1. Luftverunreinigungen
Sämtliche feste, flüssige und gasförmige Substanzen, die in der "reinen" Luft nicht oder nur in äußerst geringen Mengen enthalten sind werden als Luftverunreinigung bezeichnet. Derartige Stoffe können durch natürliche Vorgänge (biolog. Abbauprozesse, Vulkanausbrüche) oder durch Verbrennungsprozesse, Kfz-, Industrieabgase, Kernwaffenversuche u. a. in die Luft gelangen. Luftverunreinigungen sind v. a. Stäube (Flugasche, Ruß usw.), Schwefeloxide, Schwefelwasserstoff, Stickstoffoxide, Ammoniak, Kohlenoxide, Kohlenwasserstoffe und Ozon. Daneben können örtlich Chlorwasserstoff, Fluorverbindungen, Chlor und andere Substanzen auftreten. In der Technik wurden zahlreiche Methoden und Verfahren entwickelt, durch die das Austreten von Luftverunreinigungen (Emissionen) verhindert oder wenigstens verringert wird.
Zu einem großen Problem wurden die Luftverunreinigungen in den letzten Jahrzehnten, weil mit steigender Bevölkerungsdichte, zunehmender Industrialisierung, größerer Verkehrsdichte usw. die Konzentration der Luftverunreinigungen über Ballungs- und Industriegebieten stark ansteigt und häufig Werte erreicht, bei denen Beeinträchtigungen und Schädigungen bei Mensch, Tier und Pflanzen, bei Bauwerken u. a. auftreten.
2. Umweltpolitik
Saubere, schadstofffreie Luft zählt zu den Existenzgrundlagen allen Lebens auf unserer Erde. Ein Ziel der Umweltpolitik ist es, den Menschen und die Umwelt vor schädlichen Einwirkungen zu schützen und Vorsorge gegen das Entstehen von Luftschadstoffen zu treffen. Gemäß dem Vorsorgeprinzip setzen die nationalen Schutzmaßnahmen direkt an den Schadstoffquellen an. Zur Verringerung der grenzüberschreitenden Luftverschmutzung und zum Schutz unseres Klimas ist eine enge Zusammenarbeit der internationalen Staatengemeinschaft erforderlich.
3. Schadstoffe in der Luft
Luft besteht etwa zu 78 % aus Stickstoff, zu 21 % aus Sauerstoff und zu 1 % aus dem Edelgas Argon. Alle zusätzlichen Gase und partikelförmigen Stoffe sind Verunreinigungen der Luft.
Es werden drei große Schadstoffgruppen unterschieden:
· anorganische Gase: Schwefeldioxid, Stickstoffoxide, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid
· organische flüchtige Verbindungen (VOC): Kohlenwasserstoffe (z.B. Benzol), Aldehyde (z.B. Formaldehyd)
· partikelförmige Stoffe: Ruß, Flugasche, Staub.
Hauptverursacher von Luftschadstoffen sind:
· Verkehr
· Haushalte und Kleinverbraucher
· Industrie
· Kraft- und Fernheizwerke
Der Verkehr ist der bedeutendste Verursacher bei den Luftschadstoffen. Hier entstehen ca.
- 69 % der Stickstoffoxidemissionen,
- 63 % der Kohlenmonoxidemissionen und
- 46 % der flüchtigen organischen Verbindungen.
Dagegen emittieren die Kraft- und Fernheizwerke ca.
- 73 % der Schwefeldioxidemissionen,
- 49 % der Staubemissionen und
- 39 % der Kohlendioxidemissionen.
Die Reduzierung der verkehrsbedingten Luftschadstoffe basiert auf Maßnahmen zur
· Verkehrsvermeidung
· Verkehrsverlagerung auf umweltschonendere Verkehrsmittel
· fahrzeugtechnischen Verbesserung der Verkehrsmittel durch fortschrittliche Fahrzeugtechnik oder die Verbesserung der Kraftstoffe.
· Seit 1. Januar 1993 Ausstattung aller Neufahrzeuge mit Ottomotor mit dem geregelten Drei-Wege-Katalysator. Ca. 53 % aller zugelassenen Fahrzeuge mit Ottomotor sind bis jetzt mit diesem Katalysator ausgestattet. Durch ihn wird der Ausstoß von Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoff und Stickstoff um jeweils bis zu 90 % gesenkt.
· Seit 1985 steuerliche Förderung schadstoffarmer Pkws.
· Pkws verbrauchen heute durchschnittlich 20 % weniger Kraftstoff als noch vor 15 Jahren. Angestrebt wird ein Flottenverbrauch von fünf Litern auf 100 Kilometer für das Jahr 2005.
