Es ist Nacht. Mondschein erhellt eine kalte Steinwüste. Ein Mensch liegt da auf dem Rücken, weiß bandagiert von oben bis unten. Nur das linke, geschlossene Auge ist frei; auf dem rechten Auge, auf dem Herzen und auf dem Genital blubbert je ein feuchter, roter Fleck durch den Stoff der Bandage.
Plötzlich, wie auf ein Zeichen, öffnet sich das Auge, schaut hin und her. Es schließt sich wieder, öffnet sich wieder. Noch mal, mehrmals. Zuckend, nervös springt das Auge hin, her und wieder hin, so als suchte es am Himmelszelt nach der Antwort auf seine dringlichste Frage. Nach und nach beruhigt sich der Blick, wandert langsamer und kommt schließlich, einen einzigen Stern fixierend zur Ruhe. Der Mensch zieht sich zusammen, so klein er kann, so fest es geht, wird fast zum Ei, ganz Kraftpaket. Und dann, dann beginnt er inbrünstig zu brüllen: All seine Kraft liegt in diesem endlosen Schrei, und wie er so schreit, be-ginnt das Blut um so stärker aus seinem Genital, seinem Herzen und seinem Auge zu sprudeln.
Doch dann scheint sich der Schrei von diesem Menschen zu lösen. Du siehst ihn nicht mehr; Steinwüste im Mondlicht - das ist jetzt nur noch ein irisierendes Graublau, aber der Schrei schwillt immer noch an, so als würde er Dir aus nächster Nähe, in beide Ohren gleichzeitig hineinbrüllen. Und auf einmal verstehst Du, was passiert ist: Der Schrei hat sich auf immer und ewig eingenistet in Deinem Schädel, und immer wieder, wenn Mondschein Deine kalte Steinwüste erhellt, wird er wieder hörbar werden, unüberhörbar werden, gellend und grell: Dein Schädel ist nur noch sein Resonanzraum.
(Die hier beschriebene Angel Dust Halluzination stammt von einem anonymen Verfasser und ist dem Buch 'Designer-Drogen' von Arman Sahihi entnommen.)
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