Das Bewusstsein der ÖsterreicherInnen hinsichtlich der ausländischen Bevölkerung ist stark geprägt durch die Zuwanderung der sogenannten "Gastarbeiter" seit Anfang der 60-er Jahre. Mit anderen Worten, die meisten Österreicher konnotieren mit dem Begriff "Ausländer" Staatsangehörige der beiden "typischen" Anwerbeländer Ex-Jugoslawien und Türkei. Dieses einseitige Bild entspricht nicht der Realität, denn in den letzten 10- 15 Jahren haben sich die Herkunftsländer der MigrantInnen und deren strukturelle Merkmale deutlich verändert. Österreichs "MigrantInnenlandschaft" stellt ein Mosaik aus mehreren Nationalitäten dar. Als Beispiel für die "neue Zuwanderung" wären die EinwanderInnen aus den ostmitteleuropäischen Staaten Polen, Ungarn, Tschechien , Slowakei und Indien zu nennen. Diese lassen sich anhand folgenden strukturellen Merkmalen von den klassischen Gastarbeitern unterscheiden. 1.)Die Geschlechterproportion: Während es sich bei den EinwanderInnen aus den "Gastarbeiterländern", um vornehmlich männliche Person handelt , weisen MigrantInnen aus ostmitteleuropäischen Staaten eine hohe Feminisierung in den jüngeren Alterssegmenten auf. Obwohl insgesamt der Anteil der Männer überwiegt, dominieren in der Altersgruppe der 20- bis unter 35- Jährigen die Prozentsätze der polnischen, ungarischen, tschechischen und slowakischen Frauen. Gründe dafür könnten die spezielle Nachfrage an weiblichen Arbeitskräften aber auch einfach die "Migrationslust" der Frauen sein. Bei den indischen EinwanderInnen ist hinsichtlich des Geschlechterverhältnisses eine gegenläufige Entwicklung festzustellen, sowohl insgesamt als auch in dieser speziellen Altersgruppe ist der Anteil der weiblichen indischen Einwanderer im Abnehmen. 2.) Der Bildungsstand: Eine Konstante bei den MigrantInnen aus ostmitteleuropäischen Staaten ist ihr hohes Bildungsniveau. Bei der Volkszählung 1991 weisen die in Österreich erwerbstätigen OstmitteleuropäerInnen eine AkademikerInnenquote von fast 12% und einen Maturaanteil von nahezu 20% auf. Die MigrantInnen aus Ex-Jugoslawien und der Türkei weisen deutlich geringere Vergleichswerte auf. Bei den indischen EinwanderInnen findet sich hinsichtlich des Bildungsniveaus kein einheitliches Bild. Unter den weiblichen indischen Migranten, die in Österreich im gesundheitlichen Bereich z.B. als Krankenschwestern beschäftigt sind finden sich viele Chemikerinnen und Physikerinnen, während im Gegensatz dazu viele indische Migranten als Marktfahrer und Kolporteure, also in niedriger qualifizierten Berufen, tätig sind. Im Fachjargon spricht man von einem "Brain-drain" und "Brain-waste" aus Indien.
3.)Konzentration auf bestimmte Branchen: Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen den MigrantInnen aus Ex-Jugoslawien und der Türkei und denen aus Ostmitteleuropa, ist die Tatsache, dass sich Letztere ein breiteres berufliches Spektrum erschlossen haben. Obwohl die MigrantInnen der Reformstaaten ebenfalls wie die klassischen EinwanderInnen in Industrie und Gewerbe konzentriert sind, weisen sie aber dennoch einen wesentlich höheren Beschäftigungsanteil in technischen Berufen, in Verwaltungs-, Büro- und Gesundheitsbereich als die Vergleichsgruppen auf. Im Gegensatz dazu ist das berufliche Spektrum der indischen MigrantInnen weitaus mehr beschränkt. Rund 49% gehen einer Beschäftigung im Gesundheitswesen nach und ungefähr 27% sind im Dienstleistungsbereich tätig, vor allem im Gastgewerbe. Im Allgemeinen lässt sich die Tatsache, dass ArbeitsmigrantInnen, die aus Nicht-EU Ländern stammen, auf gewisse berufliche Branchen konzentriert sind darauf zurückführen, dass ihnen der österreichische Arbeitsmarkt nur selektiv zugängig gemacht wird. Viele Jobs sind einfach für sie nicht verfügbar, obwohl sie die notwendigen Qualifikationen dafür hätten. 13.)
|