Unter dem Einfluss Platons und Immanuel Kants vertritt Schopenhauer in seiner Erkenntnistheorie die Position des Idealismus. Er beschreitet jedoch innerhalb dieser Grundauffassung einen eigenen Weg und lehnt die Philosophie Hegels ab. Durch das Aufgreifen der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Zeit ist Schopenhauer in der Lage, eine Physiologie der Wahrnehmung zu entwickeln. Nach seiner Konzeption existiert die Erscheinungswelt nur insoweit, als sie wahrgenommen wird und im menschlichen Bewusstsein ist, also als Vorstellung. Er stimmt jedoch nicht mit Kant darin überein, dass das Ding an sich jenseits aller Erfahrung liegt und deshalb nicht erkannt werden kann. Nach Schopenhauer liegt der Vorstellungswelt der Wille zu Grunde, den er als grundlosen und ziellosen (blinden) Drang versteht. Im Gegensatz zur Philosophie Hegels spricht er damit der Welt und der Geschichte jeglichen Sinn ab. Dem Willen liegt nicht nur das Handeln des Menschen zugrunde, sondern er umfasst die gesamte Wirklichkeit, das heißt die organische (tierische und pflanzliche) und die unorganische Natur. Er objektiviert sich in der Erscheinungswelt als Wille zum Leben und zur Fortpflanzung. Diese Lehre vom "Primat des Willens\" bildet die zentrale Idee der Schopenhauer'schen Philosophie, sie hatte weit reichenden Einfluss und begründet die Aktualität von Schopenhauers Werk.
Der Wille ist ein nicht zu befriedigender Daseinsdrang, aus dem das Leiden des Menschen erwächst, denn der Wille erzeugt ständig neue Bedürfnisse, die letztendlich nicht befriedigt werden können. Höchster Ausdruck des Willens ist der Geschlechtstrieb. Da es aufgrund der nicht zu befriedigenden Wünsche kein dauerhaftes Glück gibt, ist das Leben unausweichlich von Schmerz und Leiden gekennzeichnet. Auf dieser Einsicht basiert Schopenhauers pessimistische Grundhaltung. Auf einer höheren Stufe kann der Mensch jedoch dem Diktat des Willens entrinnen und ist dadurch fähig, sich selbst zu erlösen. Die Erlösung vom Leiden geschieht durch die Verneinung des Willens, die der Mensch entweder durch Kontemplation in der Kunstbetrachtung oder durch Askese und Entsagung gewinnt, durch die sämtliche Bedürfnisse zum Schweigen gebracht werden. In der Kunstbetrachtung löst sich der Mensch vom Willen und wird "reines, willenloses Subjekt der Erkenntnis\". Nach Schopenhauers Ästhetik wirkt die Kunst als "Quietiv des Willens\".
Während der Mensch in der Kunstbetrachtung nur vorübergehend die Fesseln des Willens ablegt, zeigt Schopenhauers Ethik den Weg zur endgültigen Negation des Willens. Schopenhauer fundiert seine Ethik im Gegensatz zu Kant nicht in der Vernunft und im Sittengesetz, sondern er sieht das Mitleid als die Basis des moralischen Handelns. Durch das Mitleid wird der Egoismus überwunden, der Mensch identifiziert sich mit dem anderen durch die Einsicht in das Leiden der Welt. Schopenhauers Metaphysik ist stark vom Buddhismus geprägt, und in seiner Ethik verbindet er buddhistische Anschauungen mit denen der christlichen Mystik.
Bei seinem Erscheinen wurde Schopenhauers Werk kaum beachtet, erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann es seine weit reichende Wirkung zu entfalten. Im Bereich der Philosophie beeinflusste er besonders Friedrich Nietzsche und die Lebensphilosophie Henri Bergsons, in der Musik u. a. Richard Wagner, in der Literatur Thomas Mann. Schopenhauers Lehre vom Primat des Willens hatte tief greifenden Einfluss. In der Psychologie wurden seine Gedanken u. a. von Eduard von Hartmann und Sigmund Freud aufgenommen. Denn
hier ist ein Kerngedanke der Psychoanalyse vorgeprägt, der ein grundlegend anderes Menschenbild hervorbringt: Die Ratio des Menschen ist nur ein Oberflächenphänomen, während das Handeln weitgehend durch verborgene Triebregungen gelenkt wird.
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