Der Erwerb von Kolonialreich lag für Deutschland für lange Zeit ausserhalb des Denkbaren. Diese Ausgangslage änderte sich nach der Reichsgründung nur langsam. Als das Reich aber gefestigt war begann es begleitend zur wirtschaftlichen Expansion im Zeichen des Freihandels den deutschen Handel in Übersee zu unterstützen.
Ein wichtiges Hindernis für die eigentliche Kolonialherrschaft war der Reichskanzler Bismarck selbst. Er wollte vermeiden, dass sich Deutschland wegen kolonialer Interessengegensätze die Feindschaft anderer europäischer Grossmächte einhandelte. Ausserdem betrachtete er Kolonien als unnötigen Luxus.
Diese Politik wurde jedoch 1884/85 aufgegeben. In kürzester Zeit sicherte sich Deutschland eine Reihe sogenannter Schutzgebiete in Afrika sowie einige Inseln im Pazifik. Dazu gehörten die heutigen Länder Kamerun, Namibia, Tansania und Togo. Es gab drei wichtige Gründe für den Richtungswechsel:
. Das deutsche Reich befand sich in einer aussenpolitisch günstigen Lage. Alle Grossmächte ausser Frankreich suchten die Freundschaft Deutschlands.
. Der Druck der deutschen Öffentlichkeit zugunsten einer imperialistischen Politik wuchs.
. Allmählich schlossen sich dir Tore für den Freihandel, denn die noch nicht kolonisierten Gebiete wurden besetzt.
Das neue deutsche Kolonialreich nahm sich im Vergleich zum britischen oder auch zum französischen Imperium bescheiden aus.
In den neunziger Jahren wurde die imperialistische Politik Deutschlands von Willheil II geführt (wilhelminische Weltpolitik). Es gab kaum Landgewinn doch trug sie entscheidend zur Verschärfung der kolonialen Gegensätze zwischen den Grossmächten bei.
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