3.1 Einleitung
So wie Ford selbst, benötigen auch die Zulieferer Angaben über den vorgesehenen Bedarf aller Teile, die sie liefern müssen, bzw. für den Zusammenbau von Baugruppen benötigt werden.
Konkret soll zwischen zwei Arten von Berichten (die die Zulieferer von Ford erhalten) unterschieden werden.
Materialfreigabe oder Releases für die folgenden sechs Monate (werden mindestens einmal pro Monat aktualisiert) und
der "Daily-Call-In" auch DCI.
Beide Berichte werden in der Datenverarbeitungszentrale in Köln ermittelt und über das Informationsnetz "Ford-Net", an das die Zulieferer angeschlossen sind, an diese weitergeleitet.
Die Zulieferer werden zu diesem Zweck von Ford kostenlos mit einem Personal Computer der Marke IBM ausgestattet und bekommen eine Mailbox zugewiesen. Die Übertragung der Daten erfolgt in Form eines sogenannten Batches, d.h. daß - sobald die Verbindung hergestellt wurde- die gesamte Information auf einmal auf die Festplatte des PCs des Zulieferers überspielt wird und dort dann, ohne daß die Verbindung weiter aufrechterhalten werden muß, weiterverarbeitet werden kann.
Jeder Zulieferer erhält die Materialfreigabe für jene Teile, die ihn betreffen, als Information über den voraussichtlichen Bedarf.
3.2 Wie wird die Materialfreigabe ermittelt?
Der Bedarf an Teilen und Baugruppen für die Montage wird so festgelegt, als ob er am selben Tag, an dem die fertigen Autos das Montagewerk verlassen (Off-Line date), entstünde. Der erfolgte Verbrauch an Material wird auch erste an dem letzten Kontrollpunkt im Werk (Off-Line Assy. am Ende der Montagelinie) vom Zentralcomputer registriert und von den Beständen abgerechnet, die eigentliche Herstellung muß natürlich schon um einige Tage (also um die Durchlaufzeit) früher beginnen.
3.3 Der Daily Call-In (DCI)
Der DCI oder täglicher Abruf ist die Benachrichtigung des Tagesbedarfes, den die Zulieferer jeden Morgen neu erhalten. Auch der DCI wird für jeden Teil getrennt berechnet, allerdings täglich, und über das Ford-Net den Zulieferern übertragen.
Der DCI ermittelt den Tagesbedarf für die folgenden 10 Produktionstage und wird täglich aktualisiert.
Berechnet wird er über Nacht im Zentralcomputer von Ford in Köln, nachdem dieser um 22:00 Uhr (ab 21:30 steht die Produktion bis 6:00 still) die Daten des Computers aus Valencia erhalten hat (mit den genauen Angaben über den dortigen Materialverbrauch an diesem Tag).
Ein Materialüberschuß ist an sich für den Produktionsablauf kein Problem, ganz im Gegenteil, stellt jedoch unnötige Kosten und zusätzliches Handling dar, da das Material irgendwo zwischengelagert werden muß (unnötiger Platzbedarf und weiters Widerspruch zum Kernziel des JIT-Konzepts): die Fahrt mit dem Schlepper zum Lager einerseits und die Fahrt zur Produktionslinie andererseits.
3.3.1 Die Segmentierung
Die Segmentierung ist das genaue, kurzfristige Produktionsprogramm für die Werke von Ford. Sie gibt die an jedem Tag zu produzierenden Mengen jeder Fahrzeugvariante an, ohne eine genaue Reihenfolge oder Sequenz (innerhalb eines Tages) vorzugeben.
Die Segmentierung berücksichtigt Parameter wie das Modell (Fiesta oder Escort), die Ausstattung (C, CL, CLX oder Ghia) sowie andrer Optionen wie z.B. Klimaanlage oder Servolenkung. In der Praxis kann es oft zu mehr oder weniger plötzlichen oder unvorhergesehenen Schwankungen in den Kapazitäten für die verschiedenen Varianten kommen, z.B. weil eine erwartete Lieferung von Material, das für eine bestimmte Variante benötigt wird, nicht rechtzeitig eintrifft, sodaß diese Variante vorerst nicht hergestellt werden kann. Dieser Umstand erklärt sich sehr deutlich in Bild 1.
3.3.2 Das Stock Status System
Das Stock Status System ist das EDV-unterstützte Bestandsführungssystem von Ford. Die wichtigste Information ist jene über Materialein- und ausgang. Der Materialeingang oder die Materialannahme wird vom System registriert, sobald die Daten des entsprechenden Lieferscheins eingegeben werden. Dies geschieht i.a. täglich, jeweils um 20 Uhr. Normalerweise werden die Daten des Lieferscheins auf deren Übereinstimmung mit der tatsächlichen Lieferung überprüft, bei den JIT-Lieferungen kann man jedoch aus Zeitgründen nur die Anzahl der Ladeeinheiten überprüfen (nicht deren genauen Inhalt), sodaß eventuelle Abweichungen nicht registriert werden können.
3.3.3 Material in Konsignation
Unter Konsignation ist zu verstehen, daß dem Zulieferer von Baugruppen für deren Zusammenbau Material überlassen wird, das an sich Eigentum von Ford ist (dieses Material wird von Ford bestellt und auch von Ford bezahlt).
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