So stellte man 1932 fest, dass der Verlauf des Schweinepreises regelmäßige, drei- bis vierjährige Zyklen aufweist. Dieser Schweinezyklus ist das klassische Beispiel für das zyklische Cobweb-Theorem.
Während die Nachfrage im Zeitverlauf jeweils etwa konstant blieb, änderte sich die Angebotmenge und damit auch der Preis zyklisch. Eine für die Landwirte günstige Relation zwischen Schweine- und Futterpreisen regte zu gestiegener Aufzucht von Schweinen an. Das vergrößerte Angebot erscheint aber erst nach einem timelag von ca. 15 Monaten (Zeit zwischen Ferkelzeugung und Schlachtreife) und kann dann nur zu einem geringeren Preis abgesetzt werden. Weitere 15 Monate später ergibt sich das umgekehrte Bild: niedriges Angebot zu hohen Preisen.
Grund dafür, dass die optimale Allokation verhindert wurde, ist vor allem die "naive" Erwartungsbildung. Statt aus den zyklischen Bewegungen der Vergangenheit zu lernen, richten die Produzenten wie im Coweb-Modell ihre Produktionsentscheidung am Preis der aktuellen Periode aus. Hierbei vergessen die Produzenten aber, dass, bereits erwähnt, die Schweine erst nach einer Zeitverzögerung von ca. 15 Monaten auf den Markt komen. Die Produzenten wollen somit auf eine aktuelle Situation reagieren, die Wirkung ihrer Maßnahme tritt aber erst später auf und bedingt ein Überangebot an Schweinen zum späteren Zeitpunkt.
Innerhalb einer Periode ist die Angebotsmenge mehr oder weniger konstant (es braucht Zeit, bis neue Schweine heranwachsen), so dass der Produzent seine Fehlplanung nicht korrigieren kann (preisunelastischer Verlauf der kurzfristigen Angebotskurve). Demzufolge kommt es zu den beschriebenen Schwankungen.
Heutzutage besteht aber die Möglichkeit, die Folgen des Schweinezyklus' zu mindern, da Lagerhaltung (Tiefkühlung) existiert. Überproduktion kann somit gelagert und in Zeiten der Knappheit wieder abgesetzt werden (wenn auch zu unterschiedlichen Preisen). Darüber hinaus kann exportiert und importiert werden.
Das Spinnweb-Theorem kann aber nicht nur auf Marktsituationen von Produkten angewandt werden. Auch der Arbeitsmarkt verhält sich nach ähnlichen Regeln:
In den 60iger Jahren wurden aufgrund akuten Lehrermangels die Gehälter dieses Berufsstandes drastisch heraufgesetzt. Eine Dekade später blickte die Nation auf eine Lehrerschwemme.
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