Die Möglichkeit sich mit der Geschichte des Landes zu beschäftigen hatte Folgen. Überall wurde an die "Mankurt-Parabel" erinnert, wonach die Versklavung eines Volkes mit der Betäubung seines Erinnerungsvermögens beginnt. Im Baltikum wurde der Protest immer größer und die Forderungen einer Loslösung von der UdSSR immer lauter. Es gab immer wieder sogenannte Kalenderdemonstrationen. Zu historischen Gedenktagen wie zum Bespiel den Zwangsanschluss an die Sowjetunion. In Kasachstan und der Ukraine forderten Nationen unter Tito eine Aufklärung über die Zwangskollektivierung unter Stalin.
In Regionen, in denen nur ein Bruchteil der Ausbeute wertvoller Ressourcen zurückfloss spielten diese Motive eine große Rolle bei den Bestrebungen unabhängig zu werden.
Der Zorn der Unionsrepubliken wuchs auch durch die sogenannte Sprachpolitik. 1961 wurde von Chruschtschow das Russisch als zweite Mutersprache der Nichtrussen definiert. 1988 erhielten nur noch 39 Völker Unterricht in ihrer Sprache. Nichtrussen waren darauf angewiesen, russisch zu lernen, umgekehrt aber sprachen nur wenige Russen die Muttersprache ihres langjährigen Wohnortes (wenn der nicht gerade in Russland lag). Die einheitliche russische Sprache sollte das Hauptmittel der Integration der Völker sein. Das einheitliche Sowjetvolk sollte also einheitlich russisch sprechen können. Ende der 70er Jahre war es sogar das Ziel an den Hochschulen russisch als einzige Unterrichtssprache durchzusetzen. Dieses Vorhaben ging allerdings nach hinten los. Das angestrebte Ziel wurde mit Widerstand der Bevölkerung beantwortet. Sie sahen ihre nationale Sprache bedroht.
Diese Politik hatte Ende der 20er Jahre zwei Ziele verfolgt: die Ausbreitung russischer Regionen in der gesamten Union und die Vermischung der Völker. In der Zeit der Reformen nach 1985 wurde die russische Einwanderung in vielen Republiken zu einem der Hauptanstöße der nationalen Ausschreitungen. Diese Mischstrategie brachte genau das Gegenteil was erreicht werden sollte. Erreicht werden sollte eine konfliktbeseitigende Maßnahme, bewirkt wurde eine konfliktschaffende.
Auch der Umweltfaktor wurde zu einem wichtigen Faktor im Auflösungsprozess. In keinem anderen Industrieland sind so lange und so systematisch Land, Luft, Wasser und Menschen vergiftet worden.
Die Umweltkatastrophen waren teilweise so groß, dass sie von einigen Bewohnern als unmittelbare Bedrohung ihrer Existenz angesehen werden mussten. In einer Analyse von Mitarbeitern der ehemaligen Akademie der Wissenschaften wurden 1992 innerhalb der zerfallenen Union in 300 Regionen die Bevölkerung ausgewiesen, in denen akute Gefahren durch Umweltverschmutzung bestanden und bestehen.
Tschernobyl, Ostseeverschmutzung und Baumwollmonokulturen in Mittelasien und andere starke Umweltverschmutzungen, führten in den einzelnen Regionen zu Aktivitäten gegen diese Umweltausnutzung. Dazu kam noch der Kampf gegen den Bau von neuer Kernkraftwerke in der Ukraine und Litauen, gegen den erweiterten Abbau der Phosphoritvorkommen im Nordosten von Estland oder gegen die bedrohlichen Schadstoffemissionen in Jerewan. Die entstehenden regionalen Bewegungen verschmolzen sich mit der Nationalbewegung. Ein weit entferntes Zentrum, so nahm man an, wäre auch in Zukunft nicht in der Lage, Entscheidungen mit ausreichender Rücksicht auf die regionalen Gegebenheiten und die Bevölkerung zu treffen.
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