OTP standardisiert Verfahren zur Abwicklung von Handel mit Privatkunden über das Internet (elektronische Abwicklung von Angebot, Bestellung, Rechnung, Quittung und Reklamation). OTP integriert Zahlungssysteme wie E-Cash, CyberCash, Kreditkartenzahlungen, Geldkarte und Mondex, wobei auch die Steuerung des gesamten Zahlungsvorganges übernommen wird.
SET implementiert dafür eine Mischform: Die Kommunikation zwischen der elektronischen Kasse des Händlers und dem Payment Gateway (System, das dem Händler elektronische Handelsdienste zur Verfügung stellt) des Finanzdienstleisters läuft über das Internet, danach werden die geschlossenen Netze der Kreditwirtschaft verwendet.
Bei Problemen während des Kaufvorgangs müssen alle Beteiligten den bisherigen Verlauf der Transaktion abfragen können. Bei Fehlern ist es notwendig, daß beide Handelspartner wieder in den gewünschten Status zurückgelangen können. Die Systeme müssen dafür sorgen, daß der Kunde die gewünschte Ware und der Händler sein Geld erhält. Bei Lieferschwierigkeiten muß der Kunde sein Geld zurückbekommen. Im Kreditkartenhandling ist dies vorgesehen, die meisten anderen elektronischen Zahlungsmittel berücksichtigen das Thema "Geld-zurück" nicht. Zum Beispiel kann es notwendig sein, die Rückerstattung mittels einer Überweisung durchzuführen. Daran ist zu erkennen, daß an einem einfachen Kaufvorgang nicht nur Händler und Käufer beteiligt sind. Zusätzlich sind drei weitere Rollen zu betrachten: Ein Finanzdienstleister unterstützt die Handelspartner bei der Zahlung, ein Lieferant übernimmt die Auslieferung der Ware und ein Kundendienstzentrum unterstützt bei der Problemlösung. OTP unterscheidet zwischen diesen fünf Rollen, wobei eine Institution auch mehrere von ihnen übernehmen kann (der Händler kann auch die Ware ausliefern).
Um all diese Anforderungen erfüllen zu können, mußte OTP eine Reihe von Eigenschaften erhalten. Erforderlich sind zum Beispiel verschiedene Formen von Rechnungen und Quittungen, Flexibilität und vieles mehr. Daher entschieden sich die Verantwortlichen, als Sprache XML (Extensible Markup Language) zu nutzen, das diese Eigenschaften bereitstellt. Außerdem muß die Möglichkeit bestehen, für existierende Felder benutzerdefinierte Werte einführen zu können. Digitale Signaturen sollen das geforderte Mindestmaß an Sicherheit bieten.
Die Architektur von OTP muß die verschiedenen Zahlungssysteme transparent unterstützen. Eine gesamte Einbindung des Zahlungssystems in OTP würde zu kurz greifen. Bei SET wäre dies zwar möglich, bei chipkartenbasierten Zahlungsmitteln wie Geldkarte und Mondex-Karte aber keinesfalls. Dies ist darin begründet, daß zum Beispiel die gesamte Kommunikation zwischen Geldkarte und Händlerkarte verschlüsselt abläuft, Ver- und Entschlüsselung finden auf den beteiligten Chipkarten statt. Somit hat OTP keine andere Möglichkeit, als die Zahlungssysteme transparent zu transportieren. Außerdem muß die OTP-Architektur die Unabhängigkeit des Protokolls von der darunterliegenden Transportschicht sicherstellen. Momentan ist HTTP - und damit TCP/IP - als Transportschicht vorgesehen. Es muß aber gewährleistet sein, daß OTP von zukünftigen Änderungen oder Erweiterungen dieser Transportprotokolle unbeeinflußt bleibt. Weiterhin muß OTP Möglichkeiten zur Differenzierung vorsehen und nationale Gegebenheiten in bezug auf Sicherheit, gesetzliche Vorschriften und typische Vorlieben beim Handel beachten.
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