Antoine Richis: Vater des letzten ermordeten Mädchens,
Autor: Patrick Süskind wurde am 26.März 1949 in Ambach(heute zu Münsingen,Landkreis Bad Tölz-Wolfraatshausen) geboren. Seine berühmtesten Werke sind :
der Kontrabaß, die Taube, die Geschichte von Herrn Sommer und das Parfum.
Im 18.Jahrhundert herrschte in den Städten ein fast unvorstellbarer Gestank.
Zwischen der Rue aux Fers und der Rue de la Ferronerie, wo der Gestank in Paris am grössten ist, wird am 17.Juni 1738 Jean-Baptiste Grenouille geboren. Er ist schon das fünfte Kind seiner Mutter, doch die vier vorigen
Kinder hat sie einfach zum Fischabfall geworfen, wo sie schlußendlich verreckt sind. Seine Mutter will ihn auch auf diese Weise beseitigen, doch sein Geschrei rettet ihn. Seine Mutter wird verhaftet und wegen Kindermordes geköpft. Grenouille wird einem Kloster anvertraut und dort von der Amme Jeanne Bussie betreut. Diese gibt Grenouille jedoch bald zurück, weil er zu viel trinkt und isst und ihrer Meinung nach vom Teufel besessen ist, weil er
keinen Körperduft hat.
Grenouille wird bald darauf Madame Gaillard
anvertraut. Er lebt sehr bescheiden und die anderen Ziehkinder meiden ihn. Grenouille kennt alle Gerüche in seiner Umgebung und er lernt nur Wörter von
Gegenständen, die ihn geruchlich überwältigen. Bald riecht er schon mehrere Straßenzüge entfernte Leute und kann die verschiedenen Holzarten geruchlich unterscheiden. Grenouille hat ein paar Millionen Gerüche in seinem Kopf
gespeichert. Er weiß, dass er die beste Nase der Welt hat. Als Grenouille 8 Jahre alt ist, wird er von Madame Gaillard um 15 Franc an eine Gerberwerkstatt verkauft. Grenouille arbeitet hart und beschwert sich nicht, obwohl er schlecht behandelt wird. Eines Tages begegnet ihm auf der Straße
ein wunderbarer Duft. Er folgt dem Duft und kommt zu einem Hinterhof in dem ein Mädchen sitzt. Angezogen von ihrem Duft schleicht Grenouille sich an das
Mädchen heran und erwürgt es um ihren Duft so vollständig wie möglich in sich aufzunehmen. Als Grenouille eines Tages Ziegenleder zum Parfumeur Baldini liefert, fragt er, ob er für ihn als Parfumeur arbeiten dürfe.
Baldini testet Grenouilles Nase und erkennt, dass Grenouille eine sehr gute Nase hat. Baldini kauft Grenouille dem Gerber ab.
Sein Ziel ist es, zu lernen, wie man Düfte extrahiert und konserviert, um sie auch materiell zu besitzen.
Grenouille erfindet viele verschiedene Parfumsorten, die sehr berühmt und begehrt werden. Von Baldini lernt er Seifen und Cremes zu machen und er wird
ein Spezialist auf dem Gebiet des Destillierens.
Grenouille wird lebensbedrohlich krank. Er bekommt Masern und Fieber und der Arzt sagt, dass er innerhalb von 48 Stunden sterben wird. Nach einer Woche ist er jedoch wieder gesund. Nach drei Jahren im Dienst von Baldini,
der durch Grenouilles Parfums reich geworden ist, bekommt Grenouille den Gesellenbrief.
Er ist nun 18 Jahre und geht auf Wanderschaft. Grenouille meidet die Menschen und Städte wegen ihres schlechten Geruchs immer mehr.
Bald wandert er nachts um keinen Menschen zu begegnen. Im August 1756 erreicht Grenouille den menschenleeren Vulkan Plomb du Cantal. Das Hochplateau des Vulkans ist der menschenleerste Ort im Königreich.
