Der militärische Sieg der Regierung machte jedoch nicht Dollfuß zum Sieger, sondern Fey, der sich auch sehr bald durch eine billige Propaganda als "Retter Österreichs feiern ließ".
Die Ausschaltung der sozialdemokratischen Bewegung und die Beseitigung des "Roten Wien" brachten Dollfuß jedoch nur einen Pyrrussieg.
Er kostete Dollfuß manche Sympathien, selbst bei eigenen Anhängern.
Außerdem wurde der Weg für den Nationalsozialismus erleichtert.
Nach den Februartagen verstärkten die Nationalsozialisten daher ihre Propaganda:
Flugblattaktionen, Schlägereien und Sprengstoffanschläge beunruhigten die Bevölkerung.
Nachdem Dollfuß die Sozialdemokraten also ausgeschaltet hatte, bemühte er sich Österreich in einen autoritär geführten Staat zu verwandeln, stieß dabei aber weiter auf heftigen innenpolitischen Widerstand.
Alle Organisationen der Sozialisten bis hin zum Konsum wurden liquidiert oder von Kommissaren der Vaterländischen Front besetzt. Die Partei war verboten. Illegal arbeiteten Sozialisten und Gewerkschaften aber im Untergrund weiter.
Außer den illegalen Nationalsozialisten kamen nun illegale Gruppen der Sozialdemokraten, der revolutionären Sozialisten und die nach den Ereignissen vom Februar stark angewachsenen KPÖ hinzu.
Sogar die traditionelle Christlichsoziale Partei mußte ihre Selbstauflösung beschließen und gliederte sich größtenteils in die Vaterländische Front ein.
Der Vaterländischen Front wurde nun voll zum Durchbruch verholfen.
Den Führern der bewaffneten Heimwehr wurde dabei früher schon ein entscheidendes Mitspracherecht eingeräumt. Als Symbol wurde das sogenannte "Kruckenkreuz" gewählt.
Nun glaubte Dollfuß, im Ständestaat für Ruhe und Ordnung gesorgt zu haben. Er ließ am 1. Mai 1934 eine neue Verfassung für Österreich verkünden ("im Namen Gottes, von dem alles Recht ausgeht"). Nicht mehr Parteien sollten den Interessen des Volkes Ausdruck geben, sondern die Berufsstände. Diese hatten aber nur beratende Funktion. Was wirklich zu geschehen hatte, bestimmte nur die Regierung unter dem Bundeskanzlers. Der Bundespräsident sollte nur mehr von den Bürgermeistern des Landes gewählt werden. Bürgermeister konnte nur ein Mitglied der Vaterländischen Front werden. Der Bundespräsident sollte auf Vorschlag der Regierung politische Vertreter in den Staatsrat berufen. Andere Gruppen sollten Mitglieder in einen Kulturrat (Kirchen, Wissenschaft), in einen Bundeswirtschaftsrat (Berufsstände) und in einen Länderrat (Landeshauptmänner) entsenden.
Die Sozialisten wurden zuerst durch Standgerichte, dann mittels politischer Prozesse verfolgt. Sozialisten verloren ihre Posten im öffentlichen Dienst und sogar in der Privatwirtschaft, sie wurden verfemt .
Einige 1000 Funktionäre flüchteten. In Brünn erschien die illegale Arbeiter-Zeitung, die von treuen Mitarbeitern unter höchster Gefahr nach Österreich geschmuggelt wurde. Darunter auch der spätere Bundeskanzler Bruno Kreisky.
Bis zum Sommer verschlechterte sich die Popularität Feys und des Bundeskanzlers, der stets bemüht war sich gegen widerstrebende Kräfte abzusichern, ohne freilich von den Vorbereitungen für den 25. Juli auch nur das geringste zu ahnen.
In den Monaten Mai und Juli setze eine neue nationalsozialistische Terrorwelle ein. Die Regierung traf daraufhin energische Gegenmaßnahmen, die zu zahlreichen Verhaftungen und Einweisungen in das seit 1933 bestehende Anhaltelager Wöllersdorf führten. Es wurde das Bundesgesetz zur Wiedereinführung der Todesstrafe im ordentlichen Verfahren beschlossen.
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