Die möglichen Spätwirkungen von Nerven-Kampfstoffen sind immer noch weitgehend unbekannt. Daher sind die Auswirkungen des Golfkriegs von 1991 möglicherweise von großer Bedeutung für eine Einschätzung der Spätfolgen von Nervengiften, und im Besonderen des Sarins: Am 17. Januar 1991 begann der Golfkrieg mit massiven Bombardements der Amerikaner gegen Ziele im Irak. Dabei lagen die damals veröffentlichten Verluste der Amerikaner zunächst bei 148 Toten und 467 Verletzten. Aber bereits einige Monate später klagten die ersten der in der Golfregion eingesetzten Soldaten über diverse und teilweise diffuse Beschwerden. Diese wurden anfangs als typische psychische Kriegsfolgen eingestuft. Mittlerweile sind aber ca. 159.000 US-Veteranen, also rund ein Viertel der damals insgesamt eingesetzten Soldaten, von diesen Symptomen betroffen. Die Beschwerden begannen mit einem Leistungsabfall und unerklärlichen Stimmungsschwankungen. Später kamen Schwindelanfälle, Extremitätenversagen bis hin zu Ohnmachtsanfällen hinzu. Im Endstadium zeigten sich alzheimerähnliche Symptome mit schweren Gedächtnisausfällen und Persönlichkeitsveränderungen. Bei Schnittbilduntersuchungen des Gehirns (CT, MRT) zeigten bzw. zeigen sich schwammartige Veränderungen. Es wurden zahlreiche Erklärungen für diese als \"Golfkriegs-Syndrom\" bezeichnete Erkrankung angeboten: von der Verantwortung der bei den Soldaten vor Kriegsbeginn erfolgten Schutzimpfungen, über die Giftschwaden der brennenden Ölfelder bis hin zu der zahlreich verschossenen Uranmunition. Mittlerweile gibt es dafür aber eine sehr einleuchtende Erklärung:
Am 4. März 1991 bombardierte die US-Luftwaffe ein riesiges Munitionslager im Süden des Iraks, in der Nähe der Ortschaft Khamisiyah. In diesem Depot befand sich bewiesenermaßen auch Sarin. Zusammen mit anderen Substanzen wurde das Sarin auf Grund des Bombardements in die Atmosphäre freigesetzt und über weite Teile des Landes, sogar bis nach Kuwait hinein, verbreitet. Da den eingesetzten Soldaten diese Tatsache seinerzeit nicht bekannt war und daher auch keine Schutzmaßnahmen ergriffen wurden, bzw. die eingesetzten Schutzanzüge und -masken sich mittlerweile als unzureichend erwiesen haben, sind wahrscheinlich zahlreiche US-Soldaten der Wirkung des Sarins ausgesetzt gewesen. Um jedoch zu einem wissenschaftlich haltbaren Urteil kommen zu können, wäre es erforderlich, auch intensive Untersuchungen an der Zivilbevölkerung, die der \" Wolke\" ebenfalls ausgesetzt war, sowie an den ca. 5.000 überlebenden Opfern des Giftanschlags mit Sarin der AUM-Sekte in Tokio durchzuführen. Ernst zu nehmende Toxikologen halten derartige Vermutungen derzeit allerdings für reine Spekulation.
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