· Einführung einer obligatorischen Abgasuntersuchung seit 1985 für Pkws mit Ottomotor, seit 1993 für alle Katalysator- und Dieselfahrzeuge.
· Verbot von verbleitem Normalbenzin durch die Novelle des Benzinbleigesetzes von 1988
· Dank Steuervergünstigungen für bleifreies Benzin wird in Deutschland mittlerweile zu 90% mit unverbleitem Kraftstoff gefahren. Auf diese Weise wurde die Luft 1993 mit 4 200 t giftigem Blei weniger belastet.
· Auch die Schwefeldioxidemissionen bei Dieselfahrzeugen wurden durch Absenkung des Schwefelgehaltes im Dieselkraftstoff um etwa 60 % vermindert.
4. Der saure Regen - Ein hoher Preis für den Fortschritt
In weiten Teilen Europas leidet die Natur unter der Luftverschmutzung und - damit einhergehend - dem sauren Regen. Ganze Wälder sterben, und in zahlreichen Seen erlischt alles Leben. Verursacht werden die Schäden durch Schwefeldioxid, Stickoxide und andere Abgase, die bei der Verbrennung von Kohle, Heizöl, Holz und Erdgas freigesetzt werden. In vielen Wäldern bietet sich ein beklemmendes Bild: Kahle Baumgerippe strecken ihre gebleichten Äste anklagend gegen den Himmel, und vermeintlich gesunde Nadelbäume lassen bei genauerem Hinsehen bereits die Symptome des Siechtums erkennen: schüttere Kronen und schlaff herabhaengende Zweige mit gelblichen Nadeln.
In der BRD beträgt der Anteil der geschädigten Waldfläche etwa 52%. Beängstigend schlecht steht es um die Schweizer Bergwälder, und hier in Österreich ist der Anteil der kranken Wälder ebenfalls auf über 40% angewachsen. Das Seensterben greift vor allem in Skandinavien und in Nordamerika um sich. In Tausenden der wunderschön in die waldreiche Landschaft eingebetteten Seen ist kein Fisch mehr zu finden.
Nicht nur die Natur ist das Opfer der heimtückischen Umweltvergiftung - auch menschliche Bauten erleiden schwere Schäden. Antike Bauten, die Jahrhunderte überdauert haben, sind nur durch ständige Restaurationsarbeiten vor dem raschen Zerfall zu bewahren. Berühmte Beispiele: der Parthenon in Athen, das Kolosseum in Rom und der Kölner Dom. Der Sandstein zersetzt sich mit beängstigender Geschwindigkeit unter der Einwirkung der Säuren.
Das saure Niederschlagswasser richtet auch im Boden folgeschwere Schäden an. Es verbindet sich mit wichtigen Pflanzennährstoffen und wäscht sie aus. Der Boden wird ausgelaugt, so daß die betroffenen Pflanzen - Blumen, Bäume und auch Feldfrüchte - unter Mangelerscheinungen leiden und schließlich eingehen. Das saure Sickerwasser löst auch Metalle wie Aluminium aus dem Boden und spült diese dann in Bäche und Seen. Dort wirken sie für Pflanzen und Fische tödlich. Bezeichnenderweise sehen saure Seen mit ihrem klaren Wasser besonders schön aus, denn in dem sterilen Milieu kann sich auch das kleinste Lebewesen nicht mehr halten.
Die Folgen der Luftverschmutzung wurden schon früh erkannt. Bereits 1872 beschrieb der britische Chemiker Robert Angua Smith den Zusammenhang zwischen Abgasen und festen Luftschadstoffen auf der einen Seite und dem sauren Regen auf der anderen. Messungen haben ergeben, daß das Regenwasser in manchen Gebieten rund 100mal saurer ist als unter normalen Verhältnissen. Die Schadstoffe treiben mit der Luftströmung in großen Höhen oft Tausende von Kilometern weit und fallen dann erst als saurer Regen oder Schnee zur Erde. Das erklärt auch, warum selbst im hohen Norden Wälder und Seen sterben.
Ein Blick auf die Statistik zeigt, daß Großbritannien, die USA, die ehemalige Sowjetunion, die ehemalige Tschechoslowakei, die BRD, Frankreich, Polen und Kanada die größten Schadstoffmengen in die Luft blasen.
Sie gehen nur zum Teil wieder im jeweiligen Land nieder - die übrige Schmutzfracht fällt in Form von saurem Regen auf andere Staaten herab.
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