Die Lokalpresse kann in der Wahlkampfphase zum "Hofberichterstatter" werden. Professor Franz Ronneberger bezeichnet den heutigen Journalismus als einen organisierten Handel. Eine solche Leistung erbringt der Lokalteil. Da in diesem Teil, jeder Zeitung, die Eigenleistung der Journalisten jedoch sehr gering ist und Kommentare als Pflichtübung aufgefasst werden, wird diese Art von Journalismus auch als Verlautbarungsjournalismus bezeichnet. Die Kommentare haben meistens eine kritische Tendenz. Generell kann man sagen, dass die Bereitschaft der Lokalpresse zur kritischen Kommentierung und Berichterstattung von dem Grad der Eingebundenheit der Journalisten in der Gemeinde abhängig ist.
Der Lokalteil verlangt eine Wahrnehmung der Kritikfunktion, im Kommentar eine gehörige Portion Standvermögen: Gegen die Kanzlerin oder die Opposition zu sein "kostet nichts", gegen örtliche Herrschaftsstrukturen und örtliche wirtschaftlichen Interesse zu schreiben, ist oft mit massivem Druck verbunden. Leider hat sich dennoch herausgestellt das sich die deutschen Zeitungen trotz oft reklamierter Überparteilichkeit relativ stark in das Wahlkampfgeschehen einschalten. Dabei sind Wochenzeitungen kritischer als Tageszeitungen.
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