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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Dividende

Deportation



Die Deportation von Millionen jüdischer Europäer bildeten eine organisatorische Voraussetzung für den Holocaust. Aus mehreren Gründen hatten die Nationalsozialisten beschlossen, dass viele Juden nicht in ihren Heimatgebieten ermordet werden sollten, sondern in eigens errichteten Tötungslagern in Polen. Vor allem war es Hitler und den anderen NS-Führern klar, dass die Morde in gewisser Heimlichkeit durchgeführt werden müssten. So konnte man die Juden in West-, Mittel- und Südeuropa nicht in ihren Heimatländern ermorden, weil die deutschen Besatzer auf Zusammenarbeit mit der dortigen Zivilbevölkerung angewiesen waren. In Teilen Polens, in der Sowjetunion und den baltischen Ländern dagegen wurden viele Juden öffentlich und in der Nähe ihrer Wohnstätten massenhaft erschossen. Auch hier aber erschien es den Verwaltern des Völkermordes bald praktischer, die Opfer in Tötungslager zu deportieren: Der Massenmord in den Lagern war industrieller, schneller und unpersönlicher als das direkte Erschießen, das die mordenden Polizisten und SS-Angehörigen stärker belasten konnte.
Das gut ausgebaute europäische Straßennetz machte es möglich, Transporte aus allen Ecken Europas nach Polen durchzuführen. Wenn man die Mehrzahl der über eine Million Juden, die allein nach Auschwitz-Birkenau transportiert wurden, dort nicht ermordet hätte, dann wäre dieser kleine Ort eine der größten Städte Europas geworden. In der neben einigen Ghettos gab es einen "Umschlagplatz", meist ein Marktplatz oder eine größere freie Fläche. In kleineren Ghettos nutzte man den Platz für "Selektionen", bei denen entschieden wurde, welche Menschen zur Ermordung fortgeschafft werden sollten und welche weiterhin für Sklavenarbeit "nutzbar" schienen. In den größeren Ghettos lag dieser Platz oft an Eisenbahnlinien. Um Deportationen aus Warschau zu erleichtern, wurde sogar extra ein Eisenbahngleis zum Umschlagplatz des Ghettos gelegt.
Die Massendeportationen aus dem Warschauer Ghetto nach Treblinka begannen am 23. Juli 1942. Jeden Tag trieb man im Ghetto tausende Juden zusammen, eine Aufgabe, die der jüdische "Ordnungsdienst" zusammen mit der SS und deren lettischen, ukrainischen und litauischen Hilfstruppen ausführen musste. Die täglich zu erfüllende Anzahl lag bei 6000 bis 7000 Menschen. Es gab Razzien und ganze Häuser und Straßenzüge wurden deportiert. Andere Opfer wurden zum Umschlagplatz gelockt, indem man ihnen versprach, sie würden dort Brot bekommen.
Am 5. oder 6. August 1942 wird der Arzt und Pädagoge Janusz Korczak zusammen mit 200 elternlosen Kindern aus seinem Kinderheim im Ghetto nach Treblinka deportiert. Korczak hat das Angebot, sich selbst durch Übertritt auf die "arische" Seite zu retten, abgelehnt. Er geht an der Spitze der Kolonne mit einem Kind an der Hand durch das gesamte Ghetto zum Umschlagplatz.
Auf dem Umschlagplatz mussten die Menschen mitunter mehrere Tage warten, bis leere Güterwagen zur Verfügung standen. Es gibt viele erhaltene Zeugenaussagen über die fürchterlichen Zustände in diesem Warteraum des Todes. Bis Mitte September 1942 wurden allein von diesem Platz am Warschauer Ghetto mehr als 260000 Menschen in die Tötungslager deportiert. Die letzten Transporte nach Treblinka und in andere Lager fanden im Zusammenhang mit dem Ghettoaufstand im April und Mai 1943 statt.

 
 

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