Grenouille quartiert sich in einem dunklen und tiefen Stollen ein.
Grenouille ernährt sich von Ringelnattern, Salamandern, Flechten und Moosen.
In seiner Höhle träumt er von den schönsten Gerüchen. Nach 7 Jahren hat Grenouille einen Alptraum in dem ihm klar wird, dass er sich selber nicht riechen kann. Die Einsicht, sich selbst nicht riechen zu können, führt
Grenouille in eine schwere Identitätskrise. Daraufhin verlässt er den Plomb du Cantal nach Süden. Mit langen Nägeln und bis zur Kniekehle reichenden Haaren kommt er in eine Stadt. Grenouille erzählt, dass er von Räubern
entführt und 7 Jahre gefangen gehalten wurde.Er wird von einem Wissenschaftler untersucht, der glaubt, dass sich Lebewesen unter der Erde schlechter entwickeln als in höheren Regionen. In der Werkstatt eines Parfumeurs kreiert Grenouille ein Parfum das nach Mensch riecht. Mit diesem Parfum wird er das erste Mal von den anderen Menschen respektiert.
Grenouille hat den Wunsch ein Parfum zu entwerfen mit dem ihn die Leute lieben. Er fährt mit dem Schiff über Marseille, Koulon und Cannes nach Grasse, einer der Parfummetropolen, wo er verschiedene Techniken der
Duftgewinnung lernen will. In Grasse riecht Grenouille einen sehr guten und reinen Duft. Er folgt dem Duft und kommt zu einem Garten mit einem rothaarigen Mädchen, dass der Ursprung des Duftes ist. Grenouille beschliesst aus dem Mädchen in zwei Jahren, wenn sie älter ist, einen
unwiderstehlichen Duft zu machen.
In Grasse arbeitet er bei Madame Amulfi.
Dort lernt er vom anderen Lehrling Druot wie man Blumen mazeriert. Grenouille mixt sich verschiedene Körperdüfte für verschiedene Anlässe. Er beginnt Steine, Holz und Metall zu mazerieren und bald darauf auch Tiere zu
mazerieren. Im Mai wird die Leiche eines schönen 15-jährigen Mädchen in einem Rosenfeld gefunden. Grenouille hat das Mädchen ermordet und ihre Haare und ihr Gewand zur Produktion eines herrlichen Duftes verwendet.
Im Sommer vergeht keine Woche ohne Mord. Die Opfer sind immer schöne und reizvolle Mädchen im selben Alter. Verschiedenste Leute werden beschuldigt, doch der
Täter scheint unauffindbar. Ende September, als bereits 24 Mädchen ermordet sind, hören die Morde auf. Antoine Richis, der wohlhabendste Mann von Grasse, denkt, dass der Mord an seiner hübschen Tochter Laure der Höhepunkt
für den Täter sein könnte.
Antoine will Laure in Sicherheit bringen und flieht deshalb mit ihr. Doch als Grenouille erfährt, dass Laure nicht mehr in Grasse ist folgt er ihr mit Hilfe seiner feinen Nase. Grenouille findet Laure in einem Gasthaus, tötet
sie in der Nacht, und entzieht ihrem Körper die Düfte. Grenouille wird steckbrieflich gesucht und
ein Wärter, der Grenouille beim Verlassen von Grasse gesehen hat, identifiziert ihn als den gefürchteten Mädchenmörder. Es werden die Haare
und das Gewand der 25 Mädchen in Grenouilles Werkstatt gefunden. Grenouille wird in ein Verlies gebracht und gefoltert, weil er nicht zugibt, wozu er die Haare und Kleider der Mädchen gebraucht hat. Am 15.April 1766 wird
Grenouille zum Tod am Kreuz und 12 Hiebe in die Gelenke verurteilt.
Die Hinrichtung ist ein großes Spektakel mit Händlern und über zehntausend Schaulustigen. Alle freuen sich schon darauf den verhassten Mörder endlich am Kreuz hängen zu sehen.
