSE (1992), S.565
Abbildung 3 zeigt das Angebot (A) und die Nachfrage (N) auf einem Gütermarkt für das Gut (X), welches das Inland importiert. Durch den niedrigen Weltmarktpreis (Pa) in der Höhe von OA, kommt es im Inland zu einer Nachfrage AC, die durch das inländische Angebot AB nicht zu befriedigen ist. Dieser Nachfrageüberhang BC wird durch Importe bedient.
Wird nun ein Zoll in Höhe von AD eingeführt, verteuern sich auf dem Inlandsmarkt die Importe ausländischer Anbieter, und es stellt sich ein neuer Preis in Höhe von OD ein. Zölle oder NTH\'s, die die Kosten für ausländische Anbieter und somit die Einfuhrpreise in die Höhe treiben, bewirken, daß die Inlandsproduktion um BB\' ausgeweitet wird (Schutzeffekt). Gleichzeitig wird der Inlandsverbrauch um CC\' schrumpfen (Konsumeffekt), der Import um BB\' und CC\' sinken (Außenhandelseffekt), der Importwert um (BB\' + CC\') * OA fallen (Zahlungsbilanzeffekt). Beim Zoll fallen im Gegensatz zu den meisten NTH\'s Renten, hier Zolleinnahmen, im Ausmaß von EF * AD an (Zolleinahmeeffekt). Es findet weiterhin eine Einkommensumverteilung von den Konsumenten zum Staat und den Unternehmen statt. Dieser Umverteilungseffekt läßt sich durch die steigende Produzentenrente von ABG auf DEG und die fallende Konsumentenrente von ACI auf DFI verdeutlichen. Die private Wohlfahrt sinkt somit um die Fläche BCFE. Die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt, also die staatlichen Zolleinnahmen vermindert um den Verlust an privater Wohlfahrt, fällt um BB\'E + CC\'F (Wohlfahrtseffekt).
Wie aus der Systematisierung hervorgeht wirken die meisten NTH\'s über die Importmenge oder über den Importpreis.
Die Wirkungen von Zöllen und mengenmäßigen Importbeschränkungen entsprechen sich in fast allen Bereichen, denn ob der Staat ein Mengenkontingent in Höhe von EF einführt oder einen Zoll erläßt, der ausländische Waren so verteuert, daß nur noch EF ausländisches Angebot auf den Markt gelangt, ist egal. Für jedes Kontingent läßt sich somit theoretisch ein Zolläquivalent berechnen. Dies gilt natürlich auch für VER\'s, bei denen die Quoten bilateral, und nicht nur von Seiten des importierenden Landes festgelegt werden.
Bei NTH\'s, die, direkt oder indirekt, über den Importpreis wirken, gelten identische Überlegungen. Auch hier spielt es für die beschriebenen Zolleffekte keine Rolle, ob die Verteuerung der Importe (Verschiebung der Weltmarktpreisgraden nach oben) durch einen Zoll oder durch technische Vorschriften, schikanöse Grenzabfertigung oder durch erhöhte Vermarktungskosten, die zur Überwindung von buy-national Aufrufen verwendet werden müssen, zustande kommen.
Diese Analyse verdeutlicht, warum Protektion von Seiten der inländischen Unternehmen angestrebt wird. Es kommt im geschützten Sektor zu einer Ausdehnung der Inlandsproduktion und einer Umschichtung zugunsten der Produzentenrente.
Ausgehend von diesen Überlegungen könnte man vermuten, daß die durch den Schutzeffekt ausgelöste sektorale Produktionsausweitung, die mit einer sektoralen Beschäftigungszunahme verbunden ist, auch die gesamtwirtschaftliche Beschäftigung erhöht. Wie ROSE demonstriert, ist dies aber aus zwei Gründen nicht der Fall. Erstens sind Retorsionsmaßnahmen sowohl bei Zöllen als auch bei den wirkungsvollen quantitativen Einfuhrbeschränkungen zu erwarten. Damit sind Beschäftigungs-rückgänge im inländischen Exportsektor unumgänglich.
Aber auch wenn keine Retorsionsmaßnahmen erfolgen (im kleinen Land Fall), kann unter den Annahmen von flexiblen Wechselkursen und starren Nominallöhnen, keine verbindliche Aussage über die gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungswirkungen von Zöllen gemacht werden. Es kommt aufgrund des sinkenden Importwertes zu einer Leistungsbilanzverbesserung und folglich zu einer Aufwertung der inländischen Währung. Im \"kleinen Land Fall\" fallen die Inlandpreise im Verhältnis zum Abwertungssatz der Auslandswährung. Die Weltmarktpreisgeraden für Import- und Exportgütermarkt verschieben sich nach unten mit dem Effekt, daß die Produktion und damit die Beschäftigung im Exportsektor sinkt und die zollbedingte Ausdehnung der Importsektorbeschäftigung zum Teil wieder reduziert wird.
ROSE faßt zusammen, daß \"...aus der Beschäftigungserhöhung im geschützten Sektor nicht auf entsprechende positive Beschäftigungseffekte in der Gesamtwirtschaft geschlossen werden kann.\"
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