2.1 Warenmangel
Bis Ende der 80er Jahre herrschte in allen Staaten die sogenannte Planwirtschaft (als Gegenstück zur freien Marktwirtschaft). Das hatte dazu geführt, daß praktisch alle Güter "Mangelware" waren: zB hatte ein Trabi eine Lieferzeit von ca. 8 (!) Jahren.
Bananen, Kekse, Damenstrümpfe und vor allem die Zigarettenmarke "Marlboro" waren für die Geschäftsleute aus dem Westen beliebte "Türöffner" und für die Empfänger begehrte kleine Statussymbole, die sie innerhalb der Gesellschaft als Außenhandelsleute auswiesen.
In dieser Zeit gab es in den heute als Einkaufsstraßen bekannte Straßen, wie der Rakoci U. in Budapest (Pendant zur Mariahilfer Straße in Wien) mehr oder weniger kein einziges Geschäft.
Der Mangel war in allen Ländern unterschiedlich groß, Ungarn hatte mit Abstand die beste Versorgung, Polen und Rumänien die Schlechteste.
2.2 Geldversorgung
Die Einkommen waren aus westeuropäischer Sicht sehr gering, aber im Vergleich zum Warenangebot mehr als ausreichend. Das heißt jeder hatte Geld, konnte aber zumindest mit der lokalen Währung nicht viel kaufen.
Nachdem die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln und Wohnung durch den Staat garantiert war, hatten die Menschen das Gefühl von relativer Sicherheit, nach der sich heute viele wieder sehnen - vor allem diejenigen, die den Zug in die neue Zeit verpaßt haben, oder bei denen er gleich gar nicht vorbeigefahren ist.
2.3 Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt war im Grunde gar keiner, weil jedem Arbeit garantiert war. Das hat dazu geführt, daß die meisten Betriebe personell stark überbesetzt waren und damit die Produktivität sehr gering war.
Außerdem bestand weder die Notwendigkeit noch die Möglichkeit die menschliche Arbeitskraft durch moderne Produktionsmethoden zu ersetzten. Ein weiteres großes Problem (wie sich erst später herausstellen sollte) war, daß hauptsächlich für den Binnenmarkt sowie für die sogenannten Bruderländer und hier insbesondere für Rußland produziert wurde. Für diese Märkte wurde auch der niedrigste Qualitätsstandard als ausreichend betrachtet, weil diese Lieferungen nie wirklich bezahlt wurden, sondern über undurchsichtige Verrechnungsmethoden beglichen wurden.
Kündigungen, Entlassungen waren unbekannt, Aufstiegsmöglichkeiten waren praktisch immer an politische Aktivitäten (ebenso wie die Ausbildungsmöglichkeiten) gebunden, weshalb eine Motivation zur Leistung praktisch nicht vorhanden war. Jeder, der die Möglichkeit dazu hatte, versuchte Westgeld zu verdienen und anzusparen was für viele dann als Startkapital nach Ende der Planwirtschaft diente.
2.4 Handelsbilanzen
Aus heutiger Sicht sind die Handelsbilanzen der Ostländer während der Zeit des Kommunismus sehr schwer zu interpretieren - Hauptgrund sind eben die undurchsichtigen Verrechnungen zwischen den einzelnen Ländern.
Die Exporte in den Westen dienten ausschließlich der Devisenbeschaffung und die Preisgestaltung der zu exportierenden Gütern beruhte in den seltensten Fällen auf einer richtigen Kostenrechnung bzw Kostenkalkulation.
Ein großer Teil der Güter wurde auf den Weltmärkten in preislich höhere Produkte umgewandelt und damit beachtliche Gewinne erzielt. Beispielsweise exportierte Ungarn riesige Mengen Panonia Käse, welcher schlußendlich als Schweizer Emmentaler auf den Überseemärkten verkauft wurde. Das war möglich, weil Panonia Käse vom Aussehen und Geschmack für den Nichtspezialisten nur schwer zu unterscheiden war. Der Exportpreis für ein Kilogramm Panonia Käse war zu dieser Zeit 1 USD/kg.
Importiert wurde nur das Notwendigste wobei die Bedürfnisse der Bevölkerung kein wirklicher Maßstab waren. Außerdem waren viele Güter, die für die Entwicklung der Ostvolkswirtschaften sehr wichtig gewesen wären, wie zB Computertechnologie mit einem strikten und strengstens überwachten Exportverbot von Seiten der westlichen Wirtschaftsmächte belegt.
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