2.1 Die Administration
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Die US-Regierung interessierte sich lange nicht für die Vorgänge im Kosovo. 1998 nahm vor allem die Lewinsky-Affäre einen Großteil der Aufmerksamkeit von Präsident Bill Clinton und der Administration in Anspruch. Erst zum Jahreswechsel 1998/1999 begann sich die Administration immer mehr für das Kosovo-Problem zu interessieren. Zu diesem Zeitpunkt spitzte sich die Situation immer mehr zu.
Vergleich mit Adolf Hitler
Nach dem Scheitern der Konferenz von Rambouillet schwor Clinton die NATO auf eine einfache Formel ein: "Luftangriffe ja, Bodentruppen nein." Clinton gelang es die amerikanische Öffentlichkeit und den Kongress für seine Politik und für die Unterstützung der Luftangriffe zu gewinnen. Auch Ministerin Madeleine Albright forderte ein entscheidendes Eingreifen des Westens gegen Diktator Milosevic. Sie verglich ihn sogar mit Adolf Hitler.
Am 24. März 1999 fliegt die NATO ihre ersten Bombenangriffe gegen Ziele in Rest-Jugoslawien. 80 % der Einsätze werden von amerikanischen Soldaten geflogen. Über Rest-Jugoslawien geht ein wahrer Bombenregen nieder, der die Entschlossenheit der NATO beweisen soll. Die Luftangriffe verfehlen vorerst ihre Wirkung. Entgegen aller Erwartungen gibt Milosevic seinen Kampf gegen die Kosovaren nicht auf. Ganz im Gegenteil: er ordnet die Ausweitung der ethnischen Säuberungen und die Vertreibung der Kosovaren durch die serbische Armee an.
Erinnerungen an Vietnam wurden wach. Es schien als sei Amerika wieder in einen Krieg "hineingeschlittert". Auch über die Ziele der Luftangriffe war sich die amerikanische Administration nicht mehr einig. "Nur" die Annahme des Friedensvertrages von Rambouillet durch die Serben war überholt. Dieser sah ein autonomes Kosovo innerhalb Rest-Jugoslawiens vor. Nach den Greueltaten der Serben war diese Variante aber inzwischen völlig unrealistisch geworden.
Unter Absprache mit den anderen NATO-Staaten legten die USA folgende Ziele fest:
1. Sofortige Einstellung der serbischen Gewaltakte im Kosovo
2. Abzug sämtlicher serbischen Truppen im Kosovo
3. Schnelle Rückkehr der geflohenen Kosovo-Albaner
4. Einberufung einer Konferenz über den zukünftigen Status des Kosovo
5. Sicherung des Friedens im Kosovo durch NATO-Truppen
Mitte April zeigte sich, daß die NATO mit ihren Luftangriffen nicht in der Lage war, ihre Ziele durchzusetzen. Der Ruf nach dem Einsatz von Bodentruppen wurde immer lauter. Bisher war Clinton strikt gegen diesen Einsatz. Er war sich sicher, daß man Milosevic auch nur mit Luftangriffen besiegen könne und ging davon aus, daß die amerikanische Bevölkerung keinen gefährlichen Bodenkrieg mit amerikanischen Soldaten dulden würde. Mitte April schwenkte die öffentliche und politische Meinung um. Clinton erklärte offen, dass man den Einsatz von Bodentruppen nicht strikt ablehnen dürfe. Nachdem Meinungsumfragen wieder einen Einsatz von Bodentruppen ablehnten, nimmt auch Clinton wieder Abstand von dieser Möglichkeit. Er hatte in der Frage nach dem Einsatz von Bodentruppen keine klare Meinung, sondern richtete sich nach der Öffentlichkeit. Diese Wankelmütigkeit gefährdete den Zusammenhalt der Allianz mehrmals.
Clintons Rückhalt in der Bevölkerung sinkt
Je länger der Krieg dauerte, um so größer wurde die Kritik gegenüber Clinton und der Administration. Doch Clinton verfolgte auch weiterhin seinen Zick-Zack-Kurs und verlor immer mehr Rückhalt bei der Bevölkerung. Gleichzeitig rechtfertigte Clinton seine Politik immer verzweifelter: "Wir sind im Kosovo, weil wir eine moralische Verantwortung haben, uns Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Massenmorden und Säuberungen aus ethnischen und religiösen Gründen entgegenzustellen, wo wir können. Weil wir eine Sicherheitsverantwortung haben, eine Ausweitung des Krieges in Europa zu verhindern... " Völlig überraschend akzeptierte Slobodan Milosevic nach 79 Tagen die Forderungen der Allianz.
Der Sieg machte die monatelange zögerliche Haltung der amerikanischen Administration und vor allem Clintons schnell vergessen. Genauso wie die Tatsache, dass der Frieden eher durch glückliche Fügung, als durch die Entschlossenheit und starke Führung der USA, zustande kam.
2.2 Die Position des Kongresses
In der demokratischen Partei herrschte lange Zeit ein Streit über die richtige Strategie bezüglich des Kosovo-Konflikts. Letztlich gelang es Präsident Clinton seine Partei für seine Politik der "Luftangriffe" zu gewinnen. Auch während des Krieges unterstützte der größte Teil der Demokraten die Politik Clintons, oder verhielt sich ruhig.