Grenouille wird mit einer Kutsche vorgeführt. Doch Grenouille hat sich mit dem Duft der toten Mädchen besprüht, mit dem ihm die Leute lieben und
vertrauen und das die Menschenmenge in einen Zustand der Massenhypnose versetzt.
Als Grenouille aus der Kutsche steigt, überfällt die Schaulustigen das Gefühl, dass Grenouille unschuldig ist. Die Vollstrecker werden vor Mitleid handlungsunfähig und plötzlich halten alle Grenouille für das volkommenste,
attraktivste und schönste Wesen auf der Welt. Doch Grenouille erkennt, dass er die Menschen hasst und er will, dass die Leute ihn nicht mehr lieben. Vor lauter Aufregung fällt er in Ohnmacht. Grenouille wacht in Laure Richis Bett
auf, deren Vater ihn eigentlich wegen dem Mord an seiner Tochter gehasst hat. Richis erzählt Grenouille, dass ihn die Zeugen freigesprochen haben. In der nächsten Nacht verschwindet Grenouille aus Richis Haus. Er geht nach
Paris, wo er am 25.Juni 1767 ankommt. Grenouille sucht die Gemeinschaft mit Dieben und Mördern auf einem Pariser Friedhof. Dort besprüht er sich mit dem Rest seines perfekten Parfums. Alle fühlen sich auf einmal in Liebe zu ihm hingezogen.
Sie stürzen sich wie Hyänen auf ihn und in einer halben Stunde ist Grenouille restlos aufgefressen.
Deutung: Das Parfum ist nicht nur ein Kriminalroman, sondern auch ein Stück Sitten- und Kulturgeschichte des 18.Jahrhunderts. Grenouilles äußere Erscheinung ist ziemlich unauffällig und er hat keinen eigenen Körperduft.
Nie hat ihm jemand Sympathie oder Liebe entgegengebracht, was sich jedoch schlagartig ändert, als es ihm gelingt den Duft der Mädchen zu materialisieren. Durch seinen außerordentlich widerstandsfähigen und
genügsamen Körper überlebt Grenouille alle Krankheiten und Unmenschlichkeiten. Während seiner ganzen Jugend, während der es ihm immer schlecht geht, macht Grenouille sich extra klein und unauffällig und wartet auf bessere Zeiten. Grenouille lebt in sich selbst verkapselt und lehnt die Menschen ab. Er hat bis zu seinem Tode nie einen Freund und nimmt seine ganze Umwelt nur in Form von Gerüchen wahr. Obwohl Grenouille ein Genie ist,
wächst zu einer extrem unharmonischen, herzlosen Kreatur heran, deren einziges wirkliches Gefühl der Hass ist. Er empfindet nichts dabei, wenn er einen Menschen umbringt, keine Rachegefühle, keineTrauer und kein Mitleid.
Grenouille bringt seiner Umwelt die gleiche Hartherzigkeit und Gefühlslosigkeit entgegen, die er ertragen muss.
Sein Ziel ist es, das perfekte Parfum zu kreieren. Mit Kaltblütigkeit bereitet er sich jahrelang und sehr gezielt auf die Morde vor, das einzige Motiv ist der Duft, die Gestalt der Mädchen interessiert ihn nicht.Grenouille ruft jedoch trotz seiner abscheulichen Taten nicht nur Ablehnung, sondern auch Mitleid und Betroffenheit hervor. Als Grenouille endlich an seinem Ziel angekommen ist und ein unwiderstehliches Parfum gefunden hat, wird ihm klar, dass die Leute nur seinen Duft lieben und nicht seine Person. Daraufhin resigniert er entäuscht und sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben und benutzt sein Parfum dazu, sich selbst umzubringen. Süskind hat mit Grenouille einen Repräsentanten der weniger schönen Seite des wissenschaftlichen Fortschritts geschaffen und deutet anhand dessen Entwicklungsgangs auch heutige Missstände an.
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