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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die deutsche militärstrategie im i. weltkrieg



"Alles war bewußt auf eine Karte gesetzt worden. Diese Karte war der Sieg des Deutschen Reiches über Frankreich. Auf diese Aufgabe waren Rüstungspolitik, Ausbildung und Bewaffnung des deutschen Heeres ausgerichtet!" (Schulte)
"Deutschlands Feldzugsplan, Deutschlands Siegeschancen beruhten auf der Voraussetzung, daß Rußland nach Kriegsausbruch nicht gleich in voller Stärke werde antreten können" (Graf Kielmansegg)


Der Schlieffenplan
1905 - vom damaligen Chef des deutschen Generalstabes Graf Alfred von Schlieffen entworfenes Konzept der Kriegführung
Ziel: Vermeidung eines Zweifrontenkrieges durch einen konzentrierten, schnellen Angriff auf Frankreich, bevor Rußland angriffsbereit ist


Planung der ersten Phase
Eindringen starker deutscher Truppen über Belgien und Luxemburg unter Umgehung der nördlichen Grenzbefestigungen Frankreichs
- rasche Umschließung der Hauptstadt Paris
- Abdrängen der französischen Hauptstreitkräfte ins Moselgebiet, an die Schweizer Grenze
- Abschneiden von der Versorgung vom Hinterland
- Suchen nach einer militärischen Entscheidungsschlacht
- nach dem erwarteten militärischen Sieg in Frankreich konzentrierter militärischer Einsatz deutscher Armeen im Osten
- bis zu diesem Zeitpunkt sollen 40 deutsche und österreichische Divisionen die Grenzen gegen 90 russische Divisionen verteidigen

Mängel des Schlieffenplans

- Berechnungen nach dem Stand von 1905:
- falsche Einschätzung der russischen Truppentransportfähigkeiten und des Zeitfaktors bei der Generalmobilmachung Rußlands
- in der Entwicklungsrate 1905 - 1914 bleibt Rußland unbeachtet
- politische Entwicklungen 1905 - 1914 bleiben ebenfalls unberücksichtigt
- der Schlieffenplan rechnete fest mit der Neutralität Großbritanniens, da 1905 der Interessenausgleich mit Rußland noch nicht erfolgt war
- das Ablaufschema des Schlieffenplans erforderte die deutsche Initiative beim Beginn der Kriegshandlungen
- das deutsche Reich befand sich in der Rolle des Angreifers (Kriegsschuldfrage)
- die deutsche Flotte hatte im Schlieffenplan keinerlei Funktion, eine mögliche Blockade der deutschen Nordseehäfen durch Großbritannien war nicht einkalkuliert, weder 1905 noch 1914 verfügte die deutsche Armee über die im Schlieffenplan vorgesehene Heeresstärke
- zu der im Schlieffenplan vorgesehenen Strategie gab es keine Alternative für den Fall eines gescheiterten Durchmarschs durch Belgien und Frankreich - es waren keine Vorkehrungen getroffen
- keine konkrete zeitliche und inhaltliche Planung des Ostfeldzuges
Die gefährlichen Konsequenzen des Schlieffenplans wurden in der Julikrise deutlich. Militärstrategische Überlegungen zwangen die deutschen Politiker zu überstürzten Ultimaten und Kriegserklärungen
"So kam es zu der ungeheuren politischen Torheit ... daß Deutschland an Rußland und Frankreich den Krieg erklärte. Denn der Kanzler (Bethmann Hollweg) war den Generälen unterlegen, die klare Verhältnisse schaffen wollten."

 
 

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