Beim Hypogäum (\"das unter der Erde liegende\") in Hal Saflieni, einem absolut einzigartigen Höhlenlabyrinth, handelt es sich um eine der ältesten bekannten Ritenstätten der Welt. Diese in ganz Europa einzige vollständig erhaltene neolithische Tempelanlage wurde drei Stockwerke (ca. 11m) tief in den Stein getrieben.
Das Hypogäum wurde 1902 in Paola, nahe der Inselhauptstadt Valletta, beim Bau eines Stadthauses entdeckt. Anfangs wurde das Höhlenlabyrinth zunächst geheimgehalten. 1905 begann der maltesische Jesuitenpater Sir Zammit mit der wissenschaftlichen Erforschung der Anlage, die ca. 5.000 Jahre alt ist. Er verstarb wenig später auf einer Missionsreise in Nordafrika, ohne Aufzeichnungen über die Ausgrabungen zu hinterlassen.
Widersprüchlichen Quellenangaben zufolge wurden die unterirdischen Säle und Kammern, Nischen und Gänge zwischen 3.200 und 3.000 v.Chr. aus dem Stein gehauen - andere Quellen nennen 3.800 v.Chr., wiederum andere das Zeitintervall von ca. 3.600-2.500 v.Chr.
Zu den Funden gehört die berühmte Skulptur der \"schlafenden Dame\", vermutlich eine Priesterin, die heute im Archäologischen Museum besichtigt werden kann. Auch der Fund von etwa 7000 Skeletten, ebenso die mit Spiralmotiven ausgemalten Räume und die architektonische Gestaltung lassen auf die Nutzung schließen: als Kultstätte, aber auch als Begräbnisstätte, vielleicht auch zur Weissagung und als Vorratsspeicher.
Nach der erstmaligen Eröffnung im Jahre 1913 durch die britische Queen Mary besuchten Abertausende von Besuchern diese Attraktion. Ab 1992 wurden Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten erforderlich, da einerseits die Zerstörung durch Besucher fortschritt und andererseits auch eine Grünalge zunehmend die Wände zuwucherte. Acht Jahre nach der Schließung wurde das Hypogäum wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
Heute gewährleistet eine Klimaanlage, dass Luftfeuchtigkeit und Temperatur stets im optimalen Bereich liegen. Besucher werden innerhalb des Hypogäums über einen schmalen Gehweg geleitet. Um Algenwuchs zu verhindern, herrscht überwiegend nur eine sehr schwache Beleuchtung. Markante Stellen werden zeitweise heller erleuchtet.
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