Der Finanzplatz Tessin ist einer der korruptesten Finanzplätze der Schweiz. Im Tessin gibt es um die 80. Banken, davon aber nur vier Grossbanken. Es gibt sehr viel Geldwäscherei, Zigarettenschmuggel, aktive Korruption und zum Teil auch Erpressung. Man bezeichnet den Finanzplatz als Drehscheibe für die Wäsche von Mafia - Geldern. Der Finanzplatz machte erstmals vor Beginn des 1. Weltkrieges negative Schlagzeilen, denn nirgends war das Bankensterben so gross wie im Tessin. Drei der sieben Tessiner Banken gingen in den Ruin. Viele Kleinsparer verloren ihr Geld, allein die Verluste er Banca Cantonale Ticinese beliefen sich auf 13 Millionen damaliger Franken, was einen schwereren Schlag fürs Tessin bedeutete. Dies sollte sich aber wieder ändern, denn in den 60er Jahren brachten viele italienische Sparer ihr Geld ins Tessin, um es vor der hohen Inflation und dem Fiskus zu schützen. Dies ging in den 70er Jahren noch weiter als die Angst vor dem Terrorismus aufkam. Das Geld floss locker, man kam den Geldgebern sogar entgegen, um das Geld sicher zur Bank zu bringen, es begannen viele Leute illegal Geld über die Grenze zu schmuggeln. Da die Banken förmlich aufblühten, wurde dringend Personal benötigt, man stellte ungenügend ausgebildete Leute an. Wer auf dem Land als Bauer arbeitete, bekam gleichwohl die Chance auf eine Stelle in der Bank. Während Ende des 1.Weltkriegs nur 350 Angestellte in 14 Banken arbeiteten, waren es im Jahre 1990 annähernd 9000 Männer und Frauen, also 25 mal mehr als 45 Jahre zuvor. Die Zahl der Banken hatte sich auf 58 vervierfacht. Der Finanzplatz Tessin wurde hinter Zürich und Genf zum drittwichtigsten Finanzplatz der Schweiz. Zwischen 1978 und 1990 öffneten weitere 20 Banken eine Niederlassung im Tessin. 1990 besassen die Grossbanken (damals noch vier) ein Viertel der gegen Tausend Bankschalter, hielten die Hälfte der im Tessin gesammelten Ersparnisse und beschäftigten 43% der Bankangestellten.
Heute bieten sich dem Finanzplatz neue Entwicklungsmöglichkeiten. Das Tessin liegt am Rande von Piemont, Lombardei und Venetien, einem der bedeutendsten Industrie- und Wachstumsräume der EU. Der Bankplatz Tessin übt eine grosse Anziehungskraft auf die Tessiner/Innen aus. Während früher eine Stelle beim Bund ein beliebtes Ziel war, ist heute die Arbeit in einer Bank besonders begehrt. Doch das Personalwachstum ist im Jahr 1990 zum Stillstand gekommen. Seither wird rationalisiert, konzentriert und fusioniert, vielen Bankangestellten wurde gekündigt, andere wurden frühpensioniert oder suchten neue Arbeitsplätze. Innert sieben Jahren bis Ende 1997 schrumpfte die Zahl der Angestellten um einen Sechstel. Der Finanzplatz besteht allerdings nicht nur aus Banken, es gehören auch Versicherungen, Treuhand- , Revisions- und Beratungsfirmen sowie Softwarehersteller dazu.
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