Obwohl die meisten Unternehmer Kalvinisten waren, also aus dem protestantischem Christentum stammten, Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Wohltätigkeit zu ihren Wertvorstellung zählten und sie sicher weder Unmenschen noch Sklaventreiber sein wollten, zwang der unerbittliche Konkurrenzkampf der freien Wirtschaft sie doch dazu, das Lohnniveau extrem niedrig zu halten.
Damit brachten sie ohne dies zu wollen viele Menschen aus der Arbeiterschaft in große soziale Not.
Die Arbeiter, die in der glücklichen Situation waren, einen Arbeitsplatz zu haben, verbrachten oft bis zu 14 Stunden am Tag in der Fabrik, bekamen wenn überhaupt maximal eine Woche Urlaub im Jahr und das oft auch nur, wenn sie bereits 10 Jahre von der Volljährigkeit an in dem Betrieb gearbeitet hatten, ohne Ausfälle aufzuweisen. Aber auch dann konnten sie den Zeitpunkt des Urlaubes nicht selbst bestimmen.
Während der Arbeitszeit bestimmte der Takt der Maschinen den Arbeitsrythmus der Arbeiter in der Fabrik. Ein Verlangsamen des Arbeitstempos oder gar eine individuelle Pause, um vielleicht eine Toilette aufzusuchen oder ähnliches, war nicht möglich. Zudem mussten sich die Arbeiter dem strengen Fabrikreglement unterwerfen, dass sowohl den Arbeitsablauf, als auch das Verhalten auf dem Gelände der Fabrik regelte, von den Arbeitern ein Höchstmaß an Disziplin einforderte und all das mittels harter Strafen durchsetzte.
Für die an Heimarbeit auf dem Lande gewohnten Arbeiter war der Dienst in den großen Fabriken eine enorme Umstellung. Wenn auch die Fabriken der frühen Industrialisierung selten mehr als 300 Beschäftigte zählten, so war die Atmosphäre doch durch eine den Arbeitern unbekannte Anonymität geprägt. So war häufig sogar die unnötige Unterhaltung untereinander , genau wie alles andere von der Arbeit ablenkende, bei Strafe verboten.
Die sonstigen Arbeitsumstände waren für heutige Vorstellungen unhaltbar. Die Räume vieler Arbeitsstätten waren viel zu dunkel und schlecht beheizt. Die Luft war voll mit Abgasen und Staub. Es war zugig und schmutzig . Die Arbeiter und Arbeiterinnen mussten oftmals die vielen Stunden ihrer Dienstzeit in ein und derselben Körperhaltung verbringen, also entweder an Maschinen stehend oder zum Beispiel an einem Webstuhl in gebückter Haltung sitzend.
Diese Zustände führten nicht selten zu berufsspezifischen Krankheiten und einem schnellen Verschleiß der Arbeiter und Arbeiterinnen.
Dies betraf besonders die in den Fabriken beschäftigten Kinder.
Die durch die Bevölkerungsexplosion in die Städte strömenden Menschenmassen, sprengen anfänglich den Rahmen der Unterbringungsmöglichkeiten. Wohnungen bestehen häufig nur aus einem Zimmer, das zugleich Wohn-, Schlaf- und manchmal auch noch Arbeitsraum ist. Bettgeher. Es kam nicht selten vor, dass eine Familie über 30 Schlafleute beherbergte.
Da auch die Heizkosten für viele Arbeiterfamilien zu hoch waren, war die Küche mitunter der einzig richtig beheizte Raum, der Wohnraum hingegen blieb kühl. Sanitäranlagen waren entweder auf dem Treppenabsatz zwischen den Etagen oder gar nicht im Haus zu finden. Ein Bad in der Wohnung war nur ganz selten zu finden.
Die Wohnungen selbst waren nur spärlich eingerichtet und befanden sich zumeist in mehrstöckigen Mietskasernen. Dies und die mangelnde Hygiene erschwerten die Abwehr und die Bekämpfung von Seuchen und Krankheiten.
Dies war besonders schlimm, da das Gesundheitswesen nicht genug ausgeprägt war und ein normaler Arbeitnehmer und Lohnempfänger sich auch keinen Arzt hätte leisten können. Längere Krankheiten waren damit automatisch mit einem sozialen Abstieg und völliger Verarmung verbunden. Auch gab es erst sehr spät Kranken- und Unfallversicherungen, die jedoch kaum das Existenzminimum sicherten, geschweige denn eine Familie versorgten.
Hilfe von den verschiedenen karitativen Einrichtungen, oder auch von den kirchlichen Hilfsorganisationen anzunehmen, war immer mit einer gesellschaftlichen Schmach verbunden und wurde deshalb weitestgehend vermieden.
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