Schwieriger stellte sich die Situation bei den Republikanern da. Noch am 11. März 1999 erklärten Führer der Republikaner im Repräsentantenhaus, daß sie ein militärisches Eingriffen der USA im Kosovo nicht unterstützen würden. Nachdem alle friedlichen Lösungsbemühungen gescheitert waren, stimmten dennoch 20% der republikanischen Abgeordneten des Repräsentantenhausen mit den Demokraten. Damit wurde ein US-Militäreinsatz im Kosovo ermöglicht. Im Senat die gleiche Situation: Zuerst gaben die meisten republikanischen Senatoren bekannt, daß sie gegen eine Intervention im Kosovo seien. Am 23. März 1999 stimmten 38 zu 16 Senatoren gegen einen militärisches Eingreifen der USA. Doch zusammen mit den demokratischen Senatoren, die fast geschlossen für eine Intervention stimmten, kam eine Mehrheit für die Luftangriffe zusammen (58 zu 43 Stimmen).
Zick-Zack-Kurs bei Demokraten und Republikanern
Auch in den darauffolgenden Wochen waren die Meinungen bei den Republikanern bezüglich des Kosovo-Einsatzes gespalten. Die Tatsache, daß der Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 2000 bevorsteht, dürfte diesen Prozeß sogar noch gesteigert haben. Die einzelnen Meinungen richteten sich dabei nach den Pluspunkten, die die Republikaner mit ihren Meinungen für den Wahlkampf sammeln können. Die einen forderten die Ausweitung der Luftangriffe, andere einen neuen Isolationismus der USA und wiederum andere den Einsatz von Bodentruppen. Selbst nach Friedensschluss gelingt es Präsident Clinton und seiner Partei nur mit Mühe Mittel für die Kosovo-Friedenstruppe bewilligt zu bekommen. Dabei hat er mit dem erbitterten Widerstand vieler republikanischer Kongressabgeordneten zu tun.
2.3 Die Position der amerikanischen Öffentlichkeit
Eine Meinungsumfrage im Februar 1999 zeigte, dass nur 42 Prozent der Befragten einer US-amerikanischen Intervention im Kosovo positiv gegenüberstanden. Gleichzeitig gaben aber 49 Prozent an, dass die USA die moralische Pflicht haben, dabei zu helfen den Frieden im Kosovo zu bewahren. Eine weitere Umfrage nach Beginn der Intervention Ende März, zeigte, dass nun 54 Prozent einen Einsatz unterstützten. Die Ablehnung in der Bevölkerung war auf 43 Prozent gefallen. Dieser Meinungsumschwung lässt sich durch das Werben Präsident Clintons für seine Politik erklären. Auch die Vorgänge im Kosovo selbst wurden nun verstärkt von der amerikanischen Bevölkerung wahrgenommen. Eine Meinungsumfrage im Nachrichtenmagazin Newsweek lieferte ähnliche Ergebnisse. Danach unterstützten Prozent der Amerikaner die Entscheidung ihres Präsidenten, Luftangriffe durchzuführen. 62 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass Luftangriffe allein nicht ausreichen würden, um die Serben zum Einlenken zu bewegen. Demgegenüber stehen aber nur 47 Prozent, die auch einen Einsatz von amerikanischen Bodentruppen befürworten. Im Verlauf des Kosovo-Krieges ließ sich ein Trend feststellen: Mit jedem weiteren Kriegstag nahm in der amerikanischen Bevölkerung die Bereitschaft ab, das Leben amerikanischer Soldaten zu opfern. Mitte Mai befürwortete nur noch eine Minderheit der Bevölkerung den Einsatz von Bodentruppen im Kosovo.
Amerikaner werden Kriegsmüde
Zunehmend machte sich auch eine Kriegsmüdigkeit in den amerikanischen Medien breit. Meldungen zum Kosovo-Krieg fielen immer kürzer aus und wanderten in den Medien in die hinteren Teile der Ausgaben. Schließlich verlor Clinton immer mehr Rückhalt für seine Politik in der Bevölkerung. Nach dem Einlenken Slobodan Milosevics zeigte sich die amerikanische Bevölkerung erleichtert. Auch Clinton profitierte vom Ende den bewaffneten Konflikts. Die Zustimmung für seine Politik wuchs wieder.
2.4 Das Pentagon
Das Pentagon warnte bereits vor Kriegsausbruch davor, daß Luftangriffe allein nicht ausreichen könnten. Gegenüber dem Einsatz von Bodentruppen zeigte es sich skeptisch. Zu gefährlich sei ein solcher Einsatz, weil das Kosovo unzugänglich sei. Die Amerikaner hätten mit etlichen Opfern unter ihren Soldaten rechnen müssen.
Im Laufe des Krieges wurde die Luftflotte der USA in der Krisenregion immer weiter ausgebaut. Ab Mitte Mai forderten hohe Militärs, z. B. Clark, Bodentruppen aufzustellen, damit man im August möglicherweise einsatzbereit ist. Eine solche Aufstellung hätte sich aber als äußerst schwierig erwiesen.
3. Eigene Meinung
Länger als erwartet hat er gedauert, der Kosovo-Krieg. Nicht der erste Krieg, den der Serbe Slobodan Milosevic angezettelt hat. Innerhalb von wenigen Jahren hat er den Balkan in vier Kriege gestürzt